DIE STORY: „Die fast perfekte Welt der Pauline“ ist eine leicht verschrobene und zugleich sehr bezaubernde Romanze aus Frankreich.
Die Titelheldin Pauline (Isabelle Carré) lebt in einer alles andere als perfekten Welt. Als mäßig begabte Alleinunterhalterin bei Kindergeburtstagen oder Seniorenabenden schlägt sie sich mühsam durch.
Eines Tages findet sie einen Schauplatz nicht, an dem sie auftreten soll. An einer Müllkippe weill sie einen Mann um Rat fragen. Doch der überraschte Mann erschrickt so sehr, dass er selbst in die Kippe kippt. Wo er keinen Muckser mehr macht.
Pauline alarmiert die Rettung und haut dann ab, ihrem Auftritt entgegen. Und sie atmet auf, als sie am nächsten Morgen aus der Zeitung erfährt, dass der Mann, er heißt Fabrice (Philippe Rebbot), den Sturz lebend überstanden hat. Allerdings liegt er erstens im Krankenhaus und zweitens im Koma.
Als vorgebliche „Halb-Cousine“ beginnt Pauline, Fabrice täglich zu besuchen. Sie findet seinen Arbeitsplatz (offenbar ist er Musiklehrer) und seine Wohnung. Sie nistet sich dort ein.
Die Sache wird kompliziert, als es eines Tages an der Wohnungstür von Fabrice läutet: Seine Ex-Frau kommt mit dem gemeinsamen Sohn Arsène vorbei und lässt den Knaben gleich in ihrer Obhut. Denn wenn Pauline in der Wohnung ist, muss sie ja auch mit Fabrice verbandelt sein, oder?
Die Sache wird noch komplizierter, als Fabrice das Bewusstsein zurück erlangt. Denn jetzt ist es aus mit Paulines Status als Halb-Cousine. Dafür gibt es viele Fragen, die auf Antwort warten. Und es gibt ein Problem: Pauline hat sich in Fabrice verliebt.
DIE STARS: Autorin/Regisseurin Marie Belhomme, die mit „Pauline“ ihren ersten Film realisierte, stellte ein feines Ensemble ohne große Namen zusammen. Das heißt, einen großen Namen gibt es schon: Isabelle Carré („Die Sprache des Herzens“) zählt zu den führenden Schauspielerinnen Frankreichs. Ihre Rollen brachten ihr sowohl den Filmpreis César als auch den Theaterpreis Molière als beste Hauptdarstellerin ein.
DIE KRITIK: Erst tritt sie als geigenspielende Banane auf, dann als Darth Vader und schließlich als eifersüchtiger Bär: Die melancholische und herzensgute Pauline muss in etliche Kostüme schlüpfen, um das bisschen Geld zu verdienen, mit dem sie so eben über die Runden kommt.
Statt eines Freundes hat sie nur eine Maus im Haus (die sie freilassen will), und statt eines richtigen Berufs nur ihr Dasein als künstlerische Taglöhnerin. Kein Wunder, dass sie der Welt überdrüssig wird, als ihr auch noch das Missgeschick mit dem abstürzenden Fabrice passiert: „Ich fahre jetzt heim und gehe nie mehr raus!“
Doch für solch liebens- und bedauernswerte Wesen hält die Kunst (und auch das Leben) gern kleine Überraschungen bereit. Natürlich verlässt Pauline nach dem ersten Schreck ihr Haus, denn nun hat sie ja eine echte Aufgabe: Sie möchte, nein: muss, den Koma-Patienten Fabrice wieder zurück ins Dasein holen.
So entwickelt sich ein zartes Lustspiel, das auf gegenläufigen Ebenen funktioniert. Einerseits drückt man Pauline die Daumen, dass es durch ihre Mithilfe gelingen möge, den Koma-Mann zu heilen. Und man verfolgt voll Sympathie, wie sie sich ganz arglos in seinem Leben breitmacht. Andererseits aber weiß man natürlich, dass Fabrices Aufwachen für Pauline in jedem Fall ein schmerzliches sein muss: Denn was hat sie in der Welt des Mannes verloren, der sie überhaupt nicht kennt?
Regisseurin Marie Belhomme hält klug Balance zwischen diesen Ebenen. Sie verpackt viele kleine Pointen und Verzierungen in ihre Geschichte hinein. Ihr wichtigster Schachzug: Auch dieser Fabrice, lernt man nach und nach, ist ein liebenswerter Kauz, der – wie Pauline - in einiger Entfernung vom bürgerlichen Mainstream lebt.
Die Bühne für ein originelles Happy End ist also vorbereitet: Pauline und Fabrice sind zwei Charaktere, die auf die Erkenntnis zueilen dürfen, dass sie wie füreinander geschaffen sind. Auch wenn der Weg dorthin voller Umleitungen ist.
IDEAL FÜR: Liebhaber feiner Romanzen mit (alternativ angehauchtem) französischen Flair.