GESAMTEINDRUCK: „Grenzenlos“, der neue romantische Thriller von Wim Wenders, bietet zum Teil rauschhaft schönes, dann aber auch wieder ärgerlich verkopftes Arthaus-Kino.
DIE STORY: Im Norden Frankreichs treffen zwei Menschen aufeinander: Danielle Flinders (Alicia Vikander) und James Moore (James McAvoy). Sie erzählen einander ihre Lebensgeschichten - oder was sie davon preisgeben wollen - und was sie beruflich so tun. Die beiden verlieben sich ineinander, werden jedoch bald durch berufliche Aufgaben getrennt. Doch natürlich wollen sie Kontakt halten. Aber James meldet sich nicht mehr. Was sie nicht weiß: Er wurde bei einer geheimnisvollen Mission entführt. Und nun ist die Frage, ob die Liebenden wieder zueinander finden.
DIE STARS: Für einen Arthaus-Film ist die Stardichte bei „Grenzenlos“ bemerkenswert hoch.
Die schwedische Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander („The Danish Girl“) spielt eine rehäugige Ozean-Wissenschaftlerin. Der schottische Golden-Globe-Nominee James McAvoy („Abbitte“) agiert stoisch wie immer als Soldat mit einem geheimnisvollen Berufsfeld. Und der deutsche Regisseur Wim Wenders, 72, dessen Karriere nun schon fünf Jahrzehnte umspannt, zählt längst zu den lebenden Legenden der Filmwelt.
DIE KRITIK: Die Literatur-Verfilmung „Grenzenlos“ (nach dem Roman „Submergence“ von J. M. Ledgard) bestätigt einen Trend, der sich schon in den letzten Jahren angedeutet hat. Wann immer der große Wim Wenders sich Dokumentarfilme vornimmt, sind sie entweder großartig oder zumindest bemerkenswert. Seine Spielfilme hingegen sind entweder gewöhnungsbedürftig. Oder einigermaßen missraten - wie dieser hier.
Dabei scheint Wenders in den Eröffnungssequenzen alles richtig zu machen. Er führt zu Beginn das Duo Danielle und James ein. Alicia Vikander und James McAvoy entwickeln sofort eine wunderbare Leinwandchemie. Sie stromern am Meer entlang, erzählen einander kluge Dinge. Da fühlt man sich in diesem Film sehr wohl.
Doch in der zweiten Hälfte von „Grenzenlos“ sind die Liebenden, durch die Geschichte bedingt, voneinander getrennt. Sehnsucht kann ein schönes Gefühl sein. Aber Wenders, dessen Meisterwerke – von „Der amerikanische Freund“ bis „Paris, Texas“ – oft so viel Sehnsucht ausstrahlten, weiß in diesem Fall erstaunlich wenig damit anzufangen.
Die Erzählstränge der Geschichten von Danielle und James laufen auf einmal fast beziehungslos nebeneinander her, als gehörten sie zu verschiedenen Filmen. Und „Grenzenlos“ beginnt irgendwann auch wohlmeinende Zuschauer zu langweilen. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
IDEAL FÜR: Wim-Wenders-Fans, die kein Werk des Meisters verpassen wollen.