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Euphoria
Ein kalter Film über das Sterben
GESAMTEINDRUCK: „Euphoria“ ist ein Geschwister-Drama, das von Sterbehilfe handelt, ohne dem dunklen Thema erhellende Aspekte abzugewinnen.
DIE STORY: Als die Künstlerin Ines (Alicia Vikander) in „Euphoria“ erstmals nach Jahren ihre Schwester Emilie (Eva Green) in die Arme schließt, ahnt sie noch nicht, was ihr bevorsteht. Die schwerkranke Emilie möchte sich von ihrer Schwester in ihren letzten Lebenstagen begleiten lassen. Den gemeinsamen Platz an einem geheimnisvollen Ort (einer luxuriösen Sterbehilfe-Klinik) hat sie bereits gebucht. Wenn es nach Emilies Plänen geht, wird nur Ines das Anwesen lebend verlassen. Sie selbst möchte einen Medikamenten-Cocktail schlucken, der ihrem Dasein ein Ende setzt.
DIE STARS: Die Schwedin Alicia Vikander hat es binnen weniger Jahre mit Filmen wie „Ex Machina“, „Jason Bourne“ oder „Tomb Raider“ zum Hollywood-Star und zur Oscar-Preisträgerin (für „The Danish Girl“) gebracht. Die französische Halb-Schwedin Eva Green (eine Nichte von Michael Hanekes Kameramann Christian Berger) hatte ihren Durchbruch 2006 an der Seite von Daniel Craig im Bond-Thriller „Casino Royale“. Die Britin Charlotte Ramplin zählt seit Liliana Cavanis „Der Nachtportier“ (1974) zu den führenden europäischen Filmschauspielerinnen.
DIE KRITIK: Das einzige, was an „Euphoria“ so etwas wie Euphorie verströmt, ist der Filmtitel. Das Publikum wird in ein düsteres Drama hineingezogen, das vor einer Kulisse aus der Welt der Reichen und Schönen das Thema des Todes behandelt. Oder, besser gesagt, einen Teilaspekt davon: Den Tod durch aktive Sterbehilfe.
Genauso luxuriös wie das schlossartige Fünf-Sterne-Hotel, das den Todeswilligen als Startrampe aus dem Leben dient, ist die Besetzung. Mit Alicia Vikander und Eva Green vertiefen sich zwei Darstellerinnen aus Hollywoods A-Liste in die bitterernsten Dialoge über den Abschied vom Leben. Sie tun das mit vollem Einsatz, mit Temperament und Aggression, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Als Sekundantin hat auch Charlotte Rampling große Momente, die als Leiterin des Instituts wieder einmal eine ihrer geheimnisvollen Frauenfiguren spielt.
Doch trotz der erstklassigen Darstellerinnen vermag „Euphoria“ kaum zu berühren. Zu Beginn hat man gelegentlich das Gefühl, die Story könnte sich in Richtung Horror und/oder Mystery bewegen. Aber bald wird klar, dass es hier ausschließlich um das Pro und Kontra zum Thema Sterbehilfe geht, und ein wenig auch um die Schicksale, die hinter den Figuren stehen.
Das luxuriöse Setting des Films stört eher, als dass es die Geschichte vorantreibt. Wenn etwa einer der steinreichen Todeskandidaten eine bekannte Band einfliegen lässt, um standesgemäß mit einer knalligen Party in die ewigen Jagdgründe abzurauschen, dann wirkt der Tod wie ein High-Life-Schabernack.
Fazit: Die schwedische Autorin/Regisseurin Lisa Langseth hat einen viel sagenden, aber zugleich nichtssagenden Dialogfilm gedreht, dessen innere Kälte sich auf die Zuschauer überträgt. Kein Vergleich zu einem Todes-Drama wie „Arthur & Claire“, in dem Josef Hader und Hannah Hoekstra kürzlich ein großes Publikum berührten.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod nicht scheuen.
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