GESAMTEINDRUCK: Das grimmige und zugleich poetische Drama „Dogman“ ist ein raues Arthaus-Märchen aus Italien - nicht zu empfehlen für zarte Seelen.
DIE STORY: Der Dogman heißt im bürgerlichen Leben Marcello (Marcello Fonte). Er ist ein Underdog, der in einem heruntergekommenen Industriegebiet irgendwo in Italien einen Salon für Hundepflege betreibt. Mit viel Liebe und Hingabe widmet er sich seinen Tieren. In seiner Freizeit kümmert er sich entweder um seine Tochter, die bei ihrer Mutter lebt. Oder er buhlt um die Anerkennung seiner zum Teil gewalttätigen Nachbarn. Aber der scheue Mann gehört nirgendwo dazu. Was ihm eines Tages, als er einen lokalen Gangster unterstützt, zum Verhängnis wird.
DIE STARS: Hauptdarsteller Marcello Fonte ist nichts Geringeres als ein Geschenk für diesen Film, der von einem reinen Menschen erzählt, der in unserer Welt scheitern muss. Fonte ist Quereinsteiger. Hatte bis vor ein paar Jahren mit dem Filmgeschäft nichts zu tun. „Dogman“-Regisseur Matteo Garrone hat ihn als Wächter in einer Sozial-Station entdeckt. Nun macht er ihn mit diesem Film zum Star. Die Jury bei den Filmfestspielen von Cannes war begeistert und zeichnete ihn im Mai als besten Darsteller aus. Matteo Garrone wiederum kann sich darüber freuen, dass „Dogman“ als Italiens Beitrag für den Oscar des besten fremdsprachigen Films ausgewählt wurde.
DIE KRITIK: Die Welten, in die der Filmemacher Matteo Garrone eintaucht, sind nie die allerschönsten. Der Italiener ist stets auf der Suche nach Konflikten, nach Archetypen, nach Besessenheit.
Seinem vielfach preisgekrönten Mafia-Drama „Gomorrah“ lässt er nun einen Film über einen Mann in einem Hunde-Pflegesalon folgen. Auf den ersten Blick nichts, was nach einem düsteren Stoff klingt. Aber das ändert sich rasch. Denn Marcello, der Dogman, ist nebenbei auch ein Dealer. Und er ist mit Simone befreundet. Einem brutalen Schläger, der ihn immer tiefer in seine krummen Geschäfte verstrickt. Zwei Seiten prallen hier gewaltig aufeinander.
Marcello ist ein schlichtes Gemüt voller Liebe und er ist zugleich ein Mann, der sich unverstanden fühlt. Daran ändert sich auch nichts, nachdem er Simone ein Jahr seines Lebens schenkte: Der Dogman ging für den Gangster, den er nicht verpfeifen wollte, ins Gefängnis. Zurück in Freiheit, verweigert ihm weiter jedermann die Anerkennung. Was schließlich dazu führt, dass Marcello in einen anderen Modus schaltet.
Wie dieser gepeinigte Mann zum Rache-Engel wird, das zeigt der Regisseur, der an dem sperrigen und doch wunderschönen Film mehr als zwölf Jahre gearbeitet hat, einfach hinreißend.
„Dogman“ spielt in einem von beinahe allen Menschen verlassenen Einkaufs-Zentrum. „Der Ort ist eine Metapher für die heutige Gesellschaft“, so Matteo Garrone im FilmClicks-Interview. „Der Film kann in Italien spielen. Aber genauso gut überall anderswo auf der Welt.“ Soll dieses Setting das Gefühl erzeugen, dass das gute Leben in Europa vorbei sei? „Eine interessante Deutung“, so Garrone, „aber das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Ich liefere die Vorlage. Und dann darf spekuliert werden.“
IDEAL FÜR: Kinogänger, die Geschichten mögen, die dem Leben abgelauscht scheinen.