Die schönen Tage von Aranjuez

Ein Mann, eine Frau und ein Sommer


FilmClicks:
„Die schönen Tage von Aranjuez“: Reda Kateb und Sophie Semin im Gespräch © Polyfilm
DIE STORY: „Die schönen Tage von Aranjuez“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Peter Handke durch Wim Wenders. Wie bei Handke gewohnt, gibt es nicht viel Handlung. In diesem Text, den der Autor einen „Sommerdialog“ nennt,  sprechen ein Mann und eine Frau über das Leben und die Liebe und das Begehren.
 
DIE STARS: Die berühmtesten Protagonisten des „Aranjuez“-Projekts sieht man nicht auf der Leinwand. Der Deutsche Wim Wenders, 71, zählt zu den führenden Filmemachern und der Österreicher Peter Handke, 74, zu den führenden Schriftstellern deutscher Sprache.  
Der Film wurde auf Französisch gedreht. Reda Kateb („Ein Prophet“, „Zero Dark Thirty“) und Handkes Ehefrau Sophie Semin spielen die zwei Sprechrollen. Pop-Poet Nick Cave hat einen Gesangs-Auftritt.
 
Nick Cave hat einen Auftritt als Nick Cave und singt einen Song © Polyfilm

DIE KRITIK: Wim Wenders muss niemandem mehr etwas beweisen. Die Meisterwerke des Regisseurs, von „Paris, Texas“ bis zu „Der Himmel über Berlin”, wurden überall auf der Welt gezeigt und waren extrem erfolgreich. Wenn sich Wenders nun in „Die schönen Tage von Aranjuez“ filmisch einem Bühnenstück von Peter Handke annimmt, dann macht er das radikal und ohne Kompromisse.
Handke und Wenders, das ist eine Partnerschaft, die bis 1972 zurückreicht.  Damals verfilmte Wenders „Die Angst des Tormann beim Elfmeter“. Beim neuen Film setzt der Regisseur wieder einmal aufs 3D-Format. Erneut ist es wunderschön zu sehen, wie herrlich unaufgeregt und natürlich Wenders dieses Stilmittel jeglicher Sensationsgier beraubt und in seinen Film integriert.
„Die schönen Tage von Aranjuez“ ist ein Dialogtext, der sich aufs Wesentliche beschränkt. Eine Villa oberhalb von Paris. Ein Schriftsteller (Jens Harzer) denkt sich folgende Situation aus: Ein Paar sitzt vor ihm auf der Terrasse und unterhält sich über das Leben. Der Mann (Reda Kateb) schildert gern, was ihn in der Natur so bewegt. Die Frau (Sophie Semin) hingegen quält sich mit ihren Gefühlen. Beide reden konstant aneinander vorbei. Die Sommertage gehen ins Land. Mitten in der Unterhaltung tragen beide plötzlich andere Kleidung oder es ist statt Mittag plötzlich Abend: Der Fluss der Zeit.
Irgendwann – kaum einer verarbeitet Musik so schön wie Wim Wenders – stellt der Schriftsteller an einer alten Wurlitzer (für alle Spätgeborenen - eine Art iPod mit Schallplatten, nur viel grösser und schöner) den Nick-Cave-Klassiker „Into my Arms“ ein. Prompt sitzt dann Cave persönlich am Klavier und spielt. Eine wundervolle Szene.
Fazit: Ein Film, leicht wie eine Sommerbrise. Man nimmt wahr, was geschieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Kinosessel mal wegnickt, ist nicht gering. Und am Ende hat man den Kinokopf wieder mal freigepustet bekommen und hat ein wenig über das Leben gelernt.

IDEAL FÜR: Cineasten, die das Werk von Wim Wenders und von Peter Handke lieben.






Trailer
LÄNGE: 98 min
PRODUKTION: Frankreich / Deutschland 2016
KINOSTART Ö: 27.01.2017
REGIE:  Wim Wenders
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Sophie Semin: Die Frau
Reda Kateb: Der Mann
Jens Harzer: Der Schriftsteller
Nick Cave: er selbst