DIE STORY: Anna (Paula Beer) besucht jeden Tag das Grab von „Frantz“, ihrem Verlobten, der im Ersten Weltkrieg ums Leben kam. Es ist 1919 in der kleinen Stadt Quedlinburg in Sachsen Anhalt.
Eines Tage sieht Anna am Grab des Verstorbenen einen fremden Mann (Pierre Niney) stehen. Der erzählt ihr von seiner Freundschaft zu Frantz und wie sich beide in Paris vor dem ersten Weltkrieg kennen gelernt haben. Auch die Eltern von Frantz, die den Tod des Sohnes nicht verwinden können, finden Gefallen an diesem jungen Mann, der wieder etwas Freude in ihr Leben bringt.
Aber stimmen all seine Geschichten? Als der Fremde verschwindet, wird Anna nach Frankreich geschickt, um ihn zu suchen.
DIE STARS: Paula Beer war bisher vor allem durch den Alpen-Western „Das finstere Tal“ und in der Independent-Szene ein Begriff. Mit „Frantz“ ist sie auf einen Schlag international bekannt geworden. Sie bekommt große Titelgeschichten in Frankreichs Hochglanz-Blättern. Man nennt sie die neue Romy Schneider. Die Jury bei den Filmfestspielen von Venedig war hingerissen von ihrem Spiel und zeichnete sie als beste Nachwuchs-Schauspielerin aus.
Aber auch um Paula Beer herum agiert nur Weltklasse. Pierre Niney als der Fremde, Marie Gruber und Ernst Stötzner als die Eltern von Frantz und Johann von Bülow als der Mann, der Anna gern zur Frau hätte – was für ein Ensemble.
DIE KRITIK: Der französische Regisseur François Ozon liebt es, seine Zuschauer zu gleichen Teilen zu unterhalten und zu verwirren. Ob nun in „8 Frauen“ oder in „Das Schmuckstück“ oder vielen anderen Filmen; Ozon legt Fährten aus, denen der Kinogänger gern folgt, um wenig später zu merken, dass dieser Weg ganz bestimmt in die Irre führt.
„Frantz“ ist in gewisser Weise, eine Art Fortsetzung von Michael Hanekes meisterhaftem Drama „Das weiße Band“. Erneut ein Schwarz-Weiß-Film (mit nur ein paar bunten Bildern, wenn mal Hoffnung aufkeimt), der hervorragend schildert, wie es zum Wahnsinn des Faschismus kommen konnte,
Das Drama erzählt vom Leben in einer deutschen Kleinstadt direkt nach dem Ersten Weltkrieg, in der plötzlich ein Franzose auftaucht. Die Verwirrung ist groß, wie soll man mit diesem Menschen umgehen, Zumal er kein Feind zu sein scheint. Er erzählt von Frantz, seinem deutschen Freund, mit dem ihn viel verband, bevor der Deutsche im Krieg ums Leben kann. Aber wie kam er ums Leben und was weiß der Fremde?
Es wird schnell klar, dass es bei diesem betörend schönen und herrlich zurückhaltend gespielten Film ums Lügen geht. Aber wer belügt wen und ab wann ist eine Lüge wirklich schlimm? Rettet sie vielleicht manchmal Leben oder schenkt sie Trost? François Ozon ist ein Meisterstück gelungen, das man bis zur Auflösung gebannt betrachtet und das danach im Kopf noch munter weitergeht. Mehr kann man von Kino nicht erwarten.
IDEAL FÜR: Menschen, die sich im Kino gern überraschen und in andere Zeiten versetzen lassen.