Ein ganzes halbes Jahr

Lebensleid und Lebenslust


FilmClicks:
„Ein ganzes halbes Jahr“: Emilia Clarke und Sam Claflin in einer Romanze der ungewöhnlichen Art © Warner Bros.
DIE STORY: „Ein ganzes halbes Jahr“ ist eine tragisch umwölkte Romanze, die als Roman zum Welterfolg wurde (Autorin Jojo Moyes verkaufte allein von der deutschen Ausgabe zwei Millionen Exemplare).
Im Zentrum steht die freundliche und fröhliche Engländerin Louisa Clark (Emilia Clarke), die sich bei der Arbeitssuche zu einem Pflegejob vermitteln lässt. Sie soll sechs Monate lang einen jungen Mann namens Will Traynor (Sam Claflin) betreuen, der seit einem Verkehrsunfall querschnittgelähmt ist.
Es kommt, wie es kommen muss. Louisa schafft es mit ihrem naiven Charme und ihrer Liebenswürdigkeit, die dicken Mauern einzureißen, hinter denen sich Will nach seinem Unfall verschanzt hat. Doch langsam fasst er Vertrauen zu seiner Pflegerin. Die beiden finden Gefallen aneinander. Sie reden viel, sie flirten, sie unternehmen gemeinsam eine Reise. Und irgendwann sind sie verliebt.
Alles paletti also? Ganz und gar nicht: Louisa erleidet einen Schock, als sie erfährt, warum ihr Job bei dem kranken Mann auf exakt sechs Monate begrenzt ist.

Zu Beginn bleibt Will (Claflin) noch auf Distanz zu Louisa (Clarke) © Warner

DIE STARS: Die Engländerin Emilia Clarke wurde durch „Game of Thrones“ zum Star  und spielte vor einem Jahr an der Seite von Arnold Schwarzenegger die Sarah Connor in „Terminator: Genisys“. Im Herbst 2015 wurde sie dann vom Magazin „Esquire“ zur „Sexiest Woman Alive“ gewählt. Ihren Sex Appeal versteckt sie als eher keusche Louisa in „Ein ganzes halbes Jahr“ aber ziemlich gut.
Clarkes Partner Sam Claflin, der in dem Melodram die meiste Zeit im Rollstuhl sitzt, gehörte in der Rolle des Finnick Odair zum Personal der „Tribute von Panem“.

Doch es dauert nicht lange, dann kommen die beiden einander sehr nahe © Warner

DIE KRITIK: Dies sei „eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen“, lautete ein Werbeslogan für „Ein ganzes halbes Jahr“, den Roman. Der Spruch lässt sich auch auf den Film anwenden. Wie oft kommt es schon vor, dass eine lebenslustige junge Frau und ein lebensüberdrüssiger gelähmter Mann ihr Herz füreinander entdecken?
Wäre der schwerverletzte Will Traynor gesund geblieben - er hätte die süße Louisa wohl nie getroffen. Die Klassenschranken hätten das verhindert. Louisa ist eine Frau aus dem Volke. Die Familie von Will hingegen ist so unermesslich reich, dass sie ein riesiges Schloss bewohnt. Und wenn eine Reise auf dem Terminplan steht, dann wartet der luxuriöse Privatjet.
Nur nützt der ganze Reichtum dem verunfallten Will Traynor nicht mehr viel. Vom Hals abwärts gelähmt, könnte er ohne Hilfe nicht einmal einen Löffel Suppe essen. Kein Wunder, dass der athletische Mann, der vor seinem Unfall als „Wild Willy“ bekannt war (ein Video kündet von seinen einstigen sportlichen Fähigkeiten) jede Lust am Leben verloren hat.
Der Film schildert, wie Louisa und Will einander langsam näher kommen. Zu Beginn signalisiert Will mit verschlossenem Gesicht noch pure Ablehnung. Doch allmählich überträgt sich die knallbunte Farbenpracht von Louisas Outfits auf die Stimmung zwischen den beiden. Man geht (und rollt) miteinander aus. Man stellt fest, dass ein Rolli-Fahrer auch tanzen kann. Man geht miteinander auf Reisen. Und schließlich verbringt man sogar eine Nacht miteinander. Nur ein großes Geheimnis, das Louisa verstören könnte, behält Will lange für sich.
Regisseurin Thea Sharrock inszeniert die Story als Melodram. Ohne Angst vor großen Gefühlen spachtelt sie einen Schicksalsmoment nach dem anderen auf die Leinwand und schafft es - Kompliment! – weitgehend ohne Schmalz und Kitsch auszukommen. Das Lächeln, das Beben und auch die Traurigkeit zwischen Louisa und Will wirken also durchaus authentisch.
Nur der Klischee-Falle vermag der Film (dessen Drehbuch von der Romanautorin Jojo Moyes geschrieben wurde) nicht zu entgehen. Und so wirkt die Geschichte vom armen Mädchen, das auf einem Schloss seinen (gelähmten) Prinzen findet, letztlich doch sehr weit hergeholt. Wie ein melancholisches Märchen, mit naher Verwandtschaft zum „Aschenputtel“.
 
IDEAL FÜR: alle, die Schicksals-Melodramen voller großer Emotionen lieben.






Trailer
LÄNGE: 111 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2016
KINOSTART Ö: 23.06.2016
REGIE:  Thea Sharrock
GENRE: Drama|Romanze
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Emilia Clarke: Louisa Clark
Sam Claflin: Will Traynor
Vanessa Kirby: Alicia
Matthew Lewis: Patrick
Charles Dance: Stephen Traynor
Janet McTeer: Camilla Traynor