DIE STORY: Das in Südtirol gedrehte Drama „Die Einsiedler“ ist ein rauer Heimatfilm der ungewöhnlichen Art.
In einer abweisenden Welt bewirtschaftet die betagte Bergbäuerin Marianne (Ingrid Burkhard) einen Hof, der so abgelegen ist, dass man ihn nicht mit dem Auto erreichen kann, sondern nur zu Fuß oder mit der Materialseilbahn (doch deren Motor geht gern kaputt). Mariannes Mann, gerade aus dem Krankenhaus zurück, ist bei der Arbeit keine Hilfe mehr. Drei ihrer vier Kinder sind vor Jahren bei einem Lawinenunglück gestorben.
Nur ihr Sohn Albert (Andreas Lust) könnte das Erbe auf dem Hof antreten. Aber der Mittdreißiger arbeitet lieber im Tal in einem Steinbruch als oben am Berg. Und obendrein trägt er sich mit dem Gedanken, die Enge seiner Heimat ganz zu verlassen.
DIE STARS: Die beiden Ur-Wiener Maria Burkhard („Ein echter Wiener geht nicht unter“) und Andreas Lust („Schnell ermittelt“) sind nicht nur ein famoses Mutter-Sohn-Gespann. Sie meistern auch nahezu perfekt die sprachliche Hürde, den ganzen Film im Südtiroler Dialekt zu spielen. Auch wenn sie wenig reden - was sie sagen, hat einen authentischen Klang. Kompliment!
DIE KRITIK: Unser Bild von den Alpen ist das eines Urlaubsparadieses mit spektakulären Gipfeln, blauem Himmel, weißem Schnee und/oder grünen Wiesen. Das Südtirol, das man in Ronny Trockers Drama „Die Einsiedler“ sieht, zeigt das genaue Gegenteil.
Hier ist der Himmel meist verhangen, die Hänge sind schlammbraun oder schmutziggrau. Die Gipfel sind natürlich vorhanden, aber sie wirken wie Barrieren, nicht wie Sehenswürdigkeiten.
Der Südtiroler Ronny Trocker wirft in „Die Einsiedler“ einen eindrucksvollen Blick in dieses alpine Anti-Idyll. Die Menschen sind genauso spröde wie die Umwelt, in der sie leben. Die Gabe des Redens ist ihnen fremd, ganz besonders dann, wenn es darum geht, Emotionen in Worte zu fassen.
Der Film, der zu Beginn nicht recht verraten mag, was sein Zentralthema ist, entwickelt mit der Zeit einen starken Sog, der einen immer tiefer in die Story hineinzieht. „Die Einsiedler“ erzählt eine berührende Geschichte über Heimat und Abschied, über eine Mutter und ihren Sohn, die trotz vieler Divergenzen durch ein starkes Band miteinander verbunden sind.