GESAMTEINDRUCK: „Ein Gauner & Gentleman“ ist der Film, mit dem Robert Redford Abschied von der Leinwand nimmt: Eine heitere Thriller-Komödie, in der Redford noch einmal alle Facetten seines Könnens aufblitzen lässt.
DIE STORY: Der Profi-Gauner Forrest Tucker (Robert Redford) mag auch im hohen Alter nicht von seinem Hobby lassen. Er liebt es, Banken auszurauben. Mit seinen betagten Kumpels Teddy und Waller (Danny Glover und Tom Waits) befreit er viele Banken in der texanischen Provinz von ihrem Bargeld – ohne jemals Gewalt anzuwenden. Während sich Forrest auf eine späte Romanze mit der Farmerin Jewel (Sissy Spacek) einlässt, beginnt der Cop John Hunt (Casey Affleck), mit Nachdruck nach der Rentner-Gang zu fahnden. Die Aussicht auf eine Verhaftung kann Forrest nicht schrecken. Schließlich ist er schon 16 Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen.
DIE STARS: 80 Rollen in 59 Jahren: Robert Redford zählt zu den ganz wenigen Filmstars, denen das Attribut Hollywood-Legende gebührt. Seine Bedeutung geht weit über das Spielen und Inszenieren (Oscar für sein Regie-Debüt „Eine ganz normale Familie“ 1980) hinaus. Als Mitgründer des Sundance Festivals ist der heute 82-jährige Star seit Jahrzehnten ein Mentor des jungen Independent-Kinos.
Angesichts des Hauptdarstellers übersieht man bei „Ein Gauner & Gentleman“ fast, wie perfekt Regisseur David Lowery den ganzen Film besetzt hat. Topstars wie Danny Glover („Lethal Weapon“) und Tom Waits („Down By Law“), Casey Affleck („Manchester By The Sea“) und Sissy Spacek („Carrie“) machen sich ein Vergnügen daraus, Robert Redford mit glanzvollem Spiel zur Seite zu stehen.
DIE KRITIK: „Er hat gelächelt“, ist der letzte Satz, den man über Robert Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ hört. Da ist seine Filmfigur, der alte Gentleman-Gauner Forrest Tucker, gerade wieder mal verhaftet worden. Weil ihn die Lust überkam, an einem einzigen Tag gleich vier Banken zu überfallen. Berufsrisiko.
Aber, im Fall des Interpreten Redford, auch berufliche Glückseligkeit: Das Lächeln aus der letzten Szene trägt der Star die ganzen 93 Minuten lang in diesem Film, den er sich zum Abschluss seiner Laufbahn als Schauspieler ausgesucht hat.
Robert Redford zeigt in „Ein Gauner & Gentleman“ (Originaltitel: „The Old Man & The Gun“) noch einmal die Quintessenz all jener Eigenschaften, die ihn zur Ausnahme-Erscheinung gemacht haben: Den Charme. Die Eleganz. Die Großer-Junge-Attitüde, die diesen ewig attraktiven Mann auch mit 82 noch nicht verlassen hat. Redford spielt den Dieb Forrest Tucker als geradlinigen Typen, der lieber zur List greift als zur Knarre. Und der sich von nichts und niemand (nicht einmal von Gefängnis-Mauern) daran hindern lässt, seine Ziele zu verfolgen.
„Ein Gauner & Gentleman“ ist kein Thriller im gewohnten Sinne, der seine Spannung aus der Suche nach einem Täter bezieht. Hier geht’s um Atmosphäre, um Stil und um Begegnungen, die mal glückhaft verlaufen und mal nicht. All das ist mit so viel Souveränität inszeniert und gespielt, dass man gar nicht anders kann, als dieses Schmuckstück von einem Film zu lieben.
Die schönsten Szenen des Films haben übrigens rein gar nichts mit der Krimi-Handlung zu tun (die auf realen Ereignissen beruht). Seine größte Intensität entfaltet das Werk nämlich dann, wenn Robert Redford und Sissy Spacek gemeinsam vor die Kamera treten. Wenn die beiden mit großer Gelassenheit und ebenso großer Zuneigung zu flirten beginnen, dann bekommt die hohle Phrase von den alten Herzen, die wieder jung werden, plötzlich Substanz. Und man wünscht den beiden eine großartige gemeinsame Zeit. Auch wenn Forrest Tucker, wie es scheint, zwischendurch lieber ins Gefängnis abtauchen will, als das bürgerliche Leben zu genießen.
IDEAL FÜR: alle Fans von Robert Redford.