DIE STORY: „Familie zu vermieten“ ist eine Komödie mit typisch französischem Esprit – auch wenn die Stars Belgier sind.
Der Plot: Es ist gar nicht so leicht zu verkraften, erfolgreich zu sein. Das weiß der Geschäftsmann Paul-André (Benoît Poelvoorde) nur zu gut. Er ist mit Mitte 40 da angekommen, wo angeblich jeder hin will: Er ist reich, steinreich. Aber die Schattenseiten dieses Zustandes werden für ihn immer unerträglicher: Paul-André ist nämlich auch einsam, schrecklich einsam. Was macht ein Single wie er nun mit dem ganzen Geld?
Zufällig bekommt Paul-André mit, dass die lebenslustige Violette (Virginie Efira) überhaupt keine Kohle hat, aber dringend welche braucht. Was Paul-André auf die Idee bringt, ihr anzubieten, für sämtliche Schulden der alleinerziehenden Mutter aufzukommen, wenn sie ihn fortan als Teil ihrer Familie annimmt.
DIE STARS: Benoît Poelvoorde und Virginie Efira kommen beide aus Belgien, drehen ihre Filme aber meist in Frankreich und gelten dort als die größten (Komödie-)Stars der Stunde.
Zumindest Benoît Poelvoorde kennt man auch hierzulande sehr gut - seit seinem Auftritt in der Grenzer-Komödie „Nichts zu verzollen“ (2010). Zuletzt war Poelvoorde in der Rolle von Gott in „Das brandneue Testament“ zu sehen.
DIE KRITIK: In Wahrheit, davon ist Regisseur Jean-Pierre Améris überzeugt, handeln all seine Filme von zwischenmenschlicher Kommunikation. Zuletzt hat er das berührend in dem Drama „Die Sprache des Herzens“ (2014) dargelegt. Da ging es um die zarte Annäherung zwischen einer 14-jährigen Taub-Blinden und einer Nonne.
Auch in „Familie zu vermieten“, einer leichtfüßigen Komödie, geht es ums Verstandenwerden. Hier ringt ein Außenseiter um Akzeptanz in einer (Gefühls-)Welt, für die er nicht gemacht scheint.
Denn ist es nicht eine Win-Win-Situation für alle, wenn der einsame Paul-André seinen finanziellen Überfluss dazu einsetzt, um einen Familienanschluss zu erwerben? Mitnichten! Obwohl sich die überraschte Violette zögerlich auf den Deal einlässt, ist es Paul-André, der schon bald merkt, dass man sich mit Geld nicht alles kaufen kann. Schon gar keine funktionierende Familie.
„Familie zu vermieten“ mag beschwingt daherkommen, doch das Thema des Films hat durchaus ernste Aspekte, und die lässt Améris auch kräftig durchklingen. Dennoch gibt er sich niemals schulmeisterlich, sondern überlässt jenen die Bühne, für die Komödien gemeinhin auch gemacht sind: Den Schauspielern. Ihnen erlaubt Améris eine scheinbar mühelose Entfaltung vor der Kamera, die sie ihm mit größtmöglicher Nonchalance in Bezug auf ihre Figuren danken.
IDEAL FÜR: Alle, die mit Benoît Poelvoorde und Virginie Efira lachen und zugleich über den Ernst des Lebens nachdenken möchten.