DIE STORY: Das Dokudrama „Elser – Er hätte die Welt verändert“ erzählt von einem der stillen Helden gegen den Wahnsinn des Faschismus im Dritten Reich.
Die historischen Tatsachen: Am 8. November 1939 explodiert eine Bombe im Bürgerbräukeller in München. Sie soll Adolf Hitler töten. Der aber verlässt den Raum 13 Minuten vor der Detonation. Noch am selben Abend wird der Attentäter Georg Elser (Christian Friedel), ein Handwerker aus Süddeutschland, an der deutsch-schweizerischen Grenze festgenommen. Die Gestapo verhört ihn tagelang, um zu erfahren, welche Hintermänner der unscheinbare Mann hat, der in Wahrheit völlig allein agierte.
In Rückblenden erinnert sich Elser im Film, wie in den 30er Jahren aus seinem geliebten Deutschland dieser braune Hort werden konnte.
DIE STARS: Ganz eindeutig gehört dieser Film Christian Friedel. Der Magdeburger Schauspieler, der mittlerweile in Dresden lebt und 2009 in Michael Hanekes „Das weiße Band“ seinen fulminanten Durchbruch feierte, spielt Georg Elser als einen stillen Menschen, zu dem man sofort Vertrauen fasst und für dessen Tat man mehr und mehr Verständnis findet. Anders als bei früheren Verfilmungen des Attentats wird Georg Elser hier nicht als Spinner gezeigt, was dem Film sehr gut bekommt. An Christian Friedels Seite agieren etliche hervorragende Schauspieler wie Burghart Klaußner, Katharina Schüttler, Johann von Bülow, Gerti Drassl und Cornelia Köndgen.
DIE KRITIK: Was wäre, wenn? Aus diesen drei Ws entstehen im Kino mit schöner Regelmäßigkeit die allerfeinsten Filme. Nicht unbedingt nur im derzeit so beliebten Fantasy-Bereich. Intelligente Filmemacher können diese Fragen auch in der Realität verankern.
Regisseur Oliver Hirschbiegel („Das Experiment“) zeigte in „Der Untergang“ seine Sicht auf die letzten Tage Adolf Hitlers. In „Elser – Er hätte die Welt verändert“ widmet er sich einer der Figuren, deren Leben und Wirken heute weitgehend im Schatten der Hitler-Attentäter vom Juli 1944 verschwunden ist.
Und dabei, das zeigt dieser Film sehr schön, lohnt ein näherer Blick auf den Attentäter Elser auf jeden Fall. Was wäre, wenn Adolf Hitler im November 1939 ein paar Minuten länger im Münchner Bürgerbräukeller geblieben wäre? Wie hätte sich das Land ohne den wahnsinnigen Massenmörder an seiner Spitze entwickelt?
Georg Elser (Christian Friedel) lebt zunächst ein ruhiges Leben als Handwerker. Das Jahr 1933 wird für ihn zur Zäsur. Sehr oft beschäftigen sich Filme mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aber den Anfang der Nazi-Diktatur in Deutschland, wie der Alltag sich mehr und mehr wandelte, wie Freiheit gegen Uniformität eingetauscht wurde, das hat man noch nicht oft gesehen. Oliver Hirschbiegel erzählt davon in Rückblenden.
Die große Klammer des Films sind das misslungene Attentat und die Verhöre, bei denen Elser in den Tagen danach von Gestapo und SS gefoltert wurde. Selten hat Folter in letzter Zeit im Kino derart wehgetan. Wenn Elser ein glühender Schraubenzieher unter die Fingernägel geschoben wird oder er so lange ausgepeitscht wird, bis er sich erbricht, dann sind das Ausbrüche der Gewalt, die man nur schwer erträgt.
Immer, wenn die Brutalität zu groß wird, träumt sich Georg Elser in die Zeit, als er noch in seiner Heimat offen über die tumben Nazis lachen durfte. Als er glaubte, mit der verheirateten Elsa sein Glück gefunden zu haben.
„Elser – Er hätte die Welt verändert“ bietet packendes Historien-Kino, bei dem man staunen kann, dass das Schweigen und Verschweigen nach 1945 (Georg Elser geriet über Jahrzehnte ins Vergessen) offenbar so groß war, dass man heute noch viele Geschichten und Schicksale entdecken kann.
IDEAL FÜR: Alle Fans von Historienfilmen, die sich gern Geschichten über vergessene Helden anschauen.