GESAMTEINDRUCK: Das französische Großstadt-Drama „Einsam Zweisam“ ist einer der schrecklichsten Arthaus-Filme seit langem: Belanglose Story, langweilige Figuren, bedeutungslose Dialoge.
DIE STORY: Die Pariser Anfangs-Dreißiger Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (Francois Civil) wohnen zwar Tür an Tür, bekommen einander aber nie zu Gesicht. Beide leiden unter Schlafproblemen, mangelndem Selbstwertgefühl und Einsamkeit. Gegen erstere lassen sie sich Medikamente verschreiben, gegen Zweiteres sollen Therapiestunden helfen. Manchmal gehen sie beim freundlichen orientalischen Händler Mansour (Simon Abkarian) einkaufen. Eine Katze, die bei Rémy abhaut, wird von Mélanie aufgenommen. Ganz zum Schluss begegnen sich die beiden dann doch.
DIE STARS: Die Darsteller von „Einsam Zweisam“ sind in ihrer französischen Heimat gewiss populärer als bei uns. Ihr Spiel ist genauso unauffällig wie die Figuren, die sie verkörpern. Autor / Regisseur Cédric Klapisch machte sich mit Filmen wie „L’Auberge espagnole“ einen Namen.
DIE KRITIK: Der große Regisseur Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“) fiel dem Autor dieser Zeilen bei einem Interview einmal schnaubend ins Wort, als es um die Qualität des französischen Kinos ging: „Französische Filme? Pah! Nichts als depressive Dialoge in der Küche!“
„Einsam Zweisam“ ist eine Produktion, die diesem Urteil voll und ganz entspricht. Einziger Unterschied: Die depressiven Gespräche der am Leben leidenden Protagonisten Mélanie und Rémy finden nicht nur in der Küche statt, sondern auch bei ihren Psychiatern. Man begegnet zwei antriebs- und mutlosen Charakteren, die sich weitgehend passiv durchs Leben treiben lassen.
Da Regisseur Cédric Klapisch den beiden praktisch keine gemeinsamen Szenen schenkt, ist der Höhepunkt der Interaktion erreicht, wenn Mélanie und Rémy zufällig gleichzeitig an den Fenstern ihrer benachbarten Wohnungen stehen, einander aber nicht sehen.
„Einsam Zweisam“ (der Titel führt in die Irre, da Mélanie und Rémy ja einsam einsam sind) ist ein Film mit nicht enden wollenden Wortkaskaden, die in qualvoller Langeweile münden. Es fällt schwer, für die beiden Trantüten große Sympathie aufzubringen. Auch die Psychiater sind keine Hilfe. Deren Ratschläge erschöpfen sich in Trivialitäten wie „erst musst du dich selbst lieben, damit du andere lieben kannst.“
Mélanies Therapeutin bekam von Cédric Klapisch immerhin einen erhellenden Satz ins Drehbuch geschrieben: „Es reicht nicht, das Problem verstanden zu haben, um es zu lösen“. Im Fall von „Einsam Zweisam“ liegt das Problem darin, dass der Film nicht funktioniert. Dies verstanden zu haben, reicht freilich nicht dazu aus, um das Problem zu lösen.
IDEAL FÜR: Arthaus-Kinogänger, die keine Scheu vor Filmen haben, in denen nichts passiert.