DIE STORY: „Die Lügen der Sieger“ ist der brillant erzählte Versuch, hinter die Kulissen von Macht und Journalismus zu schauen.
Der Berliner Reporter Fabian Groys (Florian David Fitz) ist an einer ganz heißen Geschichte über die Bundeswehr dran. Als er eines Tages die Praktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) an die Seite gestellt bekommt, will er sie mit einer kleinen Geschichte über einen Mann, der in einen Löwenkäfig gesprungen ist, beschäftigen. Aber beide Geschichten scheinen zusammenzuhängen.
Groys ist der Story seines Lebens auf der Spur. Oder ist alles nur Fake und er wird insgeheim von einer Lobby-Organisation gelenkt, ohne dass er es merkt?
DIE STARS: Florian David Fitz als Reporter trägt diesen Film ganz wunderbar. Sein Fabian Groys ist keine Figur aus dem Drehbuch-Setzkasten. Der Kerl hat Ecken und Kanten. Sehr guter Schreiber auf der einen Seite. Gern mit dem Porsche unterwegs. Aber menschlich nicht der Allerfeinste. Nachts treibt er sich zuweilen in illegalen Spielhöllen herum. Und gesundheitlich steht es bei ihm nicht zum Besten. All das spielt Fitz sehr unaufgeregt und angenehm anzuschauen. An seiner Seite die junge Lilith Stangenberg. Der Theaterstar gibt die Praktikantin Nadja beinahe vergeistigt und ätherisch. Sehr ungewöhnlich, aber richtig gut.
Der Star im Hintergrund aber ist Berlin. Selten wurde die Stadt so aufregend und bedrohlich gefilmt. Überall riesige Glasfassaden, hinter denen sich sonst was abspielt. Die Überwachung scheint permanent zu sein. Ein ganz anderes Berlin-Bild als das jeden Tag ab- und totgefilmte.
DIE KRITIK: Regisseur Christoph Hochhäusler gilt als wichtiger Vertreter der sogenannten Berliner Schule der Filmemacher. Seine Filme wie „Milchwald“ oder „Unter Dir die Stadt“ wurden von der Kritik gefeiert, oft aber auch als zu verkopft und schwerfällig wahrgenommen. Davon hat sich Hochhäusler nun freigemacht. „Die Lügen der Sieger“ ist ein klassischer Verschwörungs-Thriller – ein Genre-Film, wie es lange keinen aus Deutschland gegeben hat.
Der Film steigt mit Fabian Groys (Florian David Fitz) ein. Der Mann hat eine glänzende Karriere vor sich. Bei einem politischen Magazin gilt er als der Reporter, der selbst im größten Dreck die Infos findet, die zu einer großartigen Titelgeschichte werden.
Bei seiner neuen Story aber scheint sich Groys verrannt zu haben. Sein Informant, der ihm schon lange etwas über Missstände bei der Altersversorgung bei der Bundeswehr stecken will, ist sehr zögerlich. Groys‘ Chef wird ungeduldig. Er stellt ihm die Praktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) zur Seite. Die liefert ihm per Zufall weitere Details, die aus der Geschichte eine Riesenstory machen könnten.
Stück für Stück wird jedoch klar, dass sich Groys auf verdammt dünnen Eis befindet. Denn all seine Schritte werden von einer Kommunikations-Agentur überwacht. Was die im Schilde führt und wie eiskalt sie gegen den Journalisten vorgeht, das ist packend und zugleich sehr realistisch gefilmt.
Am Ende bleiben Fragen, die schwer zu beantworten sind: Woher bekommt der Journalist seine Informationen? Bis zu welchem Punkt darf man ihm als Medien-Nutzer glauben? Willkommen in der schönen neuen Medienwelt!
IDEAL FÜR: Alle, die intelligentes Kino mögen. Kino, das nicht Flucht aus dem Alltag bedeutet, sondern sich explizit unbequeme Fragen zum Hier und Heute stellt.