DIE STORY: Der – im Sinne des Wortes – absolut durchgeknallte Schießerei-Film „Free Fire“ erzählt von einem Abend im Jahr 1978. In einer Lagerhalle bei Boston soll ein Waffendeal über die Bühne gehen. Jede Menge testosterongestählte Jungs, dazwischen eine schöne Frau.
Als ein Missverständnis passiert, hat jemand seine Pistole nicht unter Kontrolle. Und plötzlich schießt jeder auf jeden. Allianzen halten nur so lange, bis ein Querschläger trifft. „Free Fire“ ist ein Blei-Ballett der besonders fiesen Art. Hier wird noch Schuss für Schuss geballert. Insgesamt 6.000 Stück in 90 Minuten.
DIE STARS: Brie Larson (Oscar-Preisträgerin als Entführungsopfer in „Raum“) spielt eine Waffendeal-Vermittlerin namens Justine und ist wie immer eine Augenweide – allerdings nicht das, was man am Anfang in ihr sieht.
Um sie herum agieren lauter coole Jungs und Männer wie Armie Hammer („Lone Ranger“) Cillian Murphy („Inception”), Sam Riley („Das finstere Tal“), Sharlto Copley („Hardcore“) und noch einige mehr. Ein jeder von ihnen versteht sich darauf, die Waffe zu zücken und möglichst einprägsame Sprüche abzusondern. Es darf davon ausgegangen werden, dass Quentin Tarantino diesen wilden Ritt sehr gern gesehen hat.
DIE KRITIK: Der britische Filmemacher Ben Wheatley zählt zu den wenigen Stimmen im aktuellen Weltkino, die mit jedem neuen Film etwas absolut Außergewöhnliches zaubern. Das ist ihm jetzt mit dem Actionreißer „Free Fire“ genauso gelungen wie zuvor mit dem SciFi-Drama „High-Rise“ oder dem Horrorfilm „Kill List“.
Das große Publikum hat der Brite allerdings noch nicht gefunden und er wird es vielleicht auch nie finden. Dafür sind seine Filme einfach zu kompromisslos. Aber er hat eine treue Fangemeinde und auch in der Filmbranche besitzt sein Name einen immer besseren Ruf. Mittlerweile einen so guten, dass Meisterregisseur Martin Scorsese beim Action-Kleinod „Free Fire“ als ausführender Produzent einstieg.
Eigentlich ist es relativ unwichtig, woher ein Filmemacher seine Idee nimmt. Hauptsache, der Film gelingt ihm. Bei „Free Fire“ - selten war ein Titel derart zutreffend - ist es trotzdem ganz interessant. Ben Wheatley hat mal einen penibel verfassten Polizeibericht über einen Schusswechsel in die Hand bekommen. Dort stand zum einen genau vermerkt, wie viel Munition abgefeuert wurde. Aber auch, was die Munition macht. Wie sie in Körper eindringt oder diese nur streift. Was passiert, wenn Querschläger zur eigentlichen Gefahr werden.
Ben Wheatley hat dieser Grundidee nur wenig hinzugefügt. Er hat sie in die späten 1970er verlegt. Was ihm die Gelegenheit gibt, schrecklich schöne Morde vorzuführen. Aber eben auch auf jegliche Art mobiler Technik zu verzichten. Ja, es klingelt mal ein Telefon. Aber eines mitten im Raum, mit einer Strippe dran.
Die Menschen in „Free Fire“ sind ganz im Moment, durch nichts abgelenkt, einfach für 90 Minuten in einem Raum und bekämpfen sich bis aufs Blut. Da sie gerade dabei waren, einen Waffendeal abzuwickeln, herrscht an Munition und Waffen kein Mangel.
Es wird aus allen Rohren geschossen. Aber die Menschen fallen nicht nur einfach um, wie meist in Actionfilmen. Hier geht es darum, was Waffen anrichten können. Wie sich Menschen fühlen, wenn sie verletzt werden. Wie sie um ihr Leben kämpfen.
Irgendwann verliert man auch als Zuschauer den Überblick, wer jetzt gegen wen kämpft. Aber das hat Ben Wheatley sicher so gewollt. „Free Fire“ ist kein Film, der den Einsatz von Waffen verherrlicht. Ganz im Gegenteil. Von einer Glorifizierung der Gewalt ist der Film weit entfernt.
IDEAL FÜR: Actionfans, die es lieben, wenn 90 Minuten Dauergeballer intelligent inszeniert werden.