DIE STORY: „Die letzte Sau“ ist eine sehr skurrile, sehr radikale und sehr sympathische Farce über den Untergang der kleinen Bauern, die chancenlos sind gegen das profitgierige Streben der Agrarindustrie.
Im Zentrum des schrägen Spiels steht der Huber-Bauer (Golo Euler) aus Bayern, dessen Abstieg dem Motto „Schlimmer geht immer“ folgt. Die Bank gibt ihm keinen Kredit mehr für seinen überschuldeten Hof. Die schöne Großbauern-Tochter Birgit (Rosalie Thomass) wäre einen Flirt wert, ist jedoch auf dem Sprung, die Heimat zu verlassen. Sein Freund, der Metzger Willi (Heinz-Josef Braun), setzt erst seinem kleinen Schlachthof und dann seinem Leben ein Ende. Und schließlich – das ist Kino! – schlägt ein Meteorit ein auf dem Huber-Hof.
Jetzt reicht’s dem armen Mann. Er steckt das, was von seinem Hof noch steht, in Brand, und macht sich mit seinem Seitenwagen-Motorrad sowie mit seiner letzten Sau auf den Weg hinaus in die Welt. Wie ein moderner Don Quijote beginnt er einen ausweglosen Kampf gegen die Windmühlen des Kapitals: „Er ist jetzt ein Gesetzloser, der Huber“.
DIE STARS: Mit Golo Euler („Kasimir und Karoline“), Rosalie Thomass („Grüße aus Fukushima“) oder dem früheren Haindling-Bassisten Heinz-Josef Braun („Helden in Tirol“) sind Schauspieler im Einsatz, die ein spezielles Sprachtalent mitbringen: Sie beherrschen den knorrigen bayerisch-schwäbischen Dialekt, in dem der Film gesprochen ist (dies gilt auch für Herbert Knaup, der als Erzähler zu hören ist).
Der Münchner Regisseur Aron Lehmann („Highway To Hellas“) drehte mit „Die letzte Sau“ seinen dritten Spielfilm.
Der Soundtrack besteht aus Liedern der Agitprop-Rock-Veteranen Ton Steine Scherben.
DIE KRITIK: „So geht’s nicht weiter“, lautet der Untertitel von „Die letzte Sau“, und dieser Satz wird auch zum Leitspruch des Huber-Bauern, der nicht einsehen mag, dass es ihm als ehrlich arbeitendem Menschen nicht mehr möglich sein soll, ein solides Auskommen zu finden.
Nach dem Abfackeln der Reste seines Hofs begegnet der Mann auf seiner Fahrt durch Deutschland Zeitgenossen, denen es ähnlich ergeht wie ihm: Einem bienenentvölkerten Imker etwa (die Agrarchemie machte den Insekten den Garaus). Oder einem gastfreundlichen Jäger, der aus seinem Haus delogiert wird. Huber wird zum Rebell, der mal eine Ladung Schweine aus dem Tiertransporter befreit oder der nach Maßnahmen sinnt, wie man den Agrarfabriken Sand ins Getriebe streuen kann.
„Die letzte Sau“ ist kein Film, der zur Revolution aufruft, sondern eine Farce, die ökonomische, gesellschaftliche und landwirtschaftliche Realitäten so abbildet, dass sie einfach nur grotesk wirken.
Wenn der Film ein Feindbild hat, dann die profitmaximierenden Konzerne, die der Welt weiszumachen suchen, dass sie zum Wohle der Menschheit arbeiten und nicht für die eigene Tasche. Der Film singt ein Loblied auf den gesunden Menschenverstand und äußert zugleich tiefe Skepsis, ob diesem Verstand noch irgendwer zuhört.
So wird „Die letzte Sau“ zu einer filmisch radikalen Bestandsaufnahme, in der es wegen der vielen bitteren Pointen eine Menge zu lachen gibt. Und der Huber darf am Ende seiner Reise die geliebte Birgit in die Arme schließen. Na dann: Es existiert also noch Hoffnung in der (und für die) Welt.
IDEAL FÜR: Arthaus-Fans, die Freude daran finden, wenn ein ernstes Thema auf sehr skurrile Art umgesetzt wird.