DIE STORY: „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erzählt die Lebensgeschichte des weltberühmten Astrophysikers Stephen Hawking (Eddie Redmayne) und seiner Frau Jane (Felicity Jones). Hawking hat ja nicht nur Standardwerke wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ geschrieben. Er hat, als fast bewegungsunfähiger ALS-Patient, der sich nur mit Hilfe einer Computerstimme verständigen kann, ein besonderes Schicksal zu tragen.
Der Film beginnt während Hawkings Studentenzeit in Cambridge, wo er die Studentin Jane Wilde kennenlernt. In die Euphorie der jungen Liebe platzt 1963, Hawking ist 21 Jahre alt, eine verheerende Diagnose: Die Ärzte stellen bei Hawking eine unheilbare Nervenkrankheit fest und geben ihm nur noch zwei Lebensjahre.
Der junge Mann, dessen wissenschaftliches Talent längst erkannt wurde, ist am Boden – emotional wie auch körperlich. Doch er gibt nicht auf. Er schreibt weiter an seinen Arbeiten und er führt die Beziehung zu Jane fort, die bedingungslos zu ihm steht. Die beiden heiraten.
Zwar raubt die Krankheit, wie von den Ärzten vorausgesagt, Hawking die Kontrolle über seinen Körper. Doch was die Lebenserwartung betrifft, haben sie sich geirrt. Stephen Hawking ist heute 72. Der Film konzentriert sich auf die Jahre bis 1990, in denen er mit Jane zusammen war.
DIE STARS: Regisseur James Marsh, der mit der Seiltänzer-Doku „Man On Wire“ einen Oscar gewann, holte für „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ein hochklassiges britisches Ensemble zusammen. Im Mittelpunkt steht der junge Eddie Redmayne („Les Miserables“, „My Week With Marilyn“), der Stephen Hawking und seine Behinderung auf eindringliche und natürliche Weise nachstellt. Mit Felicity Jones („Like Crazy“, „The Amazing Spider Man 2: Rise of Electro“) als Jane hat er eine ebenbürtige Partnerin.
In wichtigen Nebenrollen glänzen David Thewlis („Harry Potter“, „The Zero Theorem“), Emily Watson („Breaking The Waves“, „Die Bücherdiebin“) und, vor allem, Maxine Peake, die Hawkings Krankenschwester und spätere zweite Ehefrau Elaine Mason spielt.
DIE KRITIK: Der Titel „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ lässt vermuten, dass der Film die wissenschaftlichen Expeditionen Stephen Hawkings, seine Erkenntnisse über Zeit und Raum, in den Mittelpunkt stellt. Doch das ist nicht der Fall. Das BioPic entpuppt sich bald als Schicksalsdrama, das sich vor allem um Liebes- und Krankheitsbelange kümmert.
Gewiss, zu Beginn des Films kommt der Physiker Hawking zu seinem Recht. Doch bald wird klar, wie schwer es ist, die Faszination komplizierter mathematischer Formeln auf die Leinwand zu übertragen. Wenn der junge Hawking dann das Herzklopfen der großen Liebe spürt und kurze Zeit später erstmals zusammenbricht, vollzieht Regisseur James Marsh den Schwenk von der Wissenschaft zum gefühligen Melodram.
Zu dieser Entscheidung mag auch das Ausgangsmaterial für den Film beigetragen haben. „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ basiert auf den Memoiren von Jane Hawking, in denen es naturgemäß weniger um Astrophysik geht als um die Alltagsfragen des Zusammenlebens mit einem genialen, doch schwerstbehinderten Menschen.
Was die Darsteller betrifft, ist der Film ein Genuss. Eddie Redmayne meistert die schwierige Aufgabe, körperlichen Verfall mit der Darstellung geistiger Brillanz zu verbinden, bravourös. Sein Stephen Hawking wirkt authentisch bis ins Detail. Felicity Jones brilliert mit ihrem Porträt einer körperlich zarten, doch mental bärenstarken Frau, die jeden Widerstand überwindet, wenn es um die Liebe zu ihrem eigensinnigen und zerbrechlichen Gefährten geht.
Trotz aller Schauspielkunst hat mich der Film letztlich aber enttäuscht. James Marsh inszeniert in einem erzkonservativen und altmodischen Stil, der durch einen schmachtenden Sechziger-Jahre-Soundtrack nicht besser wird. Bei aller Betroffenheit über das gesundheitliche Leid Stephen Hawkings: Seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen kommen viel zu kurz. Das Versprechen des Titels wird nie eingelöst: Die Entdeckung der Unendlichkeit bleibt in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ nur ein Randthema.
IDEAL FÜR: Verehrer des Wissenschaftlers Stephen Hawking, die mehr über das schwierige Leben des großen Mannes erfahren wollen.