GESAMTEINDRUCK: „Die Berufung“ ist eine fesselnde Mischung aus Biografie, Justiz-und Gerichtssaal-Drama. Es geht um die legendäre US-Juristin Ruth Bader Ginsburg, die in den Siebzigern einen wichtigen Sieg für die rechtliche Gleichstellung der Frauen errang.
DIE STORY: Der Film schildert das Leben und einen der größten Fälle von Ruth Bader Ginsburg (Felicity Jones). In den 1950er Jahren findet die US-Juristin trotz eines exzellenten Uni-Abschlusses keinen Job als Rechtsanwältin, weil keine der großen New Yorker Kanzleien bereit ist, eine Frau in dieser Position einzustellen. Also nimmt sie eine Professur an, wo das Thema
Geschlechtliche Diskriminierung und das Recht ihr Spezialgebiet wird. Um 1970 wird sie durch ihren Mann Martin D. Ginsburg (Armie Hammer) auf einen Fall aufmerksam gemacht, der die Gleichstellung der Frauen entscheidend vorantreiben könnte. Die Juristin macht sich an die Arbeit.
DIE STARS: Die britische Schauspielerin Felicity Jones erhielt 2015 für die Rolle der Ehefrau von Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ eine Oscar-Nominierung. Durch ihren Auftritt als Rebellin Jyn Erso in „Rogue One: A Star Wars Story“ wurde sie auch bei Action-Fans populär.
In „Die Berufung“ spielt die Engländerin nun eine der prominentesten Juristinnen der USA. Die mittlerweile 85-jährige Ruth Bader Ginsburg ist seit 1993 Richterin am Supreme Court, dem höchsten Gericht der USA.
Armie Hammer („The Social Network“) spielt Felicity Jones‘ Film-Ehemann Martin D. Ginsburg. Oscar-Preisträgerin Kathy Bates („Misery“) treibt als Juristin Dorothy Kenyon die Dinge in „Die Berufung“ entscheidend voran.
DIE KRITIK: Die Juristerei gilt vielen Zeitgenossen als trockener Beruf, dessen Vertreter ein freudloses Dasein zwischen Buchstaben und Paragraphen fristen. Wer mit diesem Vorurteil bewaffnet „Die Berufung“ anschaut, wird sich erstaunt die Augen reiben. Denn dieser ernsthafte, seriöse und zugleich spannungsgeladene Film könnte jederzeit auch als Promotion-Video für eine Juristen-Karriere durchgehen. Mit der Botschaft: So aufregend und wichtig kann der Umgang mit Gesetzen sein.
Der deutsche Titel „Die Berufung“ weist schon darauf hin, dass jene Sequenzen im Mittelpunkt stehen, in denen der Film zum Gerichtssaal-Krimi wird. Doch die Produktion hat weit mehr zu bieten.
„Die Berufung“ ist zunächst einmal ein fesselndes Porträt der in den USA hochverehrten Juristin und späteren Richterin Ruth Bader Ginsburg. Darüber hinaus schildert das Drama, wie schlecht es in den Jahrzehnten nach 1950 noch um die Frauenrechte bestellt war – in einer Zeit, als die Männer (nicht nur) in den USA davon überzeugt waren, dass Frauen in der Arbeitswelt die zweite Geige zu spielen hätten.
Und schließlich schafft es der Film, einen hochkomplizierten juristischen Fall, in dem es um die Gleichstellung von Mann und Frau geht, so leichtverständlich und spannend aufzubereiten, dass man gebannt im Kinosessel sitzt. Wobei man Ruth Bader Ginsburg (sowie der Sache der Frauen) die Daumen drückt.
Wenn man diesem ungewöhnlichen Drama etwas vorwerfen kann, dann höchstens, dass Regisseurin Mimi Leder vielleicht zu viele Themen in die zwei Stunden Spielzeit hineinpackt. So manche Details, in die man sich gern vertiefen würde, werden nur oberflächlich skizziert. Doch das kann den starken Eindruck, den „Die Berufung“ hinterlässt, nicht mindern. Zum mitreißenden Kino-Erlebnis tragen auch die ausgezeichneten Darsteller – voran Felicity Jones, Armie Hammer und Kathy Bates – bei, die ihren realen Filmfiguren jede Menge Leben und Intensität einhauchen.
IDEAL FÜR: Freunde und Freundinnen spannend verfilmter Dokudramen, in denen es um wichtige gesellschaftliche Entwicklungen geht.