DIE STORY: Sandra Bullock spielt in „Die Wahlkämpferin“ die Spindoktorin Jane Bodine, die sich von einem konservativen Politiker und Oligarchen aus Bolivien engagieren lässt, um ihm zu helfen, die Präsidentschaftswahl in seinem Land zu gewinnen.
Obwohl Jane (genannt „Calamity Jane“) den Standpunkten ihres Auftraggebers reserviert gegenüber steht, wirft sie sich für ihn in den Kampf. Ihr Motto: „Es geht nicht um Ideologie, sondern um den Sieg“. Tatsächlich gelingt es ihr, den Kandidaten Pedro Castillo, der zu Beginn der Kampagne hoffnungslos zurückliegt, nach vorn zu pushen – bis hin zum Gewinn der Wahl.
Dass der Mann quasi noch am Abend des Triumphs beginnt, seine wichtigsten Wahlversprechen zu brechen, nimmt sie mit zynischer professioneller Gelassenheit hin: „Wenn Wahlen etwas verändern würden, dann wären sie verboten.“
DIE STARS: „Die Wahlkämpferin“ ist Sandra Bullocks erster Film seit dem Astronauten-Megahit „Gravity“, der ihr 2013 eine Oscar-Nominierung einbrachte. Joaquim de Almeida („Fast & Furious Five) spielt den Präsidentschaftskandidaten Pedro Castillo. Billy Bob Thornton („The Man Who Wasn’t There“) gibt ebenfalls einen Spindoktor, an den Sandra Bullocks Jane Bodine freilich keine guten Erinnerungen hat.
Regisseur David Gordon Green drehte zuletzt den Indie-Hit „Prince Avalanche“ mit Paul Rudd und den Flop „Manglehorn“ mit Al Pacino.
DIE KRITIK: „Our Brand is Crisis“ lautet der Originaltitel von „Die Wahlkämpferin“. Also: „Unser Markenzeichen ist die Krise“. Ironischerweise passt dieser Titel prächtig, um den Film zu charakterisieren. Denn obwohl sich Sandra Bullock voller Elan die Seele aus dem Leib spielt, ist „Die Wahlkämpferin“ filmisch ein einziges Krisengebiet.
Am Anfang hat man das Gefühl, in einer bissigen Satire über die Zunft der Spindoktoren zu sitzen, die Politiker wie ein Industrieprodukt vermarkten. Doch kaum stolpert Sandra Bullock als Calamity Jane in La Paz aus dem Flieger (Höhenkrankheit – der Airport der bolivianischen Hauptstadt liegt 4.061 Meter über dem Meer), da gerät auch schon die ganze Story ins Wanken.
Einerseits ist „Die Wahlkämpferin“ eine sehr amerikanische Geschichte, in der US-Spezialisten Wahlkampf im US-Stil machen (inklusive gezielter Schmutzattacken gegen die Konkurrenz).
Doch zugleich begibt sich der Film ganz tief in bolivianische Interna, die einem Publikum außerhalb Lateinamerikas herzlich wenig sagen. Und zu allem Überfluss stolpert zwischendurch immer wieder Billy Bob Thornton als Lieblingsfeind von Sandra Bullocks Jane durchs Bild. Der tiefe Konflikt, der offenkundig zwischen den beiden schwelt, wird allerdings nur oberflächlich erläutert.
So wird man im Kino ständig zwischen Farce, Dokudrama (der Film beruht auf einer wahren Geschichte) und Intrigenspiel hin- und hergeworfen, ohne dass man so recht weiß, was Regisseur David Gordon Green mit dieser kuriosen Mischung bezweckt. Obwohl es einige kluge analytische Momente und etliche gute Pointen gibt und obwohl Sandra Bullock wirklich bravourös spielt, sinkt der Aufmerksamkeits-Pegel rasant talwärts.
Sandra Bullock hat mit „Die Wahlkämpferin“ in den USA den größten Kassenflop ihrer Karriere erlitten. Als Zuschauer denkt man wehmütig an Filme wie „Wag The Dog“ oder George Clooneys „The Ides of March“, in denen das Thema der Spindoktorei ganz hinreißend abgehandelt wird. Pointe am Rande: Clooney war auch bei „Our Brand Is Crisis“ als Hauptdarsteller und/oder Regisseur im Gespräch. Doch dann beschränkte er sich auf eine Funktion als Produzent.
IDEAL FÜR: Lateinamerika-Spezialisten und für Fans von Sandra Bullock, die der Oscar-Preisträgerin mal einen schwächeren Film verzeihen.