DIE STORY: „Die Geschichte der Liebe“ ist ein großes und vielschichtig verschachteltes Melodram, das auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Nicole Krauss basiert.
Der erste Handlungsstrang führt in ein jüdisches polnisches Shtetl kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Die schöne Alma Mereminski (Gemma Arterton) wird von drei Männern umschwärmt; Leo, Bruno und Zvi. Sie entscheidet sich für Leo Gursky (Mark Rendall), der nicht nur ein Charmeur, sondern auch ein begabter Autor ist. Er beginnt, die Geschichte seiner Liebe zu Alma niederzuschreiben.
Dann marschieren die Nazis ein und die Liebenden werden getrennt. Alma gelingt die Flucht nach New York. Leo kommt nach langen Irrwegen Jahre später ebenfalls in New York an. Doch Alma ist mittlerweile mit einem anderen Mann verheiratet.
Ein Zeitsprung ins Jahr 2006. Leo (Derek Jacobi) lebt als alter Mann noch immer in New York. Er blickt auf eine bittere Existenz zurück: Er hat nicht nur seine Alma verloren, sondern auch das Manuskript zu „Die Geschichte der Liebe“, das seit den den Wirren der Flucht aus Europa verschollen ist.
Doch das Leben hält noch einen glücklichen Moment für den Alten bereit. Denn was er nicht weiß: Sein Roman landete auf Umwegen in Chile und wurde dort unter dem Titel „Historia del Amor“ zu einem Erfolg. Und auf noch größeren Umwegen gelangte der Text in den Händen einer 17-jährigen New Yorkerin (Sophie Nélisse), die so wie seine große Liebe heißt: Alma. Der alte Leo und die junge Alma treffen einander im Central Park…
DIE STARS: Ex-Bond-Girl Gemma Arterton verlegt sich mehr und mehr auf interessante Arthaus-Projekte. Parallel zu „Die Geschichte der Liebe“ ist die Engländerin aktuell auch in der famosen Kriegsromanze
„Ihre beste Stunde“ im Kino zu sehen.
Die junge Kanadierin Sophie Nélisse machte sich 2014 durch die Titelrolle in der Bestseller-Verfilmung
„Die Bücherdiebin“ einen Namen.
Derek Jacobi ist einer renommiertesten Bühnen-Schauspieler Englands, macht jedoch immer wieder Abstecher zum Film. In der Rolle des alten Leo pflegt er eine streitbare Freundschaft mit seinem alten Kumpel Bruno, der von Elliott Gould („M*A*S*H“) gespielt wird.
DIE KRITIK: Dem rumänisch-französischen Regisseur Radu Mihaileanu gelang 1998 mit der Tragikomödie „Zug des Lebens“ einer der besten und berührendsten Filme, die jemals über die ausweglose Flucht der Juden vor dem Holocaust gedreht wurden. Mihaileanu hat also ein sicheres Händchen dafür, Traumwelten und harte Fakten zu großer Filmkunst zu verknüpfen. Leider hat ihn dieses Feingefühl im Fall von „Die Geschichte der Liebe“ verlassen.
Der Film mit dem selbstbewussten Titel, der nicht nur eine, sondern
die Geschichte der Liebe erzählen will, leidet zunächst einmal an seiner überkomplizierten Story (die noch viel mehr Seitenstränge bereithält als in unserer Zusammenfassung oben geschildert).
Im hochgelobten Roman von Nicole Krauss funktioniert diese komplexe Struktur – im Film nicht. Mit seinen vielen Zeitsprüngen und mit Nebenhandlungen, deren Geheimnisse erst langsam enthüllt werden, ist „Die Geschichte der Liebe“ allenfalls ein Meisterwerk in der Kunst, die Zuschauer zu verwirren.
Obendrein kleistert die Regie das Spiel mit einer schweren Überdosis Pathos zu. Vom ersten Satz an („Es war einmal ein Junge, der ein Mädchen liebte“) wählt Radu Mihaileanu einen theatralischen, bombastischen Stil, der einem die melancholische Love Story dröhnend um die Ohren haut.
Die Darsteller kommen in dieser Atmosphäre – von der entzückenden Gemma Arterton abgesehen – nicht gut zur Geltung. Der große Derek Jacobi etwa wirkt als vergrämter Leo seltsam uninspiriert und eindimensional. Sophie Nélisse zeigt als New Yorker Teenie nur in Ansätzen das Talent, das sie in „Die Bücherdiebin“ aufblitzen ließ.
So scheitert dieser gewiss sehr gut gemeinte Film massiv daran, seinem Titel gerecht zu werden. „Die Geschichte der Liebe“ ist nur eines von vielen Schicksalsdramen, wie man sie im Kino immer wieder vorgesetzt bekommt.
IDEAL FÜR: Leser von Nicole Krauss‘ Roman, auf dem der Film beruht.