Diplomatie

Wie Paris der Zerstörung entkam


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„Diplomatie“: Niels Arestrup als Dietrich von Choltitz und André Dussolier als Raoul Nordling © Thim Film
DIE STORY: „Diplomatie“ berichtet von einer Nacht Ende August 1944 in Paris. Adolf Hitler sieht, dass Berlin immer wieder angegriffen und zerstört wird. Also soll auch seine Lieblingsstadt Paris nicht länger in Schönheit erstrahlen dürfen.
Der verrückte Diktator schickt Männer mit einer Order. Die französische Hauptstadt soll dem Erdboden gleichgemacht werden, bevor die vorrückenden alliierten Truppen einziehen. Aber der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz (Niels Arestrup) hat, bevor er den Befehl umsetzen kann, eine denkwürdige Begegnung mit dem Diplomaten Raoul Nordling (André Dussolier).
 
DIE STARS: Regisseur Volker Schlöndorff braucht keine Superstars, um seine starke Geschichte zu erzählen. Er verlässt sich auf zwei exzellente Schauspieler des europäischen Autorenkinos. Niels Arestrup und André Dussolier glänzen in einem Kammerspiel als zwei Herren, die über das Schicksal von Paris entscheiden können/müssen/sollen.
 
DIE KRITIK: Den deutschen Stadtkommandanten von Paris, Dietrich von Choltitz (Niels Arestrup) hat es ebenso gegeben wie den schwedischen Generalkonsul Raoul Nordling (André Dussollier). Und es gab auch die Pläne Adolf Hitlers, Paris in einer Nacht dem Erdboden gleich zu machen. Die Pläne, welche Brücken und dann welche Gebäude gesprengt werden sollten, wie das Wasser der Seine viele Franzosen unter sich begraben hätte: In seinem Größen- und Zerstörungswahn war alles existent.
Nur das im Zentrum des Films stehende Treffen zwischen Choltitz und Nordling, das fand so nie statt. Das hat Volker Schlöndorff in diesem sehr klugen und spannenden Film zugespitzt und sich so ausgemalt.
Nun stört ja bei Filmen oft der Einbruch der Fiktion in die Realität. Wenn etwa beim großen Brand von Dresden im Februar 1945 plötzlich zwei Männer um eine Frau buhlen und ähnliches. Hier hingegen funktioniert der Trick ganz ausgezeichnet. Choltitz und Nordling reden eine ganze Nacht lang miteinander. Sie wägen die Fakten ab, umschmeicheln und beleidigen sich, suchen nach Kompromissen. Genau so wie es in den Tagen um den 25. August 1944 (an dem Paris befreit wurde)auf der großen diplomatischen Ebene gewesen sein muss. Nur hier werden halt all die Versuche auf dieses eine Zimmer im Hotel Meurice verdichtet.
Man muss schon Kino mit sehr viel Dialog mögen, um diesen Film schätzen zu können. Aber es ist die reine Freude, Dussolier und Arestrup beim Spiel zuzuschauen. Und dass Volker Schlöndorff, der mit der „Blechtrommel“ Filmgeschichte geschrieben hat, in letzter Zeit aber nicht mehr mit kraftvollen Filmen vertreten war, noch so tolles Kino hinbekommt, ist eine sehr schöne Nachricht.

IDEAL FÜR: alle Menschen, die gern hinter Vorhänge schauen und erfahren, wie Politik wirklich gemacht wird. „Diplomatie“ ist sehr dialoglastig. Aber man verlässt das Kino auf jeden Fall klüger.






Trailer
LÄNGE: 84 min
PRODUKTION: Deutschland / Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 28.08.2014
REGIE:  Volker Schlöndorff
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Niels Arestrup: Dietrich von Choltitz
André Dussolier: Raoul Nordling