DIE STORY: Und wieder eine Musiker-Biografie. „Get On Up“ erzählt die Lebensgeschichte des Soul-Stars James Brown - nicht als lineare Abhandlung von der Geburt (1933) bis zum Tod (2006) des großen Mannes, sondern als Collage voll wilder Zeitsprünge.
Die Eckpunkte seines Lebens: Eine Kindheit in Armut, ein früher Aufenthalt im Knast, dann die Entdeckung seines Gesangs- und Showtalents, die James Brown zum Weltstar werden ließen. Wobei die Karriere immer wieder durch wilde (Gewalt-)Ausbrüche des Sängers Dämpfer bekam.
Die Eckpunkte seiner Musik: Vom Titelsong „Get On Up“ über „It’s A Man’s World“ bis „Sex Machine“ sind alle Hits zu hören, die James Brown zur Legende machten.
DIE STARS: James Brown wird vom bei uns noch weithin unbekannten Chadwick Boseman gespielt. Der 32-Jährige imitiert die irrlichternde Aura des Sängers, seine Macho-Allüren und seine Vibrato-Stimme derart perfekt, dass er in den USA schon als Oscar-Kandidat gehandelt wird. Viola Davis (James Browns Mutter) und Octavia Spencer (Aunt Honey) besitzen den Oscar bereits. Nelsan Ellis, Darsteller von James Browns wichtigstem Musikpartner Bobby Byrd, wurde im TV durch die Serie „True Blood“ bekannt.
Ein besonderer Gag ist die Mitwirkung von Dan Aykroyd in der Rolle von James Browns Entdecker und Manager Ben Bart: Als Aykroyd 1980 für den Kultfilm „Blues Brothers“ vor der Kamera stand, war der echte James Brown als stimmgewaltiger Gospel-Priester mit an Bord.
DIE KRITIK: 1988 – 1968 – 1939 – 1979 – 1964: Das sind, wenn ich es richtig notiert habe, die Jahreszahlen, die man in den ersten Minuten von „Get On Up“ um die Ohren gehauen bekommt.
Der Film beginnt 1988 mit einer sehr sonderbaren (und nie wirklich erklärten) Szene: Man sieht einen zornigen James Brown, wie er, die Knarre in der Hand, eines seiner Bürogebäude stürmt und dort die Teilnehmer eines Seminars bedroht – weil die seine Toilette benutzt haben.
Dann ein Sprung zurück ins Jahr 1968. Der bereits berühmte James Brown beschließt, in Vietnam aufzutreten, wobei die Band unterwegs fast mit dem Flugzeug abstürzt.
Und weiter geht’s. 1939: Eine Armuts-Szene mit dem ganz kleinen James Brown und seiner Mutter (Viola Davis). 1979: Sex und Gewalt. 1964: Ein Auftritt der Band Famous Flames, die dem jungen Sänger als Startbasis für seinen Aufstieg zum Godfather of Soul dient.
Kurzum: Regisseur Tate Taylor eröffnet „Get On Up“ mit einem so verwirrenden Themen-Salat, dass einem als Zuschauer fast Hören und Sehen vergeht. Das tut dem Film nicht gut und seinem Helden auch nicht. James Brown kommt in der ersten Viertelstunde vor allem als Macho-Rüpel über die Leinwand, der einem gleich einmal herzlich unsympathisch ist.
Erst allmählich findet der Film zu einem ruhigeren Rhythmus – und schafft es dann auch, das Publikum zum Verbündeten des Stars zu machen. Wichtigstes Bindeglied dabei: Natürlich die Musik. Die James-Brown-Hits bilden das Rückgrat von „Get On Up“. Der Sound bebt vor Energie. Die optische Umsetzung lässt die magische Wirkung von James Brown erahnen. Der famose Hauptdarsteller Chadwick Boseman hat sich nicht nur in das Wesen des Stars eingefühlt, sondern er hat auch die akrobatischen Verrenkungen drauf, mit denen James Brown seine Shows würzte.
Als Musikfilm ist „Get On Up“ also ein Erlebnis. Die Story kann da, trotz eines hoch motivierten Ensembles, bis zum Schluss nicht mithalten. Gewiss, man erhält im Lauf der 139 Filmminuten ein detailliertes Psychogramm des weltberühmten Mannes, der sich durch zügellosen Zorn und handgreifliche Gewalt immer wieder selbst mächtig im Wege stand. Aber der Fehlstart durch die verkorkste Dramaturgie des Filmbeginns lässt sich bis zum Finale nicht ausgleichen.
Fazit: Tolle Musik, hinreißende Darsteller – und ein Drehbuch, das man besser im Tresor weggesperrt hätte.
IDEAL FÜR: Fans von James Brown, von Soul und Rhythm’n’Blues.