Gambit - Der Masterplan
Falscher Monet und echte Blondine
DIE STORY: Joel & Ethan Coen schrieben das Drehbuch zum Remake der Gaunerkomödie „Gambit“: Der britische Kunstkurator Harry Deane (Colin Firth) will mit Hilfe eines gefälschten Monet-Gemäldes und einer echten Blondine (Cameron Diaz) seinem tyrannischen und steinreichen Boss Millionen entwenden.
DIE STARS: Colin Firth gibt eindrucksvoll den schusseligen Traumtänzer, der erkennen muss, dass der Weg von einem Plan bis zu dessen Verwirklichung verdammt weit sein kann. Cameron Diaz ist nicht nur sehr blond, sondern auch sehr lustig. Alan Rickman könnte man für seine Rolle als Scheusal richtig gern haben, wäre sein Mr. Shahbandar nicht gar so ein ausgewachsenes Ekel.
KURZKRITIK: Der Film hantelt sich von Pointe zu Pointe. Freilich geht das Drehbuch der Coen Brothers mit dem Witz durchaus sparsam um, sodass zwischendurch einige Lücken klaffen. „Gambit“ ist unterhaltsam, doch die Meisterschaft eines echten Coen-Films erreicht die Inszenierung von Michael Hoffman nicht.
IDEAL FÜR: Freunde des gepflegt dahinplätschernden britischen Humors, die es nicht stört, wenn der Humor zwischendurch mal Pause macht.
FilmClicks Kritik. „Es ist am besten, wenn der Fisch selbst anbeißt“, hat der Kunstkurator Harry Deane (Colin Firth) erkannt. Deshalb verwendet er all sein Hirnschmalz darauf, einen Köder zu basteln, an dem kein Fisch der Welt - und schon gar nicht der steinreiche Magnat Lionel Shahbandar (Alan Rickman) – freiwillig vorbeischwimmen würde.
Als Köder dient ein Gemälde von Monet („Heuschober in der Abenddämmerung“), und das Wort gebastelt trifft insofern zu, als das Bild, nun ja, nicht ganz echt ist. Es schaut dem wahren Monet zwar verdammt ähnlich, wurde aber von Harry Deans Freund Major Wingate (Tom Courtenay), einem begnadeten Kunstfälscher, gemalt.
Harry malt sich nun aus, wie hinreißend es wäre, den „Heuschober“ dem kunstsinnigen, aber unausstehlichen Mr. Shahbandar unterzujubeln. Das wäre gleich ein doppeltes Fest. Erstens der vielen Millionen wegen. Und zweitens, weil Harry dem Krösus als ständig vom Rausschmiss bedrohter Adlatus dient. Jetzt sinnt er auf Rache.
Das ist der Plot von „Gambit“. Im Original von 1966 spielte Michael Caine den Harry Deane und Herbert Lom das Scheusal Shahbandar. Shirley MacLaine kam als erotischer Lockvogel hinzu. Bei den Oscars wurde die Komödie von Regisseur Ronald Neame mit drei Nominierungen belohnt.
Im Remake von 2012 ist statt der dunkelhaarigen MacLaine die sehr blonde Cameron Diaz dabei. Doch fürs Oscar-Rennen kommt der neue Film trotz all seiner großen Namen kaum in Frage.
Das liegt, so seltsam es klingen mag, zunächst einmal an den Autoren Joel & Ethan Coen. „Gambit“ fehlt es komplett an der ironischen Schärfe und dem schwarzhumorigen Sarkasmus, der für das Werk der Brüder so typisch ist. Das Lustspiel plätschert artig und brav dahin. Wenn überhaupt, dann erinnert „Gambit“ an den schwächsten aller Coen-Filme: An „The Ladykillers“ von 2004. Auch da schrieben die Brüder ein neues Drehbuch für einen Krimikomödien-Klassiker . Und anschließend setzten sie den Film trotz Star-Besetzung mit Tom Hanks artig und brav in den Sand.
Bei „Gambit“ haben sie die Regie Michael Hoffman überlassen, der mit Filmen wie „One Fine Day“ (George Clooney & Michelle Pfeiffer) bewies, dass er ein gutes Händchen für Komödien hat. Hier schafft er es nicht, das Kino-Werkl so richtig auf Touren zu bringen.
Man lacht über eine Reihe gelungener Pointen („Wie finden Sie London? – „Bei Grönland rechts abbiegen!“). Man hört schrullige Sinnsprüche wie „Ein Optimist ist ein Mensch, der die Nachrichten nicht gehört hat“. Man schaut begeistert dem Temperamentbündel Cameron Diaz zu, die ihre Rolle als texanisches Cowgirl mit Herz und Sex Appeal heftig ausreizt. Wirklich abheben aber will die Story nie.
„Gambit“ bietet angenehme Unterhaltung, ohne Spuren zu hinterlassen. Colin Firth spielt filigran einen Mann, der immer wieder erkennen muss, dass zwischen Plan und Wirklichkeit Welten klaffen können. Alan Rickman liefert eindrucksvolle Brüll-Attacken. Stanley Tucci erheitert in einer Episodenrolle als deutscher (!) Kunstexperte namens Zaidenweber. Es gibt viele kleine hübsche Momente. Nur keinen großen Film.