DIE STORY: Das Musical „Greatest Showman“ folgt dem Leben des US-Impresarios, Geschäftsmanns und Schwindlers P. T. Barnum (1810 – 1891), der aus kleinen Verhältnissen stammte, jedoch eine große Karriere im gerade erwachenden Showbusiness machte.
Der Plot: Phineas Taylor Barnum verliebt sich schon als Teenager in Charity, ein Mädchen aus reichem Hause. Später heiraten die beiden (gespielt von Hugh Jackman und Michelle Williams); sie bekommen zwei Töchter, fristen aber ein Leben in Armut.
Doch als Barnum einen trostlosen Buchhalter-Job verliert, hat er eine zündende Idee. Er borgt mit vorgetäuschten Sicherheiten Geld bei der Bank, um
Barnum’s American Museum of Curiosity zu gründen – ein Wachsfigurenkabinett. Das will aber niemand sehen. Der Erfolg tritt erst ein, als Barnum sein Museum mit lebenden Kuriositäten füllt; von der vollbärtigen Frau mit betörendem Sopran bis zum kleinwüchsigen Mann, der als Westentaschen-Napoleon durch die Manege reitet.
Die Show wird ein Hit – und für die Familie beginnt ein Leben in Saus und Braus. Barnum zieht mit Frau und Kindern in einer vornehmen Villa ein. Doch er wird wie in seiner Jugend von der vornehmen Gesellschaft geschnitten, die den Parvenü mit seiner Freak-Show verachtet.
Das ändert sich, als Barnum die schwedische Opern-Diva Jenny Lind (Rebecca Ferguson) zu einer triumphalen Tournee in die USA bringt. Allerdings vernachlässigt der Impresario nun seine Familie und auch sein Hauptgeschäft, das
Museum of Curiosity. Neue Probleme kündigen sich an.
DIE STARS: Der australische Hollywood-Megastar Hugh Jackman („Wolverine“) ist nicht nur ein ausgebildeter Musical-Darsteller, er ist auch die treibende Kraft hinter dem Projekt „Greatest Showman“, an dessen Realisierung er sieben Jahre lang arbeitete.
Im Ensemble umgibt sich Jackman mit ersten Kräften wie Michelle Williams („My Week With Marilyn“), Rebecca Ferguson („Mission: Impossible – Rogue Nation“) oder dem seit „High School Musical“-Zeiten gesanglich erprobten Zac Efron, der hier mal eine große Charakterrolle spielt – und singt.
Der Australier Michael Gracey, der beim Film bisher vor allem als Visuelle-Effekte-Spezialist hervortrat, feiert mit „Greatest Showman“ sein Regie-Debüt. Einige Songs stammen von Benj Pasek & Justin Paul, die für „City of Stars“ aus „La La Land“ den Oscar gewannen.
DIE KRITIK: „Greatest Showman“ fühlt sich an wie ein Broadway-Musical, das auf die Leinwand transferiert wurde. Aber es verhält sich genau umgekehrt: Man sitzt in einem nagelneuen Kino-Musical, dem nach einem Erfolgslauf als Film vielleicht eine Bühnenkarriere bevorsteht.
Um „Greatest Showman“ zu genießen, muss man es mögen, wenn in einem Film viel gesungen wird. Hier warten gleich elf ausgiebig zelebrierte Musiknummern auf das Publikum. Die Songs haben großteils Ohrwurm-Qualität, die Schauspieler/Sänger – voran Hugh Jackman – verstehen ihr Metier, und mit rasanten Sequenzen voller Akrobatik und Tanz liefert der Film meisterhafte Schauwerte sonder Zahl.
Damit nicht genug: Wenn es in einer Szene um gröbere Meinungsverschieden geht oder wenn es auf dem Set gar brennt, dann wird das von Regisseur Michael Gracey so effektvoll inszeniert, wie man es sich im Kino nur wünschen kann. Selbst das Buchhaltungs-Kontor, in dem der junge P. T. Barnum zu Beginn mit den Zahlen kämpft, ist eine Augenweide.
Das Barnum-Musical ist ein Film, der geradezu dazu herausfordert, im Märchen-Modus genossen zu werden: Dann kann man sich mit den Protagonisten mitfreuen, dass der amerikanische Traum vom Aufstieg in höhere Sphären wahr wird. Und man kann wieder mal die Hollywood-Lieblingsbotschaft verinnerlichen, dass jedes Ziel erreichbar ist, wenn man sich nur mit viel Ausdauer und Talent darum bemüht.
Wirft man einen etwas kritischeren Blick auf die Story, dann fällt allerdings auf, dass hier vieles offen bleibt. Die Brüche im Wesen des Impresarios P. T. Barnum, der außer Charisma und Liebenswürdigkeit such eine große Portion Skrupellosigkeit in sich trägt, werden nur angedeutet. Und die Freaks, die in der Kuriositäten-Show auftreten, bleiben letztlich nur Staffage. Diese hochbegabten Außenseiter bekommen zwar von P. T. Barnum eine Bühne – aber sie bekommen keine Hauptrollen im Film.
Wäre „Greatest Showman“ aus der Sicht der vollbärtigen Frau oder des zwergenwüchsigen Reiters geschildert worden, dann hätte das einen bedeutend dunkleren Film ergeben. Doch den hatten die Filmemacher nicht im Sinn: Sie schufen ein Werk voller Musical-Glitzerglanz, das eine Menge Spaß macht, wenn man sich auf seine naive Erzählweise einlässt.
IDEAL FÜR: alle Musical-Freunde und für die Fans von Hugh Jackman.