Hercules
Ein Halbgott zieht in den Krieg
DIE STORY: „Hercules“ (Dwayne Johnson) hat die Nase voll. Zwar redet die ganze Welt von seinen legendären Kräften und seiner göttlichen Abstammung als Sohn des Zeus. Aber hier auf der Erde nützt ihm das wenig. Nachdem er wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hat, zur Persona non grata erklärt wurde, muss er sich als Söldner verdingen. Als er von König Cotys (John Hurt) gebeten wird, ihn in der Schlacht um Thrakien zu unterstützen, kommt er darauf, dass gegen ihn ein Riesenkomplott gesponnen wurde. Zeit, um in den Krieg zu ziehen, seinen eigenen Krieg.
DIE STARS: Der Film gehört einem mittelmäßigen Schauspieler, der ein unglaublicher Sympathieträger ist. Was der Ex-Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson aus diesem Hercules macht, wie viel Muskelmasse er sich antrainiert hat, wie locker und charmant er diesen Göttersohn gibt, das ist aller Ehren wert. Von nun an gilt: Wenn Hercules, dann Steve Reeves oder Dwayne Johnson.
DIE KRITIK: Hercules und seine gigantischen Abenteuer. Seine Kämpfe gegen Monster, die nicht von dieser Welt scheinen. Wer erinnert sich nicht daran, als Kind die Geschichten über den Götter-Spross vorgelesen bekommen oder selbst gelesen zu haben. All das nun mit neuester Technik im Jahr 2014 auf der großen Leinwand. Das wär`s doch! Aber Regisseur Brett Ratner („Rush Hour“) hat daran nicht das geringste Interesse. Einige von Hercules‘ Aufgaben erscheinen nett bebildert am Anfang, dann wechselt der Focus abrupt. Hier geht es in erster Linie nicht um Legendenbildung sondern um Dekonstruktion.
Ratner stellt seinen Hercules (Dwayne Johnson) als eine Art Freibeuter oder Gesetzlosen vor, der seine Ehre verloren hat (die er zum Glück im furiosen Finale wiedererlangen wird) und der nun mit einigen Weggefährten durch die Lande zieht, um seine Dienste meistbietend zu verkaufen. Eine Heimat hat er nicht mehr.
In kurzen Einschüben (man sollte schnell hinschauen, wenn man die Christiano-Ronaldo-Lebensgefährtin Irina Shayk entdecken will) wird erklärt, dass seine Familie zu Tode gekommen ist. Umstände ungeklärt. Eines Tages bekommt die Mannschaft um Hercules das Angebot, auf der Seite von König Cotys (John Hurt), in die Schlacht um Thrakien einzugreifen.
War bis dahin noch manches Eröffnung und Einführung, nimmt der Film jetzt gewaltig Fahrt auf und lässt bis zum Ende kaum nach. Eine Schlacht nach der anderen. Da das Studio die Entscheidung getroffen hatte, auf Familientauglichkeit zu setzen, sind weder Blut noch Nacktheit erlaubt. Dafür schnelle Schnitte ohne Ende und reihenweise dumpfe Gewalt. Wieso es Kinder weniger schädigen sollte, wenn sie hören, wie die Knochen in Hercules' Gegnern knacken, als Blut oder eine schöne Brust zu sehen, sollte mal dringend geklärt werden.
Hercules macht das, was man erwarten kann. Er stürzt sich in seine Aufgaben, macht reihenweise Gegner platt. Und erkennt irgendwann, dass die Mächtigen ein fieses Spiel mit ihm spielen. Worauf er – hier haut es mit der Dekonstruktion dann nicht mehr hin – die menschlichen Kräfte hinter sich lässt und göttlich zuschlägt.
IDEAL FÜR: alle Actionfans, die Lust daran haben, alle Klischees der griechischen Sagenwelt durcheinander gewirbelt zu sehen. Aber bitte nicht in 3D schauen. Denn die Umwandlung ist kolossal misslungen.