DIE STORY: „Erlösung“. Die neue Verfilmung eines Thriller-Bestsellers von Jussi Adler-Olsen beginnt auf die denkbar altmodischste Art.
Die dänischen Cops Assad (Fares Fares) und Mørck (Nikolaj Lie Kaas) vom Dezernat Q bekommen eine Flaschenpost auf den Tisch gestellt. Deren Inhalt ist brisant. Offenbar stammt die Flaschenpost von zwei Kindern aus einer streng religiösen Familie, die entführt wurden und um ihr Leben fürchten.
Der verwitterte, nur noch schwer zu entziffernde Text ist mehrere Jahre alt. Doch in den Akten gibt es keinerlei Hinweise auf eine lang zurückliegende Kindesentführung. Auch Leichen wurden nie gefunden.
Während die dänischen Ermittler noch an dem Archiv-Fall arbeiten, schlägt die Polizei in Norwegen Alarm. Zwei Geschwister sind auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. Ihre Eltern gehören einer fundamentalistischen Sekte an.
Eine Entführung also im Umfeld bigotter Christen - diese Parallele zum Flaschenpost-Fall ruft die Kommissare Assad und Mørck auf den Plan. Handelt es sich um den gleichen Täter? Sind sie möglicherweise nicht nur einem Entführer auf der Spur, sondern einem Serienkiller?
DIE STARS: Der Däne Nikolaj Lie Kaas, der 2009 im Dan-Brown-Thriller „Illuminati“ den Gegner von Tom Hanks verkörperte, schlüpft in „Erlösung“ zum dritten Mal ins Kostüm des abgebrühten Kopenhagener Cops Carl Mørck.
Der gebürtige Libanese Fares Fares spielt Mørcks Cop-Kollegen Assad. Der in Schweden aufgewachsene Schauspieler war schon in internationalen Kino-Hits wie „Zero Dark Thirty“ (mit Jessica Chastain) oder „Safe House“ (mit Denzel Washington) zu sehen.
DIE KRITIK: Religiöser Fanatismus tut dem Menschen nicht gut. Diese Aussage ist, abgesehen von der knisternden Thriller-Spannung, das Kernelement der Adler-Olsen-Verfilmung „Erlösung“.
Unter der Gottes-Furcht leiden die Kinder in dieser Geschichte. Erst in einer freudlosen Aufzucht, und dann als Opfer eines mordlüsternen Entführers, der ebenfalls zu viel vom fundamentalistischen Christentum abbekommen hat. Und natürlich leiden auch die Eltern der entführten Kinder, die von den unbarmherzigen Regeln einer Sekte unterjocht werden. So massiv, dass sie die Arbeit der Ermittler schwer behindern.
Der Film enthüllt die Identität des Verdächtigen relativ bald. „Erlösung“ ist kein
Whodunit-Thriller, bei dem die Zuschauer mit den Ermittlern die Täter suchen. Hier geht’s um die Frage, ob der Entführer gefasst werden kann - und warum er seine Verbrechen begeht.
Die Antworten gibt’s auf jene coole, grimmige und zugleich emotionale Art, durch die Skandinavien-Krimis (und ganz besonders jene von Jussi Adler-Olsen) zum Markenzeichen geworden sind.
Im Mittelpunkt stehen natürlich die Ermittler Assad und Mørck, die den Kennern der Adler-Olsen-Serie längst vertraut sind. Fares Fares legt den aus Nahost stammenden Assad wie immer als tiefenentspannten Analytiker an, der aber ansatzlos in die Luft gehen kann, wenn es der Wahrheitsfindung dient.
Sein Kollege Mørck hingegen ist angeschlagen. Nicolaj Lie-Kaas spielt ihn als engagierten Polizisten, der aber durch das viele Elend, das er mitansehen muss, in die Nähe eines Burn Out getrieben worden ist.
Wenn es auf der Leinwand darum geht, die zwei entführten Kinder zu finden und womöglich aus den Händen ihres Peinigers zu retten, zittert man gebannt mit dem Cop-Duo mit. Regisseur Hans Petter Moland baut so massiv Spannung auf, dass man ihm einige kleine Fehltritte verzeiht (etwa eine dilettantisch inszenierte Verfolgungsjagd in einem Zug, der weder vorn noch hinten eine Lokomotive zu besitzen scheint).
Wie es sich für Jussi Adler-Olsen gehört, geht es in „Erlösung“ streckenweise ziemlich drastisch zu. Dieser Autor will sein Publikum ja nicht nur unterhalten, sondern den Lesern und Zusehern auch den Blick in die Abgründe der menschlichen Seele eröffnen. Und was man dort zu sehen bekommt, ist nicht immer schön.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, die den rauen skandinavischen Stil schätzen.