GESAMTEINDRUCK: „Elfie Semotan, Photographer“ ist eine fesselnde filmische Momentaufnahme. Die berühmte Fotografin Elfie Semotan gibt einen Einblick in ihre Arbeitsweise und ihre Arbeiten zwischen Mode und Werbung, Landschaft und Porträt.
DIE STARS: Elfie Semotan, geboren 1941 in Wels, absolvierte 1960 die Wiener Modeschule Hetzendorf und übersiedelte anschließend nach Paris. Dort begann sie ihre Laufbahn als Model beim Modehaus Lanvin, bis sie entschied, lieber hinter als vor der Kamera zu arbeiten. Seit Jahrzehnten ist sie eine der international gefragtesten Werbe- und Porträt-Fotografinnen.
Der österreichische Regisseur Joerg Burger, der nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Fotograf aktiv ist, begleitet Elfie Semotan im Film zwischen ihren Lebens-Mittelpunkten im Burgenland, in Wien und New York. Auch Gäste wie die New Yorker Malerin Joan Semmel, Ex-Model Cordula Reyer oder Österreichs Schauspiel-Doyenne Erni Mangold kommen ins Bild. Vorgestellt werden die Damen allerdings nicht. Ihre Namen findet man erst im Nachspann.
DIE KRITIK: Eine Szene im Fotostudio. „Stell‘ dich einfach ganz gewöhnlich hin“, ruft Elfie Semotan ihrem männlichen Model zu. „Mit beiden Händen – wie ein Stock.“
Gewöhnlich? Es gibt keine Fotos von Elfie Semotan, die gewöhnlich aussehen. Fürs Ungewöhnliche ist also die Fotografin zuständig. Die Österreicherin hat im Lauf der Jahrzehnte einen Stil entwickelt, der viele ihrer Bilder auf den ersten Blick erkennbar macht.
Egal ob Werbung oder Porträt: Die Foto-Kunstwerke von Elfie Semotan strahlen eine stille, sinnliche Klarheit aus. Sie sind geprägt von Souveränität und Ruhe – auch dann, wenn sich auf ihnen viel bewegt. Bei manchen Aufnahmen hat man den Eindruck, dass sie mehr abbilden, als auf dem Motiv zu sehen ist.
Regisseur Joerg Burger zeigt in „Elfie Semotan, Photographer“ exakt das, was der Titel verspricht: Er stellt die Fotografin und ihr Werk in den Mittelpunkt. Der Film ist keine Biografie. Man erfährt wenig über Stationen und Dramen im Leben der Protagonistin. Der Fotokünstler Burger richtet den Blick auf die Fotokünstlerin Semotan. Man schaut auf ihre oft berühmten Bilder (der Dreh fand während der Vorbereitung für eine Semotan-Ausstellung im Berliner C/O statt) – und man schaut auf die Art, wie die Bilder entstehen. Für Fotografie-Enthusiasten kann das sehr auf- und anregend sein.
Es vergehen aber mehr als 40 Filmminuten, bis Elfie Semotan beginnt, Eindrücke aus ihrem Denken zu formulieren. Dann überrascht die Modefotografin mit der Aussage, dass sie „die Modefotografie auch recht langweilig“ fand. Sie erzählt von ihren gediegenen und zugleich aufrührerischen Aktionen, „die Modefotografie ein bisschen zu untergraben.“ Und sie resümiert: „Die interessantesten Serien kann man machen, wenn man nichts bezahlt kriegt.“ Denn dann könne einem niemand dreinreden.
Diese Passagen sind so aufschlussreich, dass man gern mehr davon bekommen würde. Bei einer Spieldauer von nur 76 Minuten gäbe es auch genug Zeit für zusätzliche Monologe. Aber Regisseur Burger zieht sich bald wieder diskret zurück und beobachtet seine Protagonistin und ihr Schaffen aus größerer Entfernung.
Vielleicht passt das eh ganz gut zur Persönlichkeit von Elfie Semotan. Es ist ein Vergnügen, dieser klugen und schönen Frau von nunmehr 78 Jahren zuzuschauen und zuzuhören. Sie strahlt in ihren Erzählungen viel Souveränität, Charme und Herzlichkeit aus. Aber es bleibt auch immer ein Hauch von Distanz.
IDEAL FÜR: Freundinnen und Freunde der Fotografie.