Every Thing Will Be Fine

Eine kleine Geschichte über das Trauern


FilmClicks:
„Every Thing Will Be Fine“: James Franco mit Charlotte Gainsbourg © Donata Wenders
DIE STORY: „Every Thing Will Be Fine“ (also: Alles wird gut), der Titel des neuen Filmdramas von Wim Wenders, klingt wie eine Lüge oder ein Versprechen, das nur schwer einzulösen ist. Der Schriftsteller Tomas (James Franco) passt auf winterglatter Fahrbahn einen Moment nicht auf. Wie aus dem Nichts rutscht ein Schlitten auf die Fahrbahn. Ein Kind kommt zu Tode. Wie geht man um mit einem Unfall, den man weder verursacht hat, noch Schuld daran trägt? Über zwölf Jahre hinweg geht der Kinogänger den schweren Weg mit Tomas.    
 
DIE STARS: Wim Wenders hat mittlerweile den Ruf eines – sagen wir mal – Woody Allen. Wann immer diese Herren ein neues Projekt ausrufen, freuen sich die Stars, wenn sie zum Drehen gebeten werden.
Im Fall von „Every Thing Will Be Fine“ sieht man  James Franco in einer Schlaftabletten-Performance, die allerdings gut zum Thema passt. Ähnlich lethargisch agiert Charlotte Gainsbourg als Mutter, die bei dem Unfall eines ihrer Kinder verliert. Rachael McAdams verkörpert eine der Frauen, denen Tomas auf seinem Schmerzensweg begegnet und die er verletzt, weil er sich nur um sich selbst kümmern kann.        
 
DIE KRITIK: Wim Wenders, der im August 70 wird, ist ein jugendlich-frischer, druckvoller Filmemacher. Das kann man sehr gut an Filmen wie „Das Salz der Erde“ sehen. Eine Doku, die gute Chancen hatte, einen Oscar zu bekommen. Wenn es nicht „Citizen Four“ über Edward Snowden gegeben hätte.
Jugendlich-frisch und so weiter gilt natürlich auch, wenn man auf all die Klassiker blickt, die Wenders in seinem langen Berufsleben angesammelt hat. Vom „Himmel über Berlin“ bis zum „Buena Vista Social Club“. Aber alle Frische ist weg, wenn man sich Wenders' Spielfilme der letzten Jahre anschaut. Und da macht „Every Thing Will Be Fine“ leider keine Ausnahme.
Es liegt eine bleierne Schwere über diesen Bildern, die sagenhaft toll fotografiert, aber eben auch unendlich zerdehnt von der Trauer erzählen.
Dabei wählt Wenders einen interessanten Ansatz. Autofahrer Tomas (James Franco) ist an einem verschneiten Winterabend auf einer Landstraße unterwegs, als plötzlich ein Schlitten aus dem Nichts auftaucht und ins Auto kracht. Der Junge auf dem Schlitten stirbt. Sofort schrillen unsere inneren Alarmglocken. Der Mann im Auto muss schuld sein. Ist er aber nicht. Und deshalb ist es sehr gut zu verstehen, dass sich Wim Wenders in erster Linie nicht der Mutter des Kindes (Charlotte Gainsbourg), die erst später ins Spiel kommt, zuwendet, sondern sich ganz und gar auf Tomas konzentriert.
Was macht solch ein schrecklicher Unfall mit einem Menschen? Wie gehe ich mit dem Fakt um, dass ich einem Menschen das Leben genommen habe, aber nichts dafür kann? Tomas tut sich unendlich leid, was der Zuschauer in voller Breitseite mitbekommt. Seine Beziehung zu Sara (Rachael McAdams) geht in die Brüche. Tomas sucht Trost im Alkohol. Erst als er ein Buch schreibt und zum Bestseller-Autor wird, stellt sich eine gewisse Ruhe in seinem Leben ein. Aber er weiß, dass er mit der schicksalhaften Nacht erst dann abschließen kann, wenn  er sich der Familie des getöteten Jungen stellt.
Wenders erzählt all dies in Kammerspiel-Optik und in Form einer Trauerballade. Wer melancholische und traurige Filme mag, wird an diesem Drama seine Freude haben. Für alle anderen dürfte es ein wenig zu viel moralischer Ballast sein, der hier ungefiltert an den Kinogänger weitergereicht wird.
Einen großen Vorzug aber hat „Every Thing Will Be Fine“ dann doch. Wim Wenders arbeitet vorbildlich mit dem Format 3D. Er hat alles Sensationslüsterne und Effekthascherische entfernt und nutzt die Tiefe des Raumes perfekt, um Beziehungen zwischen Menschen deutlich zu machen. Das mag sehr theoretisch klingen. Sieht aber toll aus. 
 
IDEAL FÜR: Arthaus-Fans, die nicht davor zurückschrecken, sich zwei Stunden einem intensiven Trauer-Erfahrungs-Trip in 3D auszusetzen. 
 
 






Trailer
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: Kanada / Deutschland /Norwegen 2015
KINOSTART Ö: 03.04.2015
REGIE:  Wim Wenders
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
James Franco: Tomas Eldan
Charlotte Gainsbourg: Kate
Rachel McAdams: Sara