Eden

Eine Ära voller House-Musik


FilmClicks:
Hochfliegende Träume: Der junge DJ Paul (Félix de Givry) legt los © Thimfilm
DIE STORY: „Eden“ lädt zu einem musikalischen Trip durch die Dancefloor-Szene im Paris der Neunziger und Nuller Jahre. Im Mittelpunkt steht der DJ Paul (Félix de Givry), der sich mit Garage-House-Sounds etabliert.
Natürlich träumt Paul von einer großen Karriere. Paris ist zu jener Zeit ein guter Boden für hochfliegende Pläne. Das beweisen die DJs Thomas (Vincent Lacoste) und Guy-Manuel (Arnaud Azoulay), die sich Darlin nennen, doch schon bald unter ihrem neuen Namen Daft Punk  zu Weltstars werden.
Paul allerdings ist die große Karriere nicht vergönnt. Zwar feiert er als Teil des Duos Cheers in den Pariser Clubs Erfolge, doch irgendwann lässt die Begeisterung für seinen Stil des Garage-House nach. Drogen, Schulden  und kaputte Beziehungen tragen das ihre dazu bei, den DJ immer tiefer hinunterzuziehen. Nach einem Zusammenbruch beginnt er, Wege für ein Leben ohne die Raves zu suchen.

Party unter freiem Himmel - Daft Punk ist dabei © Thimfilm

DIE STARS: Die Pariser Regisseurin Mia Hansen-Love, Ehefrau von Filmemacher Olivier Assayas, wurde im März 2015 als internationaler Gast der Diagonale in Graz mit einer Werkschau gewürdigt. Die Figur des Paul ist ihrem älteren Bruder Sven Hansen-Love nachempfunden, der 20 Jahre als DJ aktiv war.
Abgesehen von US-Indie-Star Greta Gerwig und der Belgierin Pauline Etienne, die Freundinnen von Paul spielen, besteht das Ensemble großteils aus jungen, noch unbekannten Schauspielern. Zwei von ihnen spielen das Duo Daft Punk, das man in der Öffentlichkeit nur maskiert kennt. In „Eden“ treten Thomas (Vincent Lacoste) und Guy-Manuel (Arnaud Azoulay) auch mit unverhülltem Gesicht auf. Ein besonderer Gag: Bei einer Party werden die zwei Stars abgewiesen, weil der Türsteher ihre Namen nicht kennt und sie auch nicht auf der Gästeliste findet.
 
DIE KRITIK: Ein begabter junger Künstler versucht, mit seiner Musik Karriere zu machen, scheitert jedoch: Die Story von „Eden“ kann ihre Ähnlichkeit mit „Inside Llewyn Davies“, dem Folk-Musikfilm von Joel & Ethan Coen, nicht verbergen. Doch es gibt (abgesehen von den Musik-Stilen House und Folk) einen himmelweiten Unterschied. Den Coens ging es ganz vehement um die Story ihres Gitarristen-Protagonisten Llewyn Davies. Bei Mia Hansen-Love ist die Geschichte hingegen eher zweitrangig. „Eden“ wirkt wie ein großes Film-Essay, das die Epoche visuell und akustisch bebildert, von welcher der Film erzählt.
Erst die Klänge, dann die Rahmenhandlung dazu: In „Eden“ bekommt die House-Musik mehr Raum, als das in vielen Musikfilmen üblich ist. Wenn die Beats dröhnen, dann gewährt Mia Hansen-Love ihnen gern freien Lauf, bevor sie sich wieder um die Figuren kümmert. Der Soundtrack ist exzellent. Man muss (wie der Rezensent, der vom Jazz und vom Rock kommt) kein Fan von House und Techno sein, um sich bei dieser Beschallung wohlzufühlen.
Im ersten Teil zeigt der Film die Euphorie und das High-Life einer jungen Szene, die noch Avantgarde ist und sich in den eigenen Klangwelten wohlig einrichtet. Im zweiten Teil, wenn Paul feststellen muss, dass seine Träume wohl Träume bleiben werden, wird die Atmosphäre dunkler. Nicht nur künstlerisch macht sich bei ihm große Leere breit – auch auf dem Bankkonto und in seinem Bett: Zu viele Schulden gemacht, zu viele Beziehungen zu rasch wieder aufgegeben.
Doch Mia Hansen-Love findet in ihrem zugleich lauten und sanften Film eine elegante und in sich schlüssige Möglichkeit, die Story nicht in Depression enden zu lassen. „Eden“ ist ein feines Stimmungsbild einer Musik-Ära geworden, das bei vielen, die dabei waren, nostalgische Gefühle wachrufen wird.
 
IDEAL FÜR: House-Fans und alle, die in die Atmosphäre dieser Ära eintauchen wollen.






Trailer
LÄNGE: 130 min
PRODUKTION: Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 01.05.2015
REGIE:  Mia Hansen-Love
GENRE: Drama|Musikfilm


BESETZUNG
Félix de Givry: Paul Vallée
Greta Gerwig: Julia
Pauline Etienne: Louise
Vincent Lacoste: Thomas Bangalter
Arnaud Azoulay: Guy-Manuel de Homem-Christo