Grand Budapest Hotel

Eine visuell überwältigende Fabel aus dem alten Europa


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„Grand Budapest Hotel“: Tilda Swinton und Ralph Fiennes (re.) fahren mit dem Lift © CentFox
DIE STORY: Europa in den 1930er Jahren. Im „Grand Budapest Hotel“ im Fantasiestaat Zubrowka ist immer ein Plätzchen frei. Vorausgesetzt, man hat das entsprechende Kleingeld. Und Monsieur Gustave (Ralph Fiennes), der stilvolle Concierge der Herberge, mag einen. Ganz besonders steht er auf  alte Damen. Als einer seiner Lieblinge (Tilda Swinton - unter Tonnen von Schminke und Maske nicht wiederzuerkennen) stirbt, bekommt Gustave zwar ein sehr wertvolles Gemälde vererbt. Aber die Erben gönnen es ihm nicht, weshalb daraufhin ein aberwitziger Wettlauf beginnt. Die europäische Geschichte in der Zeit des aufkeimenden Faschismus liefert den Hintergrund des Werks.

DIE STARS: Der Regisseur Wes Anderson („Die Royal Tenenbaums“) mag wesentlich jünger sein als Woody Allen. Aber er hat einen ähnlichen Ruf. Wenn er ein neues Projekt ankündigt und für „Grand Budapest Hotel“ zum Beispiel Bill Murray, Ralph Fiennes, Adrien Brody, Saoirse Ronan, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Léa Seydoux, Harvey Keitel, Jude Law und Edward Norton haben möchte, dann kommen sie alle. Denn Anderson versteht es, sie sehr gut in Szene zu setzen. Allerdings sollte man ordentlich aufpassen, denn die Auftritte dauern zum Teil nur Sekunden.      

DIE KRITIK: Wes Anderson denkt in anderen Dimensionen als viele seiner Kollegen. Kein Wunder, dass seine Filme in den USA immer noch mit dem Label „Independent“ – man könnte in diesem Fall auch versponnen sagen – versehen werden.
Dieses Mal geht es Mr. Anderson noch ein bisschen größer an als sonst. Er erzählt die Geschichte vom Grand Budapest Hotel über mehrere Zeitebenen hinweg. Zu Beginn sieht man einen Autor (Jude Law in einer Kurzrolle), der im legendären Hotel dem geheimnisumwitterten Besitzer (gespielt von F. Murray Abraham) zufällig über den Weg läuft. Der lädt den jungen Mann zum Essen ein und berichtet nun in mehreren Rückblenden, wie es im Grand Hotel Budapest zugegangen ist – in den Jahren 1932 bis 1968.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der Concierge Gustave (Ralph Fiennes), dem übel mitgespielt wird, als eine der alten Damen, um die er sich „liebevoll kümmert“, zu Tode kommt. Zwar bekommt er ein Gemälde vererbt. Aber um das muss er kämpfen, da die Erben (allen voran ein völlig entfesselt aufspielender Adrien Brody) gewillt sind, Monsieur Gustave nichts zu überlassen. Nebenbei bildet Gustave noch einen Liftboy aus, lässt sich von der „Gesellschaft der gekreuzten Löffel“ helfen und ist immer auf der Suche nach einem Tröpfchen guten Parfüms.
Eigentlich macht Anderson in seinem neuen Film beinahe alles richtig. Er packt – obwohl der Film in einem Fantasiestaat spielt – viel europäische Zeitgeschichte um den erwachenden Faschismus hinein. Allerdings lädt er die Optik mit derart viel Opulenz auf, dass man nach spätestens einer Stunde eine Pause bräuchte, um sich von diesem Bilder-Überfluss zu erholen. Leider hemmt das auch den Fluss der Geschichte enorm.          
„Grand Budapest Hotel“ sollte zuerst im legendären Gellert-Hotel in der ungarischen Hauptstadt spielen. Da man sich mit dem Besitzer aber nicht über die Bedingungen der Dreharbeiten einigen konnte, wurde man im äußersten Osten Deutschlands fündig, in der Grenzstadt Görlitz. Dort steht seit vielen Jahren ein Jugendstil-Kaufhaus leer. Natürlich ein gefundenes Fressen für den Träumer Wes Anderson. Die Szenen in diesem Kaufhaus sehen fantastisch aus, wie auch die anderen in Görlitz gedrehten Momente. Allerdings bekommt man das Gefühl, Wes Anderson habe die ganze Stadt (in der auch schon „Der Vorleser“ oder „Inglourious Basterds“ entstanden) abgefilmt, so dass sie nun für die nächsten Jahre erst einmal ruhen muss.

IDEAL FÜR: alle Fans von Wes Anderson, die es mögen, dass er die Form generell über den Inhalt stellt und Bilder zaubert, die in jeder Galerie einen sehr guten Eindruck machen würden. 






Trailer
LÄNGE: 100 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 07.03.2014
REGIE:  Wes Anderson
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Ralph Fiennes: Monsieur Gustave
Tilda Swinton: Madame D.
Adrien Brody: Dmitri