DIE STORY: Hollywood-Star Mel Gibson führt nach zehn Jahren Pause wieder Regie – und wurde für sein Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“ jetzt mit sechs Oscar-Nominierungen belohnt. Der Film erzählt eine wahre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg.
Es geht um den Amerikaner Desmond Doss (Andrew Garfield), der in einer moralischen Zwickmühle steckt. Einerseits will er nicht abseits stehen, während seine Altersgenossen gegen die Nazis und die Japaner kämpfen. Andererseits verweigert er als tiefgläubiger Christ den Dienst mit der Waffe.
Was tun? In einem hartnäckig geführten Verfahren setzt Doss durch, dass er auch ohne Gewehr in die Armee aufgenommen wird. An der Front soll er dann als Sanitäter eingesetzt werden.
Doch als Doss im Frühjahr 1945 auf die japanische Insel Okinawa verlegt wird, erwartet ihn die Hölle. Seine Einheit soll eine Anhöhe oberhalb einer Felswand erobern, erleidet aber durch die Artillerie und die Maschinengewehre der Japaner schwere Verluste. Während die US-Soldaten den Rückzug antreten, bleibt der Sanitäter Doss oben. Unbewaffnet schlägt er sich von einem Verwundeten zum Nächsten durch und rettet an einem einzigen Tag 75 Menschenleben.
DIE STARS: Mel Gibson, für „Braveheart“ mit zwei Oscars ausgezeichnet, gehört seit Jahrzehnten zu den Spitzenkräften in Hollywood. In den letzten Jahren wurde es um ihn künstlerisch allerdings immer leiser – und durch Skandalgeschichten in den Klatschspalten immer lauter. Alkohol, fremdenfeindliche und antisemitische Sprüche, dazu Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt: Gibson arbeitete sich, so schien es, mit selbstzerstörerischer Konsequenz ins Abseits. Mit der Inszenierung von „Hacksaw Ridge“ gelang ihm nun ein eindrucksvolles Comeback.
Als Hauptdarsteller von „Hacksaw Ridge“ holte Gibson den 33-jährigen Andrew Garfield vor die Kamera, der als Titelheld in den zwei „The Amazing Spider-Man“-Filmen seine Blockbuster-Qualität bewies. Für David Finchers Facebook-Drama „The Social Network“ erhielt Garfield eine Golden-Globe-Nominierung.
Weitere wichtige Rollen in „Hacksaw Ridge“ sind mit Teresa Palmer („Point Break“), Sam Worthington („Avatar“), Vince Vaughn („Die Hochzeits-Crasher“) und Hugo Weaving („Matrix“-Trilogie) besetzt.
DIE KRITIK: Wer hätte so etwas von Mel Gibson erwartet? Der alte Hollywood-Haudegen widmet sich in „Hacksaw Ridge“ einem sehr speziellen Genre, dem pazifistischen Kriegsfilm..
Andrew Garfield legt den späteren Helden Desmond Doss zu Beginn als heiteren Hillbilly aus den Blue Ridge Mountains an, dem es mit seinem naiven Charme gelingt, das schönste Mädchen im Ort (Teresa Palmer) zu betören..
Mel Gibson, dessen Nähe zum konservativen Christentum bekannt ist, war gewiss von dem Aspekt begeistert, dass sein Protagonist niemals ohne die Bibel das Haus verlässt – Desmond Doss ist ein sehr frommer Waffenverweigerer. Nach einer schwierigen Grundausbildung in den USA (Vince Vaughn glänzt als herrischer Sergeant) wird Doss mit seiner Einheit, in der er als Sonderling und Außenseiter gilt, an die Front verlegt.
Die Kriegsszenen, die dann folgen, dauern lange und zählen zu den grausamsten seit Steven Spielbergs „Private Ryan“. Dem Regisseur Gibson gelingt es, die Gewalt sichtbar zu machen, ohne sie auch nur im Ansatz zu verherrlichen. Der Kampf mag an dieser Front moralisch gerechtfertigt sein. Aber die Gewalt tötet; sie macht Soldaten zu Krüppeln oder bestenfalls zu schwer traumatisierten jungen Männern.
Im Nachspann des Films sieht man Aufnahmen des echten Desmond Doss, der 2006 starb, und einiger jener mittlerweile sehr alten Männer, denen er 1945 das Leben rettete.
Fazit: Mel Gibson, dessen Ansichten immer wieder zum Widerspruch herausfordern, hat für „Hacksaw Ridge“ Beifall verdient. Und er hat ihn mit den sechs Oscar-Nominierungen auch bekommen.
IDEAL FÜR: Mel-Gibson-Fans und für Filmfreunde, die es richtig finden, wenn ein Kriegsfilm seine Abscheu vor dem Krieg zeigt.