DIE STORY: Die Komödie „Halbe Brüder“ fängt an wie ein übler Witz: Kommen drei Brüder zum Testamentsvollstrecker ihrer dahingeschiedenen Mutter.
Damit aber ist der Gag auch schon fast vorbei. Die drei – gemeinsame Mutter, verschiedene Väter -, die von ihrer gegenseitigen Existenz keine Ahnung hatten, müssen sich zusammenraufen, um die 120.000 Euro zu bekommen, die Mama Ihnen hinterlassen, allerdings auch gut versteckt hat.
DIE STARS: Wo genau fängt der Begriff Star an und wo hört er auf? „Halbe Brüder“ ist vollgestopft mit Menschen, die für die einen schon in diese Kategorie gehören, während andere mit Ihnen herzlich wenig anfangen können.
Paul Würdig alias Sido, den Bruder Nummer Eins (Julian), kann man als ehemaligen deutschen Rüpelrapper kennen, der seinen Weg in die kreative Bürgerlichkeit gefunden hat. Fahri Yardim, der Bruder Nummer Zwei (Yasin) ist ein exzellenter Schauspieler und leidenschaftlicher TV-Kommissar. Während Tedros Teclebrhan alias Teddy Comedy als Bruder Nummer Drei (Addi) wohl vor allem jüngeren Menschen etwas sagt, die seinen YouTube-Channel nutzen.
Diese drei sehr unterschiedlichen Gemüter reisen nun durch Deutschland und begegnen Menschen wie Roberto Blanco. (als Film-Vater von Addi). Oder Gangstern à la Charly Hübner und Gregor Bloeb (der sorgt als Schläger im Hasenkostüm für Schrecken). Während daheim Sympathieträger wie Mavie Hörbiger warten.
DIE KRITIK: Die Idee, mit der Regisseur Christian Alvart (der zuletzt mit „Banklady“ sehr angenehm überraschte) das Projekt „Halbe Brüder“ anging, mag sehr gut gewesen sein. Sperre drei sehr unterschiedliche Menschen in einem engen Raum - gern im Auto - ein und spitze die Situation ordentlich zu.
Sido und Fahri Yardim sowie Tedros Teclebrhan sind als Trio wirklich sehr schön anzusehen. Einer ist chaotisch, der nächste penibel und der dritte kämpft um seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft. Diese drei Herren, die keine Ahnung hatten, dass sie Brüder haben, werden nun auf eine Deutschlandreise geschickt.
Denn ein Testamentsverwalter (mit Lust am Übertreiben von Samuel Finzi gespielt) eröffnet ihnen, dass ihre verstorbene Mutter in den letzten Jahren ihres Lebens zum frommen Glauben gefunden, davor aber ein flatterhaftes und lustvolles Leben geführt habe. Drei Männer für ihre drei Söhne inklusive.
Da es den Jungs mal besser gehen soll, hat sie nun für deren Zukunft vorgesorgt. Es gilt, 120.000 Euro irgendwo in Deutschland aufzuspüren. Als Indiz hat sie den Halbbrüdern nur eine alte Ansichtskarte hinterlassen. Schnell wird klar, dass die Jungs nur dann an den „Schatz“ kommen, wenn sie zuvor bei einer Art Schnitzeljagd ihren bisher unbekannten Vätern einen Besuch abstatten.
Dabei kommt es zu einigen sehr lustigen Szenen: Zum Beispiel eine Nacht mit dem legendären Entertainer Roberto Blanco (der hier Tedros Teclebrhans Vater spielt) oder eine ziemlich knorrige Visite im hohen Norden bei Detlev Buck. Zudem schleppt Julian (Sido) noch ein Geheimnis mit sich herum. Er hat Wettschulden über - willkommen in der Filmrealität - 120.000 Euro.
Es gibt einige Kröten in der Story, die man schlucken muss, um an dieser Brachial-Komödie seinen Spaß zu haben. Aber Regisseur Christian Alvart macht einen großen Fehler: Er verlässt sich zu sehr auf sein Trio. Er stellt die Brüder so sehr in den Mittelpunkt und lässt sie sich so sehr mit Gags ober- und unterhalb jeglicher Geschmacksgrenzen austoben, dass man als Zuschauer irgendwann die Lust verliert.
Dann fragt man sich, ob eine originellere Geschichte dem Film wohl besser getan hätte. Die Antwort ist: Hätte es. Aber Alvart ist seinen Trash-Komödien-Weg konsequent gegangen. Das muss man respektieren. Es führt aber dazu, dass man am Ende nicht wirklich mitfiebert, wie es den halben Brüdern ergeht.
IDEAL FÜR: Menschen, die im Kino rohen Humor mögen, der keine Angst vor irgendeiner Beschränkung hat. Und für jene, die mal erleben wollen, dass Rapper ein Lied mit der Titelzeile „Mutti war 'ne Schlampe“ singen. Erlebt man nicht alle Tage.