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Die Sprache des Herzens
Ausbruch aus der Isolation
DIE STORY: „Die Sprache des Herzens“ ist ein eindrucksvolles Schicksalsdrama. Als die 14-jährige Marie (Ariana Rivoire) zu Ende des 19. Jahrhunderts in das französische Kloster Larnay gebracht wird, da fällt ihren Eltern ein Stein vom Herzen. Sie sind mit Marie nämlich heillos überfordert: Das Kind kam taub und blind zur Welt.
Hier in Larnay glauben die Eltern ihre Tochter besser aufgehoben, weil auch noch andere taube Mädchen hier leben. Doch die Oberin und die Schwestern sind vorerst schockiert von Marie: Sie verhält sich wie ein wildes Tier, verweigert Bekleidung und klettert auf Bäume.
Nur die Nonne Marguerite (Isabelle Carré) findet bald einen Draht zu Marie. Marguerite ist überzeugt, dass sie dem Mädchen helfen kann, aus ihrer Isolation auszubrechen – sie bringt Marie eine Art Zeichensprache bei, über die sie sich mit der Umwelt verständigen können soll. Doch die Fortschritte lassen lange auf sich warten, und es braucht viel Geduld, bis Marie und Marguerite ein Stück weiterkommen.
DIE STARS: von „Die Sprache des Herzens“ sind die beiden Hauptdarstellerinnen Ariana Rivoire und Isabelle Carré, die durch ihr intuitives und intensives Zusammenspiel gefallen. Carré zählt zu den arriviertesten Schauspielerinnen des französischen Kinos, Rivoire hingegen ist ein ganz neues Gesicht: Selbst taub, spielt sie die taube und blinde Marie sichtlich mit großer Hingabe und Leidenschaft.
DIE KRITIK: Regisseur Jean-Pierre Améris hat für „Die Sprache des Herzens“ eine auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte erzählt und damit beim diesjährigen Festival in Locarno den Publikumspreis gewonnen. Seine Verfilmung ist warmherzig, aber niemals wirklich kitschig, gefühlvoll, aber niemals zu romantisch, und immer haarscharf an der Grenze zwischen Tragik und Komik.
Der Regisseur, der bereits mit „Die anonymen Romantiker“ (2010) erfolgreich war, legt sein Augenmerk auf die Gesichter und die Gesten seiner Darstellerinnen. Améris zeigt mitunter ganz stille Momente voller Ruhe, in denen er auch den Einsatz von Filmmusik wohltuend außen vor lässt. So entsteht ein in einem bedächtigen Schnittrhythmus angelegtes berührendes Drama, in dem die Figuren ihre Gefühle intensiv ausleben können und dadurch für den einen oder anderen Taschentuch-Moment im Kino sorgen dürften.
„Die Sprache des Herzens“ ist aber keinesfalls ein Trauerspiel: In seinen besten Momenten lässt der Film einen vergnügt dabei zusehen, wie aus Marie ein aufmerksames Mädchen wird, das sich gegen die Widerstände des Lebens erfolgreich zur Wehr setzt.
IDEAL FÜR: Die Freunde französischer Filme kommen auf ihre Kosten.
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