GESAMTEINDRUCK: „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ ist die Art Doku, die man mit großem Vergnügen sieht, um anschließend das Kino um einiges schlauer zu verlassen.
DIE STORY: Die „Geniale Göttin“ dieses Films ist die aus Wien stammende Schauspielerin Hedy Lamarr (1914 – 2000), die in den 1940er Jahren als schönste Frau der Welt bezeichnet wurde. Einige ihrer Filme wie „Ekstase“ (mit einer Nacktszene, die damals einen Skandal auslöste) sind heute noch populär. Andere vergessen. Die Dokumentation von Alexandra Dean zeigt nun eine Facette der Schönen, die nicht allgemein bekannt ist: Hedy Lamarr hatte ein alles andere als alltägliches Hobby. Sie war Erfinderin. Und ihre Erfindungen haben auch heute noch Bedeutung. Zum Beispiel jedes Mal dann, wenn wir ein Mobiltelefon verwenden.
DIE STARS: Gut möglich, dass die Schauspielerin Hedy Lamarr zu Recht nicht mehr in einem Atemzug mit Größen wie Marlene Dietrich genannt wird. Wenig, was man in dieser Doku von ihrem Schauspiel sieht, zeugt von einer atemberaubenden Begabung. Sie war betörend schön; sie wurde sie in ihren Filmen und auf den dazu gehörigen Plakaten unverschämt gut ausgeleuchtet. Ihr wahres Talent aber - und das vergisst nach „Geniale Göttin“ niemand mehr - lag auf dem Feld der Technik.
DIE KRITIK: Eigentlich sollte „Geniale Göttin“ ein Dokumentarfilm über eine mutige Frau in Hollywood werden, die sich rechtzeitig vom Schauspielerleben verabschiedet hatte. Regisseurin Alexandra Dean befragte Zeitzeugen wie Mel Brooks - und bald zeigte sich, dass das Leben der in Wien als Hedwig Eva Maria Kiesler geborenen Schauspielerin (ihr Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof gegenüber jenem von Udo Jürgens) wesentlich mehr zu bieten hatte als eine übliche Biografie.
Mel Brooks fragt an einer Stelle im Film: „Es gab da schon immer Gerüchte. Sie soll Erfinderin gewesen sein. Stimmt das?“ Alexandra Dean machte sich auf die Suche und wurde fündig. Ein Journalist erinnerte sich, dass er vor vielen Jahren mal ein Telefon-Interview mit Hedy Lamarr geführt hatte, in dem es vor allem um ihre Erfindungen ging. Zum Glück sind Kassetten des Interview-Mitschnitts erhalten. Alexandra Dean baut sie immer wieder in ihren Film ein.
Stück für Stück lernt der Zuschauer Hedy Lamarr besser kennen, die ihre technischen Fähigkeiten als überzeugte Nazi-Gegnerin für die Alliierten einsetzen wollte. Man erfährt, wie sie sich vom Milliardär Howard Hughes ein mobiles Erfindungs-Set an die Drehorte ihrer Filme stellen ließ. Wie sie – als Fernsteuerung für Torpedos – das sogenannte Frequency-Hopping-Verfahren entwickelte, ohne das WLAN und Bluetooth heute nicht möglich wären. Die Erfindung wurde zwar patentiert, kam im Zweiten Weltkrieg aber nicht zum Einsatz. Weil die Technik noch zu kompliziert – oder weil Hedy Lamarr eine Frau war?
Dieser Film ist ein reines Schatzkästchen für alle, die über eine der ungewöhnlichsten Schauspielerinnen der Filmgeschichte etwas mehr wissen wollen als nur die Schlagzeilen.
IDEAL FÜR: Alle Verehrer von Hedy Lamarr. Und für Kinogänger, die spannende und etwas geheimnisvolle Dokus lieben.