DIE STORY: „Everest“ ist eine visuell spektakuläre Mischung aus Abenteuer, Katstrophenfilm und Dokudrama, toll besetzt mit Stars wie Jason Clarke, Jake Gyllenhaal, Josh Brolin und Keira Knightley. Der Film erzählt eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1996, als bei mehreren großen Everest-Expeditionen an einem Tag acht Bergsteiger starben – weil sie zu leichtsinnig waren, weil sie zu spät mit dem Abstieg begannen und weil sie in einen gewaltigen Sturm gerieten.
DIE STARS: Der Australier Jason Clarke, erst kürzlich in „Terminator: Genisys“ als Gegenspieler von Arnold Schwarzenegger zu sehen, spielt in „Everest“ den neuseeländischen Profi-Bergsteiger Rob Hall. Jake Gyllenhaal wechselt vom Boxring („Southpaw“) ins gebirgige Gelände. Josh Brolin, Stiefsohn von Barbra Streisand, wurde mit dem Coen-Brothers-Hit „No Country For Old Men“ zum Star und mimt in „Everest“ einen klettertüchtigen Texaner.
Keira Knightley und Robin Wright haben Nebenrollen als besorgte Bergsteiger-Gemahlinnen. Emily Watson („Breaking The Waves“) organisiert im Himalaya das Basiscamp der Kletterer.
Regisseur Baltasar Kormàkur ist ein Isländer spanischer Abstammung, der mit Filmen wie „The Deep“ und „2 Guns“ in Hollywood die Weihen für höhere Aufgaben erwarb.
DIE KRITIK: Das Bergdrama „Everest“ führt 19 Jahre zurück in eine Zeit, als es am Mount Everest eine Art Mini-Massentourismus gab. Betuchte Kletterer legten Zehntausende Dollar ab, um sich von erfahrenen Bergführern wie Scott Fischer (im Film gespielt von Jake Gyllenhaal) oder Rob Hall (Jason Clarke) auf den Gipfel lotsen zu lassen.
Die Expeditionen des Jahres 1996, von denen der Film erzählt, standen unter keinem guten Stern. Schon beim Aufstieg ging wegen schlampiger Vorbereitungen einiges schief: Nicht alle Sicherungsseile waren rechtzeitig gespannt worden. Das bedeutete Zeitverlust. Geklettert wurde trotzdem. Den Gipfel in Sichtweite, überzogen einige Bergsteiger die 14-Uhr-Deadline, zu welcher der Abstieg spätestens beginnen musste, um nicht in die Dunkelheit geraten. Der gewaltige Blizzard, der anschließend aufzog, gab den Abenteurern den Rest. Als sich der Sturm verzogen hatte, waren acht Expeditionsteilnehmer tot.
„Everest“ schildert die wahre Geschichte im Stil eines klassischen Katastrophenfilms. Erst werden, zwangsläufig etwas langatmig, die vielen Figuren vorgestellt. Dann geht’s bergwärts. Wo man mit jedem Höhenmeter und jedem Windhauch mitverfolgen kann, wie eine gutgelaunte Expedition zur tödlichen Falle wird.
Regisseur Baltasar Kormákur inszeniert die Klettertour mit viel Gespür für realistische Spannung. Optisch ist der Film streckenweise sensationell, die Berg- und Sturmszenen sind wirklich atemberaubend. Aber dem Film fehlt erstaunlicherweise etwas: Die große Emotion. Das Mitzittern mit den Figuren.
Das mag damit zusammenhängen, dass man als Zuschauer ja weiß, dass alle Teilnehmer aus Abenteuerlust und auf eigenes Risiko handelten. Selbst eine herzzerreißende und verbürgte Szene wie jene, in welcher der todgeweihte Bergführer Rob Hall per Satellitentelefon von seiner schwangeren Frau (Keira Knightley) Abschied nimmt, bleibt seltsam distanziert.
Neben den Stars aus Hollywood spielt natürlich auch ein Star aus Asien eine Hauptrolle: Der Mount Everest selbst. Sein Gipfel kommt oft ins Bild: Mal berauschend schön, mal bedrohlich. Die meisten Kletter-Szenen entstanden allerdings Tausende Kilometer weit entfernt vom Himalaya: Auf dem Hochjochferner im Südtiroler Schnalstal, nahe der österreichischen Grenze.
Der Gesamteindruck? „Everest“ ist ein imposanter Katastrophenfilm, der einen trotz seiner begeisternden Naturaufnahmen immer wieder kalt lässt. Und das hat nichts mit den Minusgraden im Hochgebirge zu tun.
IDEAL FÜR: Bergsteiger, Kletterer, Wanderer und andere Liebhaber des Hochgebirges.