Er ist wieder da

DIE STORY: „Er ist wieder da“. Eines Tages im heutigen Berlin taucht Adolf Hitler (Oliver Masucci) auf. An der Stelle, an der früher sein Bunker stand.
Hitler hat in der Verfilmung des Buch-Bestsellers von Timur Vernes keine Ahnung, was er in der Gegenwart soll. Er versteht vor allem nicht, warum es die Deutschen nach wie vor noch gibt, nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg. Also macht er sich mit dem Filmemacher Fabian Sawatzki (Fabian Busch) auf, das Land zu bereisen und mit den Menschen zu sprechen.
Das dabei entstandene Material wird im Internet zum Hit. Beim TV-Sender my tv (unter der Leitung von Christoph Maria Herbst und Katja Riemann) gilt Hitler bald als der Mann der Stunde. Die Zuschauer lieben ihn und die Chefs halten ihn für einen genialen Komiker.
Aber das Unbehagen wird immer grösser. War das nicht schon mal so ähnlich, dass ein ganzes Volk Adolf Hitler zugejubelt hat?
 
DIE STARS: Es hat wohl jeder, der „Er ist wieder da“ als  Roman und Hörbuch kannte, damit gerechnet, dass Christoph Maria Herbst den Hitler spielen würde. Denn durch seine Lesung erst wurde das Buch zum Kult.
Aber Herbst hat die Titelrolle zum Glück abgelehnt und Regisseur David Wnendt entschied sich für den erstklassigen - aber noch wenig bekannten - Wiener Burgschauspieler Oliver Masucci. Der legt seinen Führer mit exakt dem richtigen Mix an. In dem einen Moment aufbrausend, im nächsten charmant und liebenswert. An seiner Seite glänzen Katja Riemann, Fabian Busch und eben Christoph Maria Herbst als quoten- und postengeile Fernseh-Macher.
 
DIE KRITIK: „Er ist wieder da“ lebte als Buch vor allem davon, dass der plötzlich wieder aufgetauchte Adolf Hitler mit allen möglichen politischen Würdenträgern und sonstigen Berühmtheiten zusammentraf. Das lässt sich zum einen als Film nicht wiederholen. Und zum zweiten wäre es ziemlich langweilig, reale Politiker auf der Leinwand zu sehen, die sich bemühen, in irgendeiner Art lustig zu sein. 
Regisseur David Wnendt hatte eine viel bessere Idee. Er schickt Adolf Hitler (Oliver Masucci) quer durch das moderne Deutschland, von Sylt bis nach Dresden. Er zeigt, wie die Menschen auf den Mann reagieren. Wie ihm viele Leute offenbaren, dass sie von Demokratie so überhaupt nichts halten und sich wieder mal einen Mann mit klaren Ansagen an der Spitze des Staates wünschen. Das lässt einen erst schmunzeln - bis man nur noch wütend ist.
Wnendt verlässt an dieser Stelle deutlich die Romanvorlage, während er an anderer nahe beim Buch bleibt. Hitler macht mediale Karriere, bis auch die Menschen um ihn herum zu überlegen beginnen, welches Monster sie da gerade züchten.
Am Ende schlägt Regisseur Wnendt den großen Bogen. Er lässt seinen Hitler mit einem offenen Wagen durch Berlin fahren. Die Menschen winken ihm - bis auf wenige Ausnahmen - zu und wir sehen die Bilder von Pegida-Aufmärschen in Dresden, von wehenden FPÖ-Fahnen, von selbst ernannten Wutbürgern aus aller Welt. Und Hitler resümiert: „Damit kann man was anfangen“.
Fazit: Nicht, dass er wieder da ist, ist der Skandal. Eher, wie distanzlos sich viele von uns zur Figur des Diktators positionieren.
Ein Satz noch zum Regisseur: David Wnendt hat zurzeit den Ruf, einer der aufregendsten jungen deutschen Filmemacher zu sein - völlig zu recht. Seine ersten beiden Filme „Kriegerin“ und „Feuchtgebiete“ gehören zum Pflichtprogramm für Kino-Freunde. Mit „Er ist wieder da“ stellt Wnendt sein Talent erneut unter Beweis.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die gern über Faschisten lachen und bereit sind, sich im Nachhinein fragen zu lassen, was man denn selber bereit ist, für die Demokratie zu tun.