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Eine ganz ruhige Kugel
Zwei Kleinganoven wittern eine Chance
DIE STORY: Die Komödie „Eine ganz ruhige Kugel“ handelt von einem Nationalsport der Franzosen: Dem Boule-Spiel. Es gibt keinen noch so kleinen Ort, in dessen Zentrum nicht ein staubiger Sandplatz läge, auf dem ältere Herren sonntags die Kugeln rollen lassen.
Verständlich, dass ein findiger (und schleimiger) Geschäftsmann (Edouard Baer) mit einer neu ins Leben gerufenen Boule-WM das große Geld machen will. Und noch verständlicher ist, dass die beiden kleinen Fische Momo (Atmen Kelif) und Jacky (Gérard Depardieu), die bislang von kleinkrimineller Abzocke lebten, ihre große Chance wittern: 500.000 Euro Preisgeld wären nämlich genug, um alle Sorgen ad acta zu legen.
Günstig ist, dass Momo ein echtes Boule-Talent ist - und es bald schon in den offiziellen französischen WM-Kader schafft. Dort wird er aber wegen seiner arabischen Herkunft mit üblen rassistischen Parolen verunglimpft. Außerdem leidet die Freundschaft zu Jacky unter Momos plötzlichem Leben in der Öffentlichkeit…
DIE STARS: Gérard Depardieu trägt mittlerweile jeden Film, in dem er mitspielt - allein schon, weil er mittlerweile eine gefühlte Tonne schwer sein muss und Obelix immer ähnlicher sieht. Allerdings erspielt er sich auch in dieser Komödie mühelos das Wohlwollen der Zuschauer, als schnoddriger Gangster mit Herz.
DIE KRITIK: Die Besetzung von „Eine ganz ruhige Kugel“ ist Regisseur Frédéric Berthe vortrefflich geglückt: Neben Depardieu glänzt vor allem Momo-Darsteller Atmen Kelif zwischen ruhelosem Naivling und Gepeinigtem von der Rassismuskeule. Fakt ist aber: Auf Kelifs Idee basiert der ganze Film, weshalb Berthe hier wenig Einfluss auf Spiel und Ausformung der Rolle gehabt haben dürfte.
Sonst gelingen dem Regisseur die Pointen recht gut, alles ist zur richtigen Zeit an seinem Platz und die Kugel rollt gemächlich durch den ganzen Film. Ein heiterer Sommer-Schwank ohne viel Tiefgang. Mit Ausnahme freilich des Themas Alltags-Rassismus. Der ist in Frankreich mittlerweile so stark, dass sich mehr und mehr Filme (vorwiegend Komödien) darum drehen. „Ziemlich beste Freunde“ war bislang der Erfolgreichste, als nächstes steht die Multikulti-Comedy „Monsieur Claude und seine Töchter“ an.
So „rund“ die Story, die Kugeln (und Depardieu) in diesem Film auch sein mögen, eins fehlt dem Film „Eine ganz ruhige Kugel“: Nämlich der Esprit und die Leichtigkeit, die etwa „Ziemlich beste Freunde“ versprühte. Das liegt weder an den Darstellern noch am Regisseur: Hier sind Story und Dramaturgie letztlich mit zu wenig Liebe fürs Detail ausgestattet worden.
IDEAL FÜR: Frankophile Komödienliebhaber und die Fans von Depardieu kommen voll auf ihre Kosten.
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