Fikkefuchs

Zwei traurige Clowns in Berlin


FilmClicks:
„Fikkefuchs“: Thorben (Franz Rogowski, li.) und sein Vater Rocky (Jan Henrik Stahlberg) © Thimfilm
DIE STORY: „Fikkefuchs“ ist die tragikomische Geschichte von Rocky und Thorben.
Rocky (Jan Henrik Stahlberg) war mal ein Frauenheld, der selbsternannte „größte Stecher von Wuppertal“. Nun wird er bald 50 und tut sich nur noch selber leid. Egal, wie oft er Frauen anspricht, er holt sich eine Abfuhr nach der nächsten.
Eines Tages klopft Thorben (Franz Rogowski) an seine Tür: der Sohn, von dem Rocky bisher keine Ahnung hatte. Thorben hat von seiner Mutter immer wieder gehört, was der Vater früher für ein toller Hecht war. Nun möchte Thorben, der überhaupt keine Ahnung hat, wie man sich Frauen nähert, von seinem Vater Tipps bekommen. Zwei sehr traurige Clowns ziehen durch Berlin, auf der Suche nach willigen Frauen.

Für Rocky und Thorben geht's immer nur um die Frauen © Thim

DIE STARS: Franz Rogowski hat schon in etlichen Filmen gezeigt, wie viel schauspielerische Urgewalt in ihm steckt. Zuletzt konnte man ihn, als Sohn von Isabelle Huppert, in Michael Hanekes „Happy End“ sehen.
In „Fikkefuchs“ überzeugt Rogowski wieder auf ganzer Linie. Dieser komplexbeladene Thorben, der sich von Frauen schon angemacht fühlt, wenn sie nur ein klein bisschen Haut zeigen und der dann unter Umständen ausrastet; der von seinem Vater lernen will und ihn dann doch mehr oder weniger retten muss – das ist großes Kino.
Jan Henrik Stahlberg steht dieser Leistung in nichts nach – als Autor und Regisseur von „Fikkefuchs“ und in der zweiten Hauptrolle als Rocky.

Intensive Gespräche und ein aufmerksamer Hund © Thim

DIE KRITIK: „Fikkefuchs“ hat nicht nur den provokativsten deutschen Filmtitel dieses Kinojahres. Dieser Film besitzt auch als einer der ganz wenigen das Zeug zum Aufreger. Wer nach 104 Minuten das Kino wutschäumend verlässt und auf den Film schimpft, hat absolut recht.
„Fikkefuchs“ mag nicht bequem sein und nur unterhalten. Diese manchmal schrille und dann wieder todtraurige Satire will, dass wir uns aufregen.
Jan Henrik Stahlberg, der schon so schöne Filme wie „Muxmäuschenstill“ gedreht hat, nimmt sich hier den Mann von heute vor. Was darf er in dieser sich ständig verändernden Gesellschaft? Wie viel Macho ist noch gefragt? Wie soll man sich den Frauen gegenüber verhalten?
Rocky wusste das mal. Zumindest wird immer wieder davon erzählt, dass er einst vieles richtig gemacht hat. Thorben hingegen ist komplett überfordert mit der Gesamtsituation. Er hat keine Freunde, kein Ziel im Leben. Für ihn wäre es das Allergrößte, wenn er endlich mal eine Frau finden würde, die sich freiwillig für ihn interessiert.
Der übliche deutsche Komödien-Weg wäre es, dass beide Männer sich für die einzig Wahrhaften halten, dass man über sie lacht. Dass sie sich erkennen und wir am Ende mit ihnen lachen.
All das will Stahlberg nicht. Er lässt seine Charaktere, obwohl er sie sehr lieben muss, mit voller Wucht gegen die Wand rennen, ein ums andere Mal. Darüber kann man lachen. Aber Rocky und Thorben tun einem eher leid. Zumal ihnen der Regisseur sehr viel zumutet.
Es gibt eine nächtliche Badewannenszene, die es in dieser Radikalität in keinen Hollywood-Film schaffen würde. Irgendwann geraten die Männer an eine Selbsthilfegruppe und Rocky scheint das Glück hold zu sein. Könnte man denken. Aber dann holt Jan Henrik Stahlberg zum Ende noch einmal die große Keule raus und schlägt mit unendlich viel Freude alles kaputt.
Fazit: Wenn wir Männer wirklich so sind, wie uns der Filmemacher das hier zeigt, dann gnade uns Gott!
 
IDEAL FÜR: Menschen, die sich im Kino gern herausfordern lassen. Dieser wilde Ritt ist alles andere als angenehm.
 






Trailer
LÄNGE: 104 min
PRODUKTION: Deutschland 2017
KINOSTART Ö: 07.12.2017
REGIE:  Jan Henrik Stahlberg
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Franz Rogowski: Thorben
Jan Henrik Stahlberg: Rocky