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Die schwarzen Brüder
In der Gewalt von Menschenhändlern
DIE STORY: „Die schwarzen Brüder“ ist ein Jugend-Abenteuerfilm, der im 19. Jahrhundert im Tessin und in Mailand spielt. Ein Menschenhändler namens Luini (Moritz Bleibtreu) kauft im Tessin bettelarmen Bauern ihre halbwüchsigen Söhne ab, die später in Mailand in die Rauchfänge klettern müssen und als „Kaminfegerjungen“ ausgebeutet werden. Eine Gruppe dieser Jungen gründet die Bande der Schwarzen Brüder - mit dem Ziel, sich an ihrem Peiniger zu rächen und nach Hause zurückzukehren.
DIE STARS: Die Parts der Erwachsenen sind in „Die Schwarzen Brüder“ edel besetzt. Neben Deutschlands Topstar Moritz Bleibtreu in der Schurkenrolle agiert Richy Müller („Tatort“ Stuttgart) als Jugendkumpel des Menschenhändlers, der den Weg der Läuterung beschritt und Pfarrer wurde. Waldemar Kobus („Wickie und die starken Männer“) spielt einen Rauchfangkehrer mit Herz, Dominique Horwitz („Der große Bellheim“) einen solchen mit Alkoholfahne. Wenn Catrin Striebeck als bösartige Ehefrau die Bratpfanne schwenkt, verheißt das für die Umstehenden nichts Gutes. Fynn Henkel spielt den jungen Giorgio, der nach Mailand verschleppt wird.
DIE KRITIK: Eine Bildungslücke. „Die Schwarzen Brüder“ von Lisa Tetzner, erschienen 1941, gilt laut Pressetext als „eines der meistgelesenen Jugendbücher weltweit“. An mir - begeisterter Leser seit Kindheitstagen - ging das Buch vorbei. Nie davon gehört.
Vielleicht täte es gut, die Geschichte zu kennen, um zu verstehen, warum sie jetzt verfilmt worden ist. Ohne diese Vorbildung sitzt man eher ratlos im Kino und wundert sich über eine altbackene Story, die aus der Zeit gefallen scheint. Die geschilderten Zustände im 19. Jahrhundert sind zwar empörend, aber zugleich verdammt weit weg.
Vielleicht täte es dem Film auch gut, wenn er sich auf ein blendendes Jungdarsteller-Ensemble stützen könnte. Aber davon ist er meilenweit entfernt. Dass die erwachsenen Schauspieler im Vorspann ganz vorn stehen, hat seinen Grund: Die wahren Hauptfiguren, die Darsteller der verschleppten Teenager, sind noch nicht so weit, um einen Film zu tragen. Sie klingen nicht wie Schweizer in Italien, sondern wie Sitcom-Debütanten aus dem Privat-TV, die noch ein bissl üben müssen, um ihre deutschen Heimatdialekte ganz loszuwerden.
Was die Rollendurchdringung betrifft, reicht es bei den Kids gerade dazu, dass sie unfallfrei ihren Text aufsagen. Spannung zu erzeugen, gelingt dem Schweizer Regisseur Xavier Koller mit dieser Truppe nie. Die Story wird routiniert und ohne Esprit runtergespult. „Die Schwarzen Brüder“ ist ein Kino-Abenteuer, in dem das Abenteuer meistens Pause macht. Immerhin: Der Film (Kamera: Felix von Muralt; Kostüme: Birgit Hutter) schaut sehr gut aus.
IDEAL FÜR: Fans des Buches - und vielleicht für Kids, denen es egal ist, ob sie große Schauspielkunst vorgesetzt bekommen.
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