Fifty Shades of Grey

Sado-Maso, auf Hochglanz getrimmt


FilmClicks:
„Fifty Shades of Grey“: Noch ist die Peitsche nicht im Spiel - Dakota Johnson und Jamie Dornan © Universal
DIE STORY: Die Fakten dürften bekannt sein. „Fifty Shades of Grey“, die Buchreihe von E. L. James, wurde Millionen und Abermillionen Mal auf der Welt verkauft. „Fifty Shades of Grey“, der Film, hält sich eng an die inhaltlich dürre Vorlage. Die arme Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) lernt bei einem kurzen Interview den schwerreichen Unternehmer Christian Grey (Jamie Dornan) kennen und verfällt ihm sofort. Sie will Liebe. Er hingegen möchte sie in seine Sado-Maso-Welt einführen.
Die Leser der Romane wissen, wie alles endet. Die Kinogänger müssen sich noch gedulden. Der erste Film endet jetzt so, dass er Neugier auf die Fortsetzung weckt. Doch um auf der Leinwand zu erfahren, ob Anastasia letztendlich Christians Sex-Sklavin wird und wer am Ende – außer der Liebe – siegt, muss man bis 2017 warten. Erst dann kommt der Abschlussfilm der Trilogie heraus.
 
Der Funke springt über: Christian und Anastasia kommen einander ganz nah © Universal

DIE STARS: Bisher sind weder Dakota Johnson (Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith) noch Jamie Dornan schauspielerisch groß in Erscheinung getreten. Und auch die Trilogie wird sie schauspielerisch nicht besonders fordern. Aber in kurzer Zeit schon werden sowohl die Texanerin Johnson als auch der Nordire Dornan von jedem erdenklichen bunten Titelblatt lächeln. Sollte man ihnen dazu gratulieren?
 
DIE KRITIK: Nicht aus jedem schlechten Buch muss zwangsläufig ein schlechter Film werden: „Fifty Shades of Grey“ macht vieles richtig. Die vielen über die Maßen peinlichen Kommentare von Anastasia aus dem Roman – besonders bei den Sexszenen – konnten verhindert werden. Auch etliches banales Buch-Gequatsche hat keinen Eingang in den Film gefunden.
Der Anfang ist richtig schön geworden. Man sieht eine Wolkenformation und hört dazu eine tolle Version des Klassikers „I Put A Spell On You“. Kurz darauf setzt eine Flut an Hochglanzbildern ein, die nicht mehr enden mag. Weder in den Schlafzimmern, die ausgiebig genutzt werden, noch auf den langen Autofahrten.
Dieser Film will vor allem eines sein: schön. Schön und auf Hochglanz getrimmt. Die Regisseurin Sam Taylor-Johnson findet für etliche Situationen Einblicke, die nicht unbedingt überraschen, die man gern anschaut. „Fifty Shades of Grey“ ist ein Film, der keinem wehtut.
Das allerdings ist ein Problem. Denn Anastasia Steele (Dakota Johnson versucht mehrere Gesichtsausdrücke, muss aber in Christians Nähe immer den „Fick-Mich-Blick“ aufsetzen) lernt mit Christian Grey (Jamie Dornan - selten war ein Verführer derart blass) ja jemanden kennen, dessen Geschmack in Sachen Liebe etwas eigen ist. Er ist ein dominanter Partner beim Sex, gepaart mit einer ordentlichen Prise Sadismus.
Nach gut 40 Minuten Einführung gibt‘s zum ersten Mal das, was die Bücher so berühmt gemacht hat, den Sex in Christians Erotik-Folterkammer. Der findet zu den Klängen von „Crazy in Love“ statt. Den ersten Schlag mit der Peitsche erlebt man genau in dem Moment, in dem Beyoncé beginnt, zu singen.
Es gibt reichlich Schläge in diesem Film. Mal mit der Peitsche oder mit besonderen Instrumenten, gern auch mal mit einem Gürtel. Aber es gilt das oben Gesagte: nichts von all dem tut weh. Man vermisst auch die Aura einer gewissen Erregung, die man in diese Bilder hätte einbauen können. Lars von Triers „Nymphomaniac“ schmerzt und fasziniert da wesentlich mehr.
Auch hier regiert der schöne Schein. Christian/Jamie darf sich mal nackt von hinten zeigen. Anastasia/Dakota ist oft hüllenlos zu sehen. Einmal schwenkt die Kamera auf ihre Scham und einmal rutscht ihm die Hose so tief, dass man denken könnte, demnächst wäre etwas Intimes zu sehen.
Je länger der Film dauert, umso mehr stellt sich beim Zuschauer Ermüdung ein. Irgendwann wird es langweilig, den beiden ständig beim Knutschen zuzuschauen. Dass der Film nicht komplett kippt, ist einigen sehr guten Musiknummern zu verdanken und Sam Taylor-Johnsons einfühlsamer Regie.
Auch wenn hier nichts auf Krawall und Sensation gebürstet ist, man nimmt den Figuren doch ab, dass sie sich in einem Konflikt befinden. Er will sie als seine Sex-Sklavin, weil er nichts anderes kennt. Sie sucht die wahre Liebe. So ähnlich – und natürlich doch ganz anders – wie damals bei Julia Roberts und Richard Gere.
Fazit: Es darf davon ausgegangen werden, dass die „Fifty Shades of Grey“-Filmreihe riesengroß wird. „Pretty Woman“ für die Generation Porno. Es hätte schlimmer kommen können.                
 
IDEAL FÜR: die Fans der Bücher, die sicher nicht enttäuscht werden, und für alle, die auf romantische Komödien der anderen Art stehen. 






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 12.02.2015
REGIE:  Sam Taylor-Johnson
GENRE: Erotik|Romanze
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Dakota Johnson : Anastasia Steele
Jamie Dornan: Christian Grey