DIE STORY: „Die Migrantigen“ ist eine prächtige Multi-Kulti-Komödie aus Österreich, die die Klischees und die Vorurteile über das Verhältnis zwischen den eingesessenen und den neuen Bürgern des Landes satirisch auf die Schaufel nimmt.
Der Plot: Der Schauspieler Benny (Faris Rahoma) und der Werbemann Marko (Aleksandar Petrovic) sind gebürtige Österreicher, haben aber familiäre Wurzeln in Ägypten bzw. im alten Jugoslawien. Als sie eines Tages ein Sofa über einen Hof schleppen, werden sie zufällig von der TV-Reporterin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) entdeckt, die gerade nach Kandidaten für eine Dokumentation über Migranten in Wien sucht.
Aus Spaß geben sich die beiden als arbeitslose, aber coole Kleinkriminelle aus, was das Interesse der Reporterin erst so richtig weckt. Sie will mit Benny und Marko, die sich ihr als Omar und Tito vorstellen, eine ganze Serie drehen.
Die beiden lassen sich darauf ein, stehen nun aber vor einem Problem: Sie haben keine Ahnung, wie das multikulturelle Leben im Vorstadt-Grätzl, dem (fiktiven) Rudolfsgrund, funktioniert. Also schmeißen sie sich an echte Migranten ran, um sich unter dem Motto „Ich bin kein Tschusch, kann aber einer werden“ in den Regeln dieser Subkultur unterweisen zu lassen. Vor allem der türkischstämmige Juwel (Mehmet Ali Salman) erweist sich da als echtes Juwel.
Die Fernsehleute sind begeistert. Die echten Migranten bekommen aber mit, dass sich da zwei Außenseiter auf ihre Kosten profilieren wollen. Neue Konflikte brechen auf. Und irgendwann erkennen Benny und Marko, dass sie ihre Existenz als Omar und Tito beenden müssen. Am besten mit einem Auftritt im Fernsehen…
DIE STARS: Arman T. Riahi, der im Iran geborene und in Wien aufgewachsene Regisseur von „Die Migrantigen“, zählt mit seinem Bruder Arash T. Riahi und der gemeinsamen Filmfirma Golden Girls Production längst zu den führenden Köpfen der österreichischen Filmszene.
Das Drehbuch zu „Die Migrantigen“ schrieb Arman gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern Faris Rahoma („Zweisitzrakete“) und Aleksandar Petrovic („Wilde Maus“, „Cop Stories“).
Doris Schretzmayer, zuletzt im ORF-Landkrimi „Höhenstraße“ zu sehen, spielt als TV-Reporterin endlich einmal wieder eine große Kino-Rolle. Margarete Tiesel („Paradies: Liebe“) ist die Mutter von Marko und zugleich eine sehr sinnenfrohe Frau. Josef Hader und Dirk Stermann adeln die Komödie mit köstlichen Kurzauftritten.
DIE KRITIK: „Die Migrantigen“: Bei diesem Film passt schon der Titel perfekt, weil er das Wort Migrant genauso enthält wie das Grantigsein, das viele Österreicher im Blut haben. Die lustvoll erzählte und eminent lustige Geschichte, die sich hinter dem Titel verbirgt, sollte dann dazu führen, dass bei den Zuschauern jeder Grant verfliegt – und dazu, dass man die Neubürger des Landes ein bisschen mehr ins Herz schließt.
In Arman T. Riahis Komödie geht es nicht um die aktuellen Flüchtlingsströme, sondern um die Neubürger der zweiten Generation, die häufig, so der Regisseur, „in Österreich recht behütet aufgewachsen sind.“ Was allerdings nicht verhindert, dass sie manchmal von den Eingesessenen ein gewisses „Anderssein“ unter die Nase gerieben bekommen. Und sich selbst, dank ihrer Wurzeln, gelegentlich auch ein wenig „anders“ fühlen.
So eine Gemengelage bietet natürlich reichlich Stoff für Missverständnisse, Vorurteile und kleine Reibereien aller Art. „Die Migrantigen“ benutzt ganz köstlich das Stilmittel des Lustspiels, um all diese Konflikte ins Komische zu ziehen. Wodurch den Konflikten quasi der Zahn gezogen wird. Doch ein ernster Hintergrund bleibt: Der Film wirkt wie ein Spiegel, der einen dazu anregt, sein eigenes Verhalten und seine Anschauungen zu überprüfen.
Das alles findet aber ohne erhobenen Zeigefinger statt, sondern mit klassischem Schmäh: Die Autoren und Protagonisten zeigen, dass sie den Wiener Humor perfekt verinnerlicht haben. Wenn die neuen und alten Österreicher auf der Leinwand zusammenprallen, dann bleibt keine Gelegenheit ungenutzt, daraus trockene Situationskomik zu ziehen.
So ist „Die Migrantigen“ ein ungemein unterhaltsamer Film mit tieferer Bedeutung geworden. Als einziges Manko könnte man einwenden, dass manche Situationen allzu konstruiert wirken, um komplett glaubwürdig zu sein. Doch egal: Die Komödie hat schon bewiesen, dass ihre Wirkung nicht auf Österreich beschränkt bleibt: „Die Migrantigen“ gewann bei den Filmfestivals in Saarbrücken und, man staune, in Nashville jeweils den Publikumspreis.
IDEAL FÜR: Migranten und Grantige aller Herkunftsländer, die Lust auf eine herrlich deftige Multi-Kulti-Komödie haben.