GESAMTEINDRUCK: „Early Man“ ist eine vergnügliche Trickfilm-Komödie von „Wallace & Gromit“-Macher Nick Park, in der Steinzeitmenschen vor der Aufgabe stehen, sich gegen technologisch weit überlegene Bronzezeit-Menschen zu erwehren.
DIE STORY: Zurück in die Steinzeit: „Early Man“ erzählt die Geschichte des Höhlenmenschen Dug, der mit seinem Wildschwein Hognob durch die Wälder streift und mit seinen Leuten gern auf Kaninchenjagd geht. Eines Tages wird der Forst durch mächtiges Getrampel erschüttert: Bronzezeit-Menschen rücken mit Kriegsmaschinen an und verbannen die Einheimischen aus ihrem Tal, weil sie dort Bronze abbauen wollen. Es schaut schlecht aus für die Ureinwohner. Bis Dug eine Idee hat: Mit dem Team Steinzeit will er das Team Bronzezeit sportlich besiegen. In einer Disziplin, die bis heute die Massen begeistert: Fußball!
DIE STARS: Den größten Namen beim Projekt „Early Man“ trägt natürlich Regisseur und Produzent Nick Park. Der vierfache Oscar-Gewinner aus England gab dem Animations-Genre mit seinen Knetfiguren-Filmen eine ganz persönliche Note. Obendrein erfand er Figuren, die weltweit Kultcharakter genießen; voran Shaun, das Schaf sowie den Erfinder Wallace und seinen Hund Gromit.
In der englischen Originalfassung von „Early Man“ sind die Stimmen von Stars wie Eddie Redmayne, Timothy Spall oder Tom Hiddleston zu hören. Die deutsche Version bietet unter anderem Friedrich Mücke, Kaya Yanar und Palina Rojinski als Sprecher auf.
DIE KRITIK: „Early Man“ ist ein Film, der sein Publikum zu einer Zeitreise in eine sehr, sehr weit zurückliegende Epoche einlädt. Das doppelte Ziel dabei: Die Zuschauer sollen sich erstens gut unterhalten fühlen und zweitens durch die Spiegelung altertümlicher Ereignisse an der Gegenwart auch etwas über unsere Zeit erfahren.
Beide Vorhaben gelingen recht gut – mit der Einschränkung, dass die Latte vielleicht etwas zu hoch hängt, um alle Erwartungen zu erfüllen. Die Hauptfiguren aus Nick Parks Plastillin-Kosmos – Wallace & Gromit und Shaun das Schaf – sind derart liebenswerte Pop-Ikonen, dass man auch in der neuen Stein- & Bronzezeit-Komödie ähnlich lustige und tiefsinnige Charaktere kennenlernen möchte. Das ist aber nicht der Fall.
Visuell ist der Film so perfekt wie alle Produktionen von Nick Park und seinem Aardman-Studio. Die 150 Modellbauer, Animatoren und anderen Spezialisten erwecken die Plastillin-Figuren wie gewohnt zu prallem Leben. Die Massenszenen beim Fußballspiel in der Bronzezeit-Arena etwa sind bewundernswert gut gelungen.
Woran es bei „Early Man“ hapert, das ist die Durchzeichnung der Charaktere. Der Protagonist Dug zum Beispiel ist ein grundsympathischer und mutiger junger Mann, der aber gleichwohl ein bisschen schablonenhaft daherkommt. Auch alle anderen Figuren, egal ob Schurke oder Held, sind eher eindimensional entworfen und rattern sehr geradlinig auf ihren filmischen Abenteurer-Pfaden dahin.
Der Effekt: Man drückt seinen Leinwand-Lieblingen zwar die Daumen, wird aber nicht vollends von ihnen betört. Also wendet man sich mehr den Feinheiten der Story zu. Da geht es nicht nur um Steinzeit- und Bronzezeit-Menschen, sondern auch um ewige menschliche Eigenschaften wie Erfindergeist und Mut, aber auch Profitsucht, Machtgeilheit und Gier. All das wird von den Machern mit einem Augenzwinkern so in die urgeschichtlichen Ereignisse verpackt, dass man den Film in der Tat als Parabel auf viele aktuelle gesellschaftliche Strömungen verstehen kann.
Fazit: „Early Man“ ist eine filmtechnisch bestens gelungene Animationskomödie, lässt es jedoch an dem Tiefgang missen, den man von den Produktionen aus dem Aardman-Studio sonst gewohnt ist.
IDEAL FÜR: Alle Fans der Knetfiguren-Trickfilme von Nick Park, die wissen wollen, washerauskommt, wenn Wallace & Gromit sowie Shaun das Schaf einmal nicht mit von der Partie sind.