Nicole Kidman auf dem Roten Teppich in Cannes: Die Reportage
DIE STORY: Das Fürstendrama „Grace of Monaco“ beginnt mit dem Abschied von Grace Kelly aus Hollywood, macht dann aber gleich einen Zeitsprung um fünf Jahre.
Monaco, 1961. Zwischen Gracia Patricia (Nicole Kidman) und Fürst Rainier (Tim Roth) ist längst Ehe-Routine eingekehrt. Der Film behandelt drei Ereignisse aus jener Zeit.
Erstens: Die einstige Hollywood-Diva Grace Kelly / Gracia Patricia ist des von einem strengem Protokoll geprägten Lebens in Monaco müde und fragt sich, wie lange sie die Ehe mit Rainier wohl noch aushalten wird.
Zweitens: Alfred Hitchcock kommt zu Besuch und bietet der Fürstin - er nennt sie immer noch Gracie - die Hauptrolle in seinem Thriller „Marnie“ an. Gracie ist höchst interessiert, sagt den Dreh aber später nach einer Intrige aus dem Fürstenhaus ab.
Drittens: Präsident Charles DeGaulle in Paris ist das Steuerparadies Monaco ein Dorn im Auge. Er droht unverhohlen mit dem Anschluss des Fürstentums an Frankreich, sollte Rainier nicht Einkommensteuern einführen. Dieses Thema, das nur am Rande mit dem Schicksal von Gracia Patricia zu tun hat, beherrscht weite Strecken des Films. Das wird bald langweilig. Und damit beginnen die Probleme von „Grace of Monaco“.
DIE STARS: Die Rolle der Grace Kelly / Gracia Patricia ist Nicole Kidman wie auf den schönen Leib geschrieben. Sie besitzt die Divenhaftigkeit und die aristokratische Aura, die für diese Rolle notwendig sind. Tim Roth („Lie To Me“; „Funny Games US“) ist – wie er selbst findet – eine ungewöhnliche, aber – wie wir finden – höchst gelungene Besetzung für den Fürst Rainier. Er strahlt viel unduldsames Machtbewusstsein aus und versteckt seine Gefühle hinter der Staatsräson. Frank Langella („Frost/Nixon“) spielt den Part des Priesters und Gracia-Vertrauten Francis Tucker in gewohnter, also sehr hoher, Qualität.
DIE KRITIK: „Grace of Monaco“ ist ein Filmprojekt, bei dem im Grunde nicht viel schief gehen kann. Die Titelfigur Grace Kelly / Gracia Patricia ist eine der berühmtesten Frauen des 20. Jahrhunderts. Die drei Hauptdarsteller des Films tragen nicht nur berühmte Namen, sondern sie spielen auch richtig gut.
Trotz bester Voraussetzungen ging das Bio-Pic aber ziemlich daneben. Das liegt zunächst einmal ganz massiv an der verwunderlichen Struktur des Drehbuchs. Die Begegnung zwischen Grace Kelly und Fürst Rainier, ihre Hochzeit und ihr Honeymoon – all das kommt in „Grace of Monaco“ überhaupt nicht vor. Auch die Beziehung der Fürstin zu ihren Kindern wird höchstens nebenbei gestreift. Statt dessen legt Autor Arash Amel, wie eingangs erwähnt, ein Hauptgewicht auf einen längst vergessenen politischen Konflikt: Die drohende Annektierung Monacos an Frankreich.
Dieses Thema hängt dem Film wie ein Klotz am Bein. Zwar gibt der Polit-Streit Nicole Kidman die Gelegenheit, auf der Leinwand eine lange und flammende Rede für die Unabhängigkeit des Fürstentums zu halten. Doch darauf würden die meisten Zuschauer wohl gern verzichten, könnten sie mehr über die private Grace / Gracia erfahren.
Hier schafft es der Film von Olivier Dahan aber nicht, den Kerker der Schablonenhaftigkeit zu verlassen. Die Titelfigur wird – wenig überraschend – als leidende Prinzessin im goldenen Käfig geschildert, die zwar über einen Ausbruch nachdenkt, dann jedoch eh bereitwillig bei Mann und Kindern bleibt. Obwohl ihr die Liebe, wie sie ihrem Vertrauten Francis Tucker beichtet, zwischendurch mächtig verlorengeht.
So ist „Grace of Monaco“ unterm Strich ein langatmiges und streckenweise lähmendes Fürstendrama geworden, in dem das strenge Protokoll nicht nur das Leben bei Hofe erstickt, sondern auch die Lebendigkeit des Films.
IDEAL FÜR: Fans von Nicole Kidman und für VerehrerInnen von Grace Kelly / Gracia Patricia, die bereit sind, einen Film mit einer holprigen Story zu akzeptieren.