DIE STORY: „Fack ju Göhte“ geht in die letzte, die dritte Runde. Es herrscht wie immer Chaos an der Goethe-Gesamtschule. Die Zustände dort sind dermaßen unhaltbar, dass der Laden dichtgemacht werden soll.
Pech für Lehrer und Schüler. Einziger Ausweg: Man mausert sich ganz schnell zur Vorzeigeschule, lässt die Schüler in allen Bereichen Großartiges vollbringen und verhindert so in letzter Minute die Schließung.
Als ob das nicht genug wäre, muss die Chaos-Truppe von Lehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek) bei einem Test noch unter Beweis stellen, dass alle fähig sind, zum Abitur zugelassen zu werden. Wie soll das funktionieren bei einem Haufen lernunlustiger Kinder und nicht weniger demotivierter Lehrer?
DIE STARS: Es gibt ein fröhliches Wiedersehen mit (fast) allen Stars aus den ersten Teilen. Elyas M‘Barek dürfte den Lehrer Müller mittlerweile wohl im Schlaf spielen können. Die Kids sind traumhaft routiniert wie immer. Katja Riemann als am Klebstift schnüffelnde Direktorin ist eine Klasse für sich.
Und dennoch gibt es eine in der Truppe, die alle überragt. Sandra Hüller als Lehrerin, die mindestens so durchgeknallt ist wie Zeki Müller. Kürzeste Röcke, am Morgen noch eine Menge Restalkohol im Blut und immer einen fiesen Spruch auf Lager: Der erste Auftritt im Mainstream hat Sandra Hüller („Toni Erdmann“) merklich Spaß gemacht.
DIE KRITIK: Man durfte ein bisschen Angst vor „Fack ju Göhte 3“ haben. Denn nach einem überragenden ersten Film folgte ein kreuzbraver Teil 2, der Schlimmes fürs letzte Kapitel befürchten ließ.
Aber die Macher um Autor/Regisseur Bora Dagtekin haben beinahe alles richtig gemacht. Bis auf ein paar Hänger in der Mitte und ein paar Gags (das Anti-Drogenzäpfchen gehört eher in eine der schlimmen deutschen 90er-Jahre-Lustspiele), die man besser gestrichen hätte, ist hier eine schöne Wohlfühl-Komödie mit ernsten Anklängen entstanden.
Der zweite Teil krankte daran, dass man die Schule verließ und in Thailand allerhand Unfug trieb. Nun ist „Fack ju Göhte“ wieder da, wo der Film hingehört: in der Schule. Dort macht er auch am meisten Spaß.
Auf der einen Seite blitzen die Pointen bei den Rettungsversuchen der Lehrer, ihre Einrichtung vor der Schließung zu bewahren. Ein ums andere Mal darf Katja Riemann als Direktorin zeigen, was sie für eine tolle Komödiantin ist.
Dann liegt das Hauptaugenmerk natürlich wieder auf der Chaos-Klasse von Zeki Müller. Gleich zu Beginn blüht den Kids ein Besuch im Berufsberatungszentrum mit einer grandios aufgelegten Corinna Harfouch. Dort erfahren Chantal (Jella Haase) und Co., wohin ihr Weg sie führen wird, wenn sie weiterhin nur chillen statt zu lernen. Es gibt reichlich Chaos, das bis zum wohlverdienten Ende bereinigt werden muss.
„Fack ju Göhte 3“ bekommt etwas hin, das man nicht unterschätzen sollte: Der Film zeigt kulturelle Offernheit und Haltung. Mal sind es kleine Bemerkungen über Flüchtlinge oder über die AfD. Dann geht’s um den miesen Ausrüstungszustand an deutschen Schulen, oder um das heikle Thema Jugendliche und Selbstmord.
All das wird angerissen und einem nicht penetrant vor Augen gehalten. Nur bei einem Thema malt der Film mit einem besonders dicken Pinsel. In mehreren Szenen geht es um das allgegenwärtige Mobbing. Zwischen Lehrern und Lehrern, zwischen Lehrern und Schülern und zwischen den Schülern. Das gipfelt in einer Szene in der Turnhalle, in welcher der sonst so arschcoole Zeki Müller sein Innerstes offenbart und die Schule sich gegen Mobbing erhebt. Ein richtig fetter emotionaler, ein Hollywood-Moment. Und da das Problem Mobbing zurzeit nicht wegdiskutiert werden kann, auch ein wichtiger. Weit über den Film hinaus.
Wer auf den schnellen Gag aus ist, der wird ihn finden. Wer die nervenden Kids mag, wird reichlich von ihnen bekommen. Am Ende wird es sogar romantisch und es dürften ein paar Tränen fließen. Die aber sicher schnell trocknen, wenn die zum Teil sehr lustigen Outtakes neben dem Abspann zu sehen sind.
Bleibt nur zu hoffen, dass dieser sehr gelungene dritte Teil, der die Story der Trilogie wunderbar abrundet, wirklich den Sack zumacht. Obwohl, so in zehn Jahren „Fack ju ten jiehrs lehter“, das hätte schon was.
IDEAL FÜR: Die Fans der Serie. Außerdem ist „Fack ju Göhte 3“ wohl der Film, auf den sich die ganze Familie beim nächsten Kinobesuch einigen kann.