DIE STORY: „God’s Owen Country“ wird ein Landstrich im nordenglischen Yorkshire genannt. Die Gegend ist freilich auf den ersten und auch auf den zweiten Blick karg und alles andere als schön. Man muss schon sehr großer Fan von Einsamkeit und Leere sein, um sich dort wohlzufühlen.
Der 24jährige Johnny (Josh O’Connor) lebt hier auf einem Hof schon sein ganzes Leben. Ein wenig Spaß bringen ihm das abendliche Besäufnis im Pub und sporadischer Sex mit jungen Männern. Eines Tages taucht auf dem Hof Gheorghe (Alec Secareanu) auf, ein rumänischer Saisonarbeiter. Johnny mag ihn sofort, kann es aber nicht zeigen.
Zuerst ist er sehr rüde zum neuen Mann. Bis sich die beiden bei der Arbeit auf einem Feld näherkommen und Johnny sich verliebt, plötzlich einen Sinn in seinem Leben entdeckt. Aber was geschieht, wenn die Saison vorüber ist und Gheorghe nicht mehr gebraucht wird?
DIE STARS: Wunderbar: Im Arthaus-Drama „God’s Owen Country“ begegnet man Gesichtern, die man nicht schon zigfach gesehen hat. OK, Ian Hart (Johnnys Vater) kann man vom ersten „Harry Potter“ kennen. Und Gemma Jones (Johnnys Oma) ist einem vertraut als Bridget Jones‘ Mutter.
Aber in den Hauptrollen sind junge und unverbrauchte Gesichter zu sehen. Josh O‘Connor als Johnny und Alec Secareanu als Gheorghe sind perfekt besetzt. Wie die Liebenden völlig natürlich ganz langsam zueinander finden, das ist vom Erstlings-Filmer Francis Lee ganz wunderbar beobachtet.
DIE KRITIK: Natürlich denkt man bei der Männer-Romanze „God‘s Own Country“ an den oscargekrönten Erfolg „Brokeback Mountain“. Und das ist auch völlig in Ordnung. Die beiden Filme sind ähnlich gelagert. Sie haben schweigsame schwule Liebende. Und sie spielen in einsamen Landschaften, deren Reiz sich nicht sofort erschließt.
Der große Unterschied zwischen den Filmen: „God‘s Own Country“ ist viel persönlicher als der große amerikanische Bruder.
„Country“-Regisseur Francis Lee ist in Yorkshire aufgewachsen. Gedreht wurde im Haus seiner Kindheit und Jugend. In seinem sehr zärtlichen Film, der manchmal wie eine extrem präzise beobachtete Dokumentation wirkt, geht es auch um die Frage des Regisseurs, was aus ihm wohl geworden wäre, hätte er nicht beizeiten diesen Landstrich verlassen und wäre nach London gegangen.
Der zweite große Unterschied zu „Brokeback Mountain“: Francis Lee ist ein sehr stiller Unterhalter. Ihm geht es - anders als „Brokeback“-Regisseur Ang Lee - darum, den Alltag möglichst alltäglich wiederzugeben. Die emotionalen Momente überraschen den Zuschauer nicht. Sie kommen wie beiläufig. Dadurch entsteht hin und wieder der Eindruck, Francis Lee könnte in einigen Szenen schneller zum Punkt kommen. Aber dann wäre die ganze Poesie weg.
IDEAL FÜR: Kinofreunde, die gern wahrhaftige Gefühle jenseits des Mainstream auf der Leinwand sehen.