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Gott verhüte!
Die Kirche, die Kondome und der Sex
DIE STORY: „Gott verhüte!“ ist eine kirchenkritische Satire, die als kroatisch-serbische Koproduktion entstand und auf einer kleinen dalmatinischen Insel spielt. Dort meldet sich der neue katholische Geistliche Fabian (Kresimir Mikic) zum Dienst, dem seine neuen Schäflein freilich wenig Freude bereiten. Die Gemeinde vertraut weiterhin dem Wort von Fabians Vorgänger, der alles ausstrahlt, was der Neue nicht hat (nämlich das pralle Leben). Dabei würde Fabian doch so gern viel neues Leben auf der Insel sehen! Doch das Eiland scheint langsam auszusterben. Die Geburtenrate liegt praktisch bei Null. Begräbnisse hingegen gibt es zuhauf.
Als eines Tages der Kiosk-Verkäufer Petar (Niksa Butijer) zur Beichte erscheint, erfährt Fabian die Gründe des Geburtenmangels: Alle Insulaner treiben es mit Kondomen, die sie bei Petars Kiosk beziehen. Nun hat Fabian eine Idee, wie man die Geburtenregelung in Gottes Hand zurückgeben könnte. Petar verkauft fortan nur noch Kondome, die vorher von Fabian mit einer Nadel kleine Stiche zugefügt bekamen.
Allein: Die stichhaltigen Kondome lösen keinen Geburten-Boom aus. Denn offenbar nehmen die Insel-Frauen auch noch die Pille! Also holt der nachwuchsbesessene Zwei-Mann-Männerbund auch noch den Apotheker Marin (Drazen Kuhn) an Bord, der bereitwillig Überstunden schiebt: Er tauscht in den Pillen-Packungen die Verhütungsmittel gegen Vitamine aus. Von da an wird Pfarrer Fabian so oft zu Kindstaufen gebeten, dass die fruchtbare Insel in den Medien Schlagzeilen macht…
DIE STARS: Keine Stars. Aber ein sehr solides Ensemble mit Schauspielern, die man bei uns nicht kennt.
DIE KRITIK: „Gott verhüte!“ stützt sich auf angenehme Stil-Elemente, die für Filme vom Balkan typisch sind. Regisseur Vinko Bresan rollt als Basis einen blechblasmusikalischen Klangteppich aus, auf dem er dann ein Ensemble verhaltensauffälliger Typen ans Werk gehen lässt. Die Insulaner sind gekennzeichnet von Humor, Geilheit, Verbohrtheit, Lebensfreude und auch einer gewissen Verschlagenheit, wobei letztere Eigenschaft vor allem auf den Kondomstecher im Priestergewand zutrifft. Die Nachwehen des kriegerischen Zerfalls Jugoslawiens sind ebenfalls ein immer wieder angedeutetes Thema.
Vom Lokalkolorit abgesehen - Strahlende Sonne! Blaues Meer! - könnte die Satire aber überall spielen, wo fromme Menschen das Wort Gottes (oder das, was sie dafür halten) allzu engstirnig und sendungsbewusst interpretieren. Regisseur Bresan treibt seine Story mit hohem Tempo zu immer neuen Verwicklungen voran. Das ist recht witzig und zugleich voller Klamauk, wenngleich der Film auch eine tragische Note eingebaut hat. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Film, der ein urweibliches Grundthema aufweist (das Kinderkriegen), hauptsächlich von Männern dominiert wird.
IDEAL FÜR: Freunde des Balkans und für Filmfans, die stille Freude daran haben, wenn das Image der Amtskirche angekratzt wird.
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