Die Burg

Von der Magie des Theaters


FilmClicks:
„Die Burg“: Vor Vorstellungsbeginn kann auch die Garderobe kurz zur Bühne werden © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: Die Dokumentation „Die Burg“ ist ein filmischer Leckerbissen für Theaterfreunde. Man erhält einen intimen Einblick hinter die Kulissen des Wiener Burgtheaters.
 
DIE STORY: Es beginnt im Kulissendepot, dann geht es weiter zu einer Leseprobe, in die Werkstätten oder in die Bühnenmaschinerie: „Die Burg“ zeigt auf der Leinwand all das, was Theaterbesuchern normalerweise verborgen bleibt. Der Film beobachtet die Mitarbeiter des Burgtheaters, vom Billeteur bis zum Schauspiel-Star, bei ihrer Arbeit und vermittelt einen Eindruck von der ganz besonderen Atmosphäre, die das Leben am Theater so außergewöhnlich macht.

Leseprobe: Die Arbeit an einer neuen Aufführung beginnt © Polyfilm

DIE STARS: Der größte Star von „Die Burg“ ist natürlich die Burg: Das Burgtheater, die größte und (wie viele Beobachter meinen) wichtigste Sprechtheater-Bühne des deutschen Sprachraums. Im Film kommen, beginnend von Direktorin Karin Bergmann, zahlreiche Mitarbeiter des Hauses zu Wort, wobei die Schauspieler Nicholas Ofczarek, Katharina Lorenz und Fabian Krüger am häufigsten zitiert werden.
Regisseur Hans A. Guttner wuchs in Kärnten auf, lebt in München und wurde schon bei den Wien-Besuchen in seiner Jugend vom Burgtheater-Zauber erfasst. Im Kino landete er zuletzt mit einem ganz anderen Thema einen großen Erfolg. Für seine Doku „Bei Tag und bei Nacht“  begleitete er ein Jahr lang einen Landarzt bei seiner Arbeit – seinen Bruder Dr. Martin Guttner aus Oberdrauburg

Nicholas Ofczarek erzählt über das Leben am Burgtheater © Polyfilm

DIE KRITIK: „Claus Peymann hat das Burgtheater vollkommen verändert“, hört man einmal in „Die Burg“, dem Film. „Das war so wie der Vesuv-Ausbruch für Pompeji“. Der das sagt, ist kein Bewohner der Chef-Etage; es ist Herr Schmoll, der Billeteur, und daraus geht zweierlei hervor: Wer hier arbeitet, der macht sich seine Gedanken über dieses große Theater. Und kann sich, egal auf welcher Position, dem Mythos des Hauses kaum jemals entziehen.
„So ein Mythos kann dich auch ein bissl erschlagen“, meint dazu Nicholas Ofczarek, einer der wichtigsten Schauspieler der Burg. An einen Abgang – der ihm dank seiner zahlreichen Filmangebote leicht fallen könnte – denkt er gleichwohl nicht: „Das Burgtheater bedeutet mir sehr viel“.
„Die Burg“ ist ein feiner Film für alle, denen das Burgtheater viel bedeutet. Sei es aktiv, weil sie dort arbeiten, oder als Besucher, die die hohe Qualität der Aufführungen schätzen. Der Dreh sei ein „Abenteuer für beide Seiten“ gewesen, meint Karin Bergmann, die Direktorin: „Unser Theater wurde für zwei Monate zum Freiwild für das Kameraauge, offen, ungeschützt, ungeprobt.“
Regisseur Hans A. Guttner stellt der emsigen Betriebsamkeit des Hauses eine ruhige visuelle Sprache entgegen. Als Zuschauer hat man Zeit, sich auf die Bilder einzulassen und dazu, in den Szenerien auf Entdeckungsreise zu gehen. Als Fundament des Films dienen die Proben zur Premiere des Stücks „Geächtet“ von Ayad Akhtar. Von den Probensituationen schwärmt die Kamera aus zu all den anderen Stationen einer Theaterproduktion – Bühnenbild, Werkstätten, Kostüme -, sodass man nach Art eines Mosaiks einen kompletten Eindruck von all den verschiedenen Arbeiten bekommt, aus denen eine Aufführung entsteht und besteht.
Die Kreativen geben Einblicke, wie sie aus einem Stück Stoff ein prächtiges Kostüm oder aus ein paar Stücken Material ein faszinierendes Bühnenbild entstehen lassen, das die Aufführung trägt und die Fantasie des Betrachters anregt. Und natürlich kommen immer wieder die Schauspieler zu Wort, die über das ewige Auf und Ab ihres Tuns berichten. Nicholas Ofczarek: „Das ist ein relativ harter Beruf, der wunderschön sein kann, selten, und wenn, dann will man in diesen Zustand wieder gelangen, weil es halt so schön ist. Es ist nur sehr selten so.“
Bei den Proben lassen sich die Schauspieler über die Schultern schauen. Diese Passagen laufen im Film erstaunlich sanft und überlegt ab, was damit zusammenhängen mag, dass die Kamera anwesend ist. Denn eines zeigt der Film nicht: Jene besonders intensiven Probensituationen, in denen es auch einmal laut wird und in denen die Regie das Spiel in fast jedem Satz unterbricht, weil um die Bedeutung oder auch um die Betonung einzelner Worte gerungen wird.
Vermutlich ist es ganz gut, dass die Künstler dieses Geheimnis für sich bewahren. Denn Theater ist ja auch Magie – und dazu gehört es nun mal, dass die Magier nicht alle ihre Tricks verraten.
 
IDEAL FÜR: Alle Freunde des Theaters – und speziell des Wiener Burgtheaters. 






Trailer
LÄNGE: 95 min
PRODUKTION: Österreich 2019
KINOSTART Ö: 15.02.2019
REGIE:  Hans Andreas Guttner
GENRE: Dokumentation


BESETZUNG
Katharina Lorenz: sie selbst
Nicholas Ofczarek: er selbst
Fabian Krüger: er selbst