DIE STORY: „Desaster“ ist eine deutsche Krimi-Groteske über sieben Menschen, die vom Reichtum sehr viel, von ehrlicher Arbeit aber gar nichts halten. Im Zentrum stehen die Profi-Killer Ed (Justus von Dohnáhnyi) und Mace (Jan Josef Liefers). Sie begleiten den Schweizer Anwalt Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt) als Bodyguards nach St. Tropez, wo der Jurist vorhat, dem Gangsterboss Mischa (Milan Peschel) gegen gute Bezahlung Justizgeheimnisse zu verraten.
In Mischas Welt spielen zwei Damen große Rollen. Seine Mutter (Angela Winkler) wacht über den prall gefüllten Tresor. Seine Gemahlin Lydia (Anna Loos) ist zwar sexy, aber in keiner Hinsicht treu. Sie will selbst an die gut versperrte Kohle ran. Also verführt sie Dr. Würsch – erst im Bett und dann zu einer Finte, die ihr den Zugang zum Tresor eröffnen soll. Das Geld plant sie dann mit dem feschen Bodyguard Johann (Maximilian Simonischek) zu verprassen, der allerdings insgeheim wieder ganz eigene Pläne hat.
Das einzige, was die Herrschaften eint, ist ihre Gier. Doch ihre Ränkespiele führen schnurstracks zu Ereignissen jener Art, die der Filmtitel beschreibt. Also direkt zum „Desaster“.
DIE STARS: Die Besetzungsliste von „Desaster“ ist alles andere als desaströs. Hier versammeln sich Topstars des deutschen Films und Fernsehens.
Justus von Dohnányi spielt nicht nur den dämlichen Killer Ed – er schrieb auch das Drehbuch und führte Regie. Jan Josef Liefers, als Münsteraner „Tatort“-Star einer der beliebtesten Schauspieler Deutschlands, wagt als cooler Killer Mace den Sprung auf die dunkle Seite des Gesetzes.
Anna Loos („Weissensee“), im wirklichen Leben mit Liefers verheiratet, spielt hier die Gemahlin von Milan Peschel („Der Nanny“). Stefan Kurt und Angela Winkler sind nicht nur hervorragende Film-, sondern auch berühmte Bühnen-Schauspieler. Max Simonischek ist der Sohn des österreichischen Theater- und TV-Stars Peter Simonischek.
DIE KRITIK: „Desaster“ ist einer jener Filme, bei denen man sofort weiß, dass hier kein Wort ernst gemeint ist. Hier geht es darum, einen schrillen Spruch nach dem anderen auf die Leinwand zu wuchten und dabei nie die Erzeugung von Leichen aus dem Blickwinkel zu verlieren. Wobei die Tötungsmethoden ähnlich originell sein wollen wie die Pointen. Haut nicht ganz hin: Das Resultat ist greller Thriller-Trash.
Die Probleme des Films beginnen damit, dass er es nicht schafft, seine Geschichte komplett mit filmischen Mitteln zu erzählen. Am Anfang braucht’s eine Stimme aus dem Off, die den Zuschauer ausführlich vorbereitet auf die reichlich verworrene Thriller-Handlung. Neben dem schon erwähnten Tresor spielen im Kriminallfall dann auch ein enger Kamin, ein Paar Handschellen, ein tödlicher Kugelschreiber, ein blutroter Lippenstift und eine Motoryacht mit einziehbarer Badeleiter wichtige Rollen.
Das Ensemble schleppt sich von Pointe zu Pointe dahin. Da ist dann mal von der allgemeinen Einstellung zum Leben die Rede („ich rauche gern, ich ficke gern, ich habe Angst vor meiner Mama“). Mal drückt einer der Herren seine reservierte Einstellung gegenüber den Frauen aus („ich traue niemand, der einmal im Monat blutet und nicht stirbt“). Und sehr häufig folgen die Scherze einem Satz, der im Film ebenfalls vorgetragen wird: „Ihr Deutschen tendiert zu Fäkalflüchen“.
Wer solche Sprüche lustig findet, wird sich halbwegs gut unterhalten. „Desaster“ setzt voll auf makabre Action und schwarzen Humor, bleibt aber hinter den Hits des Genres wie etwa Guy Ritchies „Bube, Dame, König, grAS“ weit zurück.
„Alles lief nach Plan. Aber der Plan war kacke“, heißt es im Werbeslogan zu „Desaster“. Vielleicht ist dieser Spruch ja als Selbsterkenntnis gemeint. Immerhin sorgt das famose Ensemble dafür, dass der Film auch in peinlichen Momenten eine gewisse Virtuosität ausstrahlt.
Justus von Dohnanyi ist, mit Filmen zwischen „Das Experiment“, „Buddenbrooks“ und George Clooneys „Monuments Men“, einer der besten Schauspieler der deutschen Szene. Für „Desaster“ wird ihm die Nachwelt allerdings eher keine Kränze flechten. Macht nix: „Nachwelt“, hat Dohnanyi ins „Desaster“-Drehbuch geschrieben, „ist was für Loser“.
IDEAL FÜR: Freunde von Desastern.