DIE STORY: „Herz aus Stahl“ ist ein beinharter Kriegsfilm, der in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland spielt. April 1945: Der Sergeant Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) rollt mit seinem Sherman-Panzer namens „Fury“ (so lautet auch der Originaltitel des Films) immer tiefer ins Feindesland. Die Nazi-Diktatur liegt endlich in den letzten Zuckungen – der Widerstand gegen die Alliierten ist noch aufrecht. Die US-Soldaten geraten in brutale Gefechte. Das Problem ihrer Panzertruppe: Die amerikanischen Shermans sind den deutschen „Tiger“-Tanks weit unterlegen.
Wardaddy und seine Panzerbesatzung sind eine verschworene Gemeinschaft. Eine Familie von Kriegern, die schon viel miteinander durchgemacht haben (und dabei mehr und mehr verrohten). Einer der fünf Männer ist beim letzten Gefecht gefallen. Als Ersatz wird der frisch rekrutierte G. I. Norman Ellison (Logan Lerman) an Bord geholt; ein Softie, der noch keine Ahnung hat, was ihn erwartet. Wardaddy erkennt: der ängstliche und skrupelbehaftete Junge könnte zur Gefahr für die „Fury“-Besatzung werden. Also schickt er sich an, aus Ellison einen Kämpfer zu machen.
DIE STARS: So uncharmant wie in „Herz aus Stahl“ hat man Brad Pitt (der großartig spielt) noch nie im Kino gesehen. Sein Wardaddy ist ein abgebrühter, zynischer Soldat, dessen Handwerk das Töten ist – um die Nazis zu besiegen, aber auch, um seine eigenen Leute am Leben zu erhalten. Mit Shia LaBeouf („Transformers“), Michael Pena („American Hustle“) und dem rauen Jon Bernthal („The Wolf of Wall Street“) hat er eine entschlossene Truppe um sich.
Logan Lerman („Percy Jackson“) überzeugt als scheuer junger Soldat, der auf die harte Art lernt, dass man im Krieg töten muss, um eine Chance aufs Überleben zu haben. Die deutsche Newcomerin Alicia von Rittberg, die gerade mit Ewan McGregor die Le-Carré-Verfilmung „Verräter wie wir“ abgedreht hat, sorgt für die wenigen weichen Momente in dem harten Film.
DIE KRITIK: „Herz aus Stahl“ ist nicht nur wegen seiner vielen realistisch brutalen Kampfszenen ein Kriegsfilm, der aus dem Rahmen fällt. Autor/Regisseur David Ayer erzählt keine Heldengeschichte (auch wenn die Sympathien natürlich bei den Amerikanern liegen). Der Film verherrlicht in keiner Sekunde die Gewalt; ganz im Gegenteil. Hier geht es um die pure Unmenschlichkeit des Krieges, in dem junge Leute auf beiden Seiten der Front dazu gezwungen werden, einander umzubringen.
„Ideen sind friedlich – die Geschichte ist gewalttätig“, sagt Brad Pitts Wardaddy einmal. Seine Kämpfer und er sind, ob sie das nun wollten oder nicht, mitten in das Inferno hineingeraten. Das Publikum erfährt am Beispiel des Kriegs-Neulings Norman Ellison, was diese Existenz bedeutet.
Logan Lerman spielt die Angst und die Skrupel dieses G.I.s bravourös aus. Norman Ellison weigert sich instinktiv, zu töten. Das ist ehrenwert. Bei einem Einsatz drückt er einmal in einem entscheidenden Moment nicht ab. Der junge Deutsche, den er verschont, zerstört daraufhin mit einer Panzerfaust einen amerikanischen Tank. Die Besatzung verbrennt. Und Wardaddy zwingt seinen Rookie danach in einer grausamen Szene, einen deutschen Gefangenen zu erschießen. Danach hat Ellison seine Lektion verstanden.
Regisseur David Ayer, der zuletzt mit dem Schwarzenegger-Actionreißer
„Sabotage“ einen wirklich öden Film drehte, hinterlässt mit „Herz aus Stahl“ tiefen Eindruck. Er schickt seine kleine Panzertruppe in ein Gefecht nach dem anderen; nur einmal durchbrochen von einer Kaffeepause in einem eroberten Dorf, in der ein wenig Humanismus und Sinnlichkeit mitschwingen dürfen. Doch dann geht’s ab ins nächste Inferno: Das Kriegsende mag nur noch wenige Tage entfernt sein. Die Lebensgefahr für die Soldaten besteht weiter.
Brad Pitt und seine Jungs spielen Soldaten, die sich ein Herz aus Stahl antrainieren mussten, um diesen Wahnsinn irgendwie zu überstehen. Wenn die Truppen aufeinander losschießen, dann geht es nicht um Heldenmut und Ideologie, um Gut oder Böse. Dann geht es schlicht darum, einen Atemzug länger am Leben zu bleiben als der Gegner. Und dann noch einen Atemzug. Und noch einen.
„Herz aus Stahl“ macht mit großer Brutalität die absolute Sinnlosigkeit des Krieges zum Thema. Das verleiht diesem blutroten Schlachtengemälde fast so etwas wie eine pazifistische Note. Sehenswert.
Wir empfehlen bei diesem Film übrigens ganz besonders die Originalfassung. Nicht nur, weil es authentischer ist, wenn US-Soldaten Englisch sprechen. Man erlebt auch in etlichen Szenen, wie sich Brad Pitt an der deutschen Sprache versucht. Klingt gut.
IDEAL FÜR: alle, die es vorziehen, wenn Konflikte durch Verhandlungen gelöst werden statt durch Gewalt.