DIE STORY: „Harri Pinter Drecksau“ ist im Grunde ein TV-Film; produziert für den „Stadtkomödien“-Zyklus des ORF. Die Stadt ist diesfalls Klagenfurt und dort sinniert der Fahrschullehrer Harri Pinter (Juergen Maurer) gern über die alten Zeiten nach. Über jene Jahre, in denen er als Verteidiger des KAC den Eishockey-Meistertitel gewann und sich den Ehrentitel Drecksau dadurch verdiente, dass er auf dem Eis keine Gnade mit gegnerischen Spielern kannte.
Mittlerweile 46 Jahre alt, trägt Harri zwar noch immer die unerschütterliche Selbstverliebtheit eines einstigen Star-Sportlers spazieren, doch die Zeiten stehen auf Sturm. Erst verliert er seine kesse Freundin Ines (Julia Cencig) an einen Uni-Professor, dann verliert er seinen Nebenjob als Trainer der U12-Mannschaft des KAC.
Die beiden Ereignisse werfen den Kärntner aus der Bahn. Er lässt sich treiben. Bis eines Tages der Moment kommt, an dem die Drecksau von einst feststellt, dass der Blick zurück nichts mehr nutzt und dass er seinem Leben in der Gegenwart eine neue Basis geben muss.
DIE STARS: Der langjährige Burgschauspieler Juergen Maurer, der in den letzten Jahren eine beachtliche TV-Karriere machte (vom Superhit „Vorstadtweiber“ bis zu den Edel-Thrillern „Neben der Spur“) hat in „Harri Pinter Drecksau“ ein Heimspiel. Er ist gebürtiger Klagenfurter und stattet die Titelfigur mit einem soliden Kärntner Dialekt aus.
Mit Andreas Lust, Julia Cencig oder dem Kabarettisten Hosea Ratschiller (er trägt den imposanten Rollennamen Dörki Potschevaunig) sind erste Kräfte der österreichischen Schauspiel-Szene im Einsatz.
Regisseur Andreas Schmied – kein Kärntner, sondern ein Steirer aus Wien – machte 2013 mit seinem Spielfilm-Erstling „Die Werkstürmer“ Furore.
DIE KRITIK: „Harri Pinter Drecksau“ kam ursprünglich nur in Kärnten und Osttirol ins Kino. Doch da der Film dort binnen weniger Wochen mehr als 15.000 Besucher anlockte, ist das Werk nun in ganz Österreich auf der großen Leinwand zu sehen, bevor es dann später im ORF (und auf Arte) ausgestrahlt wird.
Der Erfolg zeigt, dass es einen Spezialmarkt für Filme gibt, in denen die regionale Verortung genauso wichtig ist wie die Story. Die Story wiederum erzählt von den Gefahren, sich allzu lang auf den eigenen Lorbeeren auszuruhen. Denn die Lorbeeren sind irgendwann vertrocknet, und dann findet man sich plötzlich auf einem harten Lager wieder statt in einem weichen Bett.
Da „Harri Pinter Drecksau“ eine Komödie ist, wird die Geschichte vom Abstieg des Titelhelden in viele Pointen verpackt. Regisseur Andreas Schmied richtet das Spiel stark auf diesen Ex-Eishockey-Crack aus, und mit Juergen Maurer hat er einen Darsteller, der den Mann voll Spiellaune modelliert.
Dieser Harri Pinter ist ein Sprücheklopfer mit Herz; ein Narziss, der schwer von der eigenen Großartigkeit begeistert ist. Extrovertiert, engstirnig und kindisch zugleich, besitzt er so viel Virilität, dass die intelektuell angehauchte Studentin Ines (Julia Cencig) ihm eine glaubhaft verliebte Lebensgefährtin ist. Zumindest so lange, als es Herr Pinter nicht mit seinen Blödheiten übertreibt.
Die Szenen mit Juergen Maurer, mit Julia Cencig und auch mit Hosea Ratschiller, der als schüchterner Eishockey-Fanatiker einen Gegenpol zum Titelhelden spielt, machen Spaß. Doch in anderen Sequenzen stößt der Film an seine Grenzen. „Harri Pinter Drecksau“ hat ein Drehbuchproblem.
Die Story von Stefan Hafner und Thomas Weingartner ist allzu durchsichtig konstruiert. Oft ahnt man schon zu Beginn einer Szene, wie die Sache weitergeht. Einige wichtige Nebenfiguren wirken sehr schablonenhaft. Darunter leidet vor allem Andreas Lust. Der spielt einen alten Eishockey-Teamkollegen der Drecksau. Einen öligen Mann, der sich als Freund von Harri Pinter aufspielt, aber auf den ersten Blick als Intrigant, Feigling und Lügner durchschaubar ist.
So liegen Licht und Schatten in dieser Kärnten-Komödie nah beieinander. Für einen großen Kino-Publikumshit wird es außerhalb der Region wohl nicht reichen. Aber im Fernsehen sollte dem Film später eine gute Quote sicher sein.
IDEAL FÜR: Kärntner und Kärnten-Fans, die im Kino ausgiebig im Dialekt-Bad schwelgen wollen.