GESAMTEINDRUCK: Das Animations-Abenteuer „Die Eiskönigin 2“ ist eine der schönsten Fortsetzungen, die es je im Kino gegeben hat. Ein Film voller Bildgewalt, Phantasie und Witz.
DIE STORY: Elsa, die Eiskönigin, hat in ihrem zweiten Kino-Auftritt ein Problem. Die Herrscherin über das Königreich Arendelle hört Stimmen. Sie scheinen sie aus der Ferne zu rufen. Als Elsa eines Nachts den Stimmen mit einem Lied antwortet, entfesselt sie Naturgeister, die in einem geheimnisvollen Wald wohnen. Dorthin muss sich Elsa mit ihren Begleitern – dem Schneemann Olaf, dem Rentier Sven, dem treuen Kristoff und ihrer Schwester, Prinzessin Anna – aufmachen, um zu erfahren, wer ihr einst ihre magischen Kräfte verlieh und wie sie einen Konflikt aus der Vergangenheit heute lösen kann.
DIE STARS: Die wahren Helden von „Die Eiskönigin 2“ sind natürlich die Trick-Künstler von Disney rund um das Regie-Duo Jennifer Lee und Chris Buck. Wie hier Herbstwälder und nordische verwunschene Flüsse sowie Naturgewalten dargestellt werden, das ist sagenhaft. Da sind die nächsten Oscars wohl schon so gut wie sicher.
Die deutschen Synchronstimmen wurden sehr gut gewählt. Allen voran, auch weil er die besten Sprüche hat, der Entertainer Hape Kerkeling als Schneemann Olaf. Aber auch gesanglich stimmt wieder alles. Die niederländische Musical-Vokalistin Willemijn Verkaik singt wie schon im „Eiskönigin“-Original fabelhaft die Songs von Elsa, während der deutsche Superstar Mark Forster am Ende des Films bei Elsas Lied „Wo noch niemand war“ seine Stimme in ungeahnte Höhen treiben muss.
DIE KRITIK: Sie hätten es sich leicht machen können, die „Eiskönigin“-Macher um den Produzenten Peter Del Vecho (
siehe Interview). Eine Geschichte mit ein paar neuen Abenteuern plus ein paar frische Songs: Fertig wäre die Fortsetzung des Animations-Megahits gewesen, der vor sechs Jahren alle Kassenrekorde brach.
Aber genau diesen Weg ist man zum Glück nicht gegangen. Gewiss, „Die Eiskönigin 2“ mag nicht mehr so vor Überraschungen sprühen wie das Original. Doch man hat sich etwas ausgedacht, das diesen Film weit über das übliche Niveau von zweiten Teilen erfolgreicher Filme hinaushebt.
Die Fortsetzung ist deutlich erwachsener geraten. Einige der Auflösungen – wie das Schicksal des Schneemanns Olaf – werden kleinere Kinder nicht verstehen. Aber das macht nichts. Man kann ihnen hinterher erklären, dass hier mit einem schlauen Ansatz über das Erinnerungsvermögen von Wasser (das es, wie einige Wissenschaftler meinen, geben soll) Wissen vermittelt wird.
Die Welt der „Eiskönigin“ muss man im zweiten Teil nicht mehr erklären. Wer nicht weiß, worum es sich beim (zeitweise) erfolgreichsten Trickfilm aller Zeiten handelt, hat die letzten Jahre wohl in einer Einöde ohne Kinos zugebracht. Eine kleine Einleitung gibt es dennoch. Der Film startet in der Kindheit von Anna und Elsa.
Ihr Vater erzählt den Schwestern eines Tages von einem magischen Wald, in dem er vor vielen Jahren war. Dort sollte ein großes Fest stattfinden. Stattdessen kam es zu einem furchtbaren Kampf, der die Geister des Waldes derart erzürnte, dass seither niemand mehr den Wald betreten darf. „Uh Papa, das war aber aufregend“, stellt die kleine Anna fest.
Jahre später - in der Jetzt-Zeit - müssen Anna und Elsa aufbrechen, um zu diesem Wald zu kommen. Denn es gibt mehrere Fragen zu klären. Welche magische Stimme hört Elsa? Warum wird sie gerufen? Woher hat Elsa ihre Kräfte? Und – nicht zu vergessen – wo sind eigentlich die Eltern der Prinzessinnen?
Es wird ein Weg voller Abenteuer und Schrecken. Für ganz kleine Kinder vielleicht etwas zu viel. Aber wenn man bedenkt, womit Kinder heute aufwachsen, dürften sie gewaltige Steinriesen und wunderbar animierte Naturgeister nicht abschrecken. Und da Olaf mit von der Partie ist, gibt es immer wieder herrlich absurde Sprüche.
Für die Story von „Die Eiskönigin 2“ haben sich die Autoren einige verblüffende Dinge einfallen lassen. Elsa zum Beispiel trifft am Ende ihrer Reise auf jemanden, mit dem sie nie und nimmer rechnen konnte. Olaf wird einer Gefahr ausgesetzt, bei der man selbst als Erwachsener kurz Schnappatmung kriegen kann.
Und ganz zum Schluss hätte es beinahe etwas für uns völlig Normales, für Disney aber Revolutionäres gegeben: gleichgeschlechtliche Liebe. Doch ganz so weit ist man dann doch noch nicht.
Wie schon im Original ist auch in „Die Eiskönigin 2“ die Musik sehr wichtig. Allerdings: Erneut einen Überhit wie „Let It Go“ aus dem ersten Teil zu kreieren, das wäre illusorisch gewesen. Dieses Lied ist mittlerweile zum Volkslied geworden. Wer einmal erlebt hat, wie „Let It Go“ bei den Weihnachts-Konzerten in der Londoner Royal Albert Hall von mehr als 7.000 Menschen begeistert mitgeschmettert wird, weiß, dass es so einen Song selbst bei Disney maximal einmal im Jahrzehnt gibt.
Aber der Soundtrack des neuen Films ist reich an wunderschönen neuen Liedern, bei denen sich erst noch zeigen muss, wie erfolgreich sie werden. Elsas „Wo noch keiner war“ schraubt sich mächtig in die Gehörgänge. Anna leidet ordentlich in Moll bei ihrem Song „Der nächste Schritt“. Olaf darf in bester Broadway-Manier in „Wenn ich erst groß bin“ davon träumen, wie es als Erwachsener sein wird. Und Kristoff schmettert mit Sven in „Verlassen im Wald“ eine Power-Pop-Ballade, bei der 80er-Jahre-Größen wie Richard Marx vor Neid erblassen dürften. Ganz großes Kino!
IDEAL FÜR: die vielen Fans des ersten „Eiskönigin“-Teils. Und für alle Familien.